Alicante: Archäologin rettete „Stadt des Lichts“- Schwedin mit 97 gestorben

Am 21. Januar 2021 starb Solveig Nordström an der Costa Blanca. Alicante verdankt der Schwedin, dass Spaniens Diktatur nicht die Römer-Siedlung Lucentum abriss.
Alicante – Dass Alicante eine „Stadt des Lichts“ ist, wussten schon vor 2.200 Jahren die Römer. Lucentum, mit „lux“ wie „Licht“ im Wort, nannten sie die Siedlung, die sie von den Karthagern erobert hatten. Doch fast wäre die Erinnerung an dieses Ur-Alicante an der Costa Blanca erloschen. Lucentum wäre einem Abriss zum Opfer gefallen - wäre da nicht in Spanien eine Frau aus dem Norden gewesen, deren Licht auf Erden Anfang des Jahres 2021 ausging: die Schwedin Solveig Nordström. Der Archäologin widmete etwa das Archäologie Museum MARQ der Provinz Alicante nun den internationalen Tag der Frau.
Alicante | Stadt in Spanien |
Fläche: | 201,3 km² |
Bevölkerung: | 1,863 Millionen |
Alicante: Archäologin rettete „Stadt des Lichts“- Schwedin mit 97 gestorben
Am 21. Januar starb die 97-Jährige in Benidorm, wo Solveig Nordström seit Jahren zu Hause war. Als 22-jährige Archäologiestudentin kam sie an die Costa Blanca, unbeeindruckt von Franco, angelockt vom Potenzial Spaniens, praktische Archäologie zu betreiben. Die Zeitung „Información“ vom 30. Dezember 1955 beschrieb sie als „blonde Frau mit schlanker Figur, Brille Typ Marilyn, korrekt Spanisch sprechend“. Da ahnte wohl noch niemand, dass die Schwedin an der Küste von Alicante nicht nur Geschichte erforschen, sondern auch selbst machen würde.
Am bekanntesten ist an der Costa Blanca die Episode aus den 60ern, als Solveig Nordström Lucentum - die ursprüngliche „Stadt des Lichts“ - vor dem Abriss bewahrte. Die Archäologin hörte, dass der von Diktator Franco regierte Staat den privaten Grund der antiken Stätte an sich gerissen hatte, um neue Wohnblocks darauf zu bauen. Empört löste die Schwedin einen Medienalarm bis nach Skandinavien aus und legte sich in die Römersiedlung, als die Bagger kommen sollten. Wohl wegen ihrer Herkunft aus dem Ausland ließ die Diktatur sich tatsächlich vom Plan abbringen, die historische „Stadt des Lichts“ (siehe Luftbild) zu bebauen.
Alicante: Archäologin Solveig Nordström eroberte Herz der Costa Blanca
Die römische „Stadt des Lichts“ im Norden der heutigen Stadt Alicante wurde umzäunt und stehengelassen, jedoch lange auch nicht gefördert. Erst in den 90ern nahm sich die Provinzverwaltung Lucentum an und modellierte es in eine faszinierende Enklave – umringt von staunenden Betonklötzen aus dem 20. Jahrhundert – um. Doch schon in den 50ern hatte Solveig Nordström sich bei Grabungen in Guardamar und Elche an der Costa Blanca verdient gemacht. Später betrieb die Schwedin die Reform des Archäologiemuseums der Provinz Alicante, heute MARQ. Nach ihrem Tod meldeten sich auch Orte wie Elda zu Wort, wo sie als Erste die iberische Stätte El Monastil international verbreitete.
Das Herz der Costa Blanca eroberte Solveig Nordström nicht nur als unerschrockene Feldforscherin, sondern auch als großer Fan von Spanien und seiner Kultur. Ihre Doktorarbeit für die Uni Stockholm schrieb die Frau, die 14 Sprachen gesprochen haben soll, auf Spanisch, wofür sie laut eines Interviews mit der Uni Alicante in Schweden Spott erntete. Warum sie nicht eine „zivilisierte Sprache“ gewählt hätte, wurde die Schwedin gefragt, worauf Nordström antwortete: „Spanisch ist zivilisierter als Schwedisch. Weil es beinahe Latein ist.“
Costa Blanca: Solveig Nordström rettete Ur-Alicante - Infos zu Besuch in Lucentum
Noch kurz vor dem Tod beendete Solveig Nordström einen Artikel über die punische Göttin Tanit. Nach Spanien brachte sie auch gesellschaftiche Impulse, etwa indem sie – noch unter Franco – Yoga in Benidorm unterrichtete. Hier gründete die auch sehr spirituell veranlagte Schwedin zudem ein spiritistisches Zentrum. Möge sie nun in Frieden ihre neue Stätte erforschen.

Sie wollen die römische „Stadt des Lichts“ Lucentum besuchen? Vor dem Archäologie-Museum im Freien finden Sie den hübschen Park Solveig Nordström. Alle Informationen finden Sie unter Alicante Turismo. Beachten Sie die geltenden Coronavirus-Regeln im Land Valencia. Eine spektakuläre Aussicht, die erkennen lässt, wie bedroht die Stätte vom Stadtbau des 20. Jahrhunderts war, bietet der Aufstieg auf die Serra Grossa, den Berg der Stadt Alicante. Römische Schätze hat die spanische Küste am Mittelmeer übrigens jede Menge, so das römische Theater von Cartagena.