Allerheiligen an der Costa Blanca: Ein Ausflug zu den schönsten Friedhöfen der Region

Zu Allerheiligen gedenken auch die Menschen in Spanien ihrer Verstorbenen. Ein Ausflug zu den sehenswertesten Friedhöfen der Costa Blanca.
Alicante – Auch in Spanien hat Halloween mit Plastikkürbissen, jeder Menge Süßem und billigen Kostümen das traditionelle Allerheiligen längst in den Hintergrund gedrängt. Doch zumindest die ältere Generation widmet die Tage rund um den 1. November dem Gedenken an ihre Verstorbenen. Deren Gräber werden in den Tagen vor dem Feiertag – Todos los Santos – besonders herausgeputzt, und der Gang auf den Friedhof am 1. November ist auch an der Costa Blanca für viele noch immer ein Muss. Außerdem ist der Feiertag mit einigen anderen Bräuchen verbunden.
Riesige und stimmungsvolle Waldfriedhöfe oder Ruheforste, durch die man in Deutschland und anderen zentraleuropäischen Ländern spazieren kann, mag man in Spanien vermissen. Doch auch an der Costa Blanca gibt es einige sehenswerte Friedhöfe, auf denen sich Stille und Gedenken auf besondere Weise erleben lassen und deren Besuch sich vor allem rund um Allerheiligen lohnt.
Costa Blanca: Zu Allerheiligen werden die Gräber hergerichtet
Das Juwel unter den Friedhöfen an der Costa Blanca ist der Cementerio de San Antonio Abad in Alcoy im Hinterland der Costa Blanca - und ein Besuch lohnt sich sicher nicht nur an Allerheiligen. Stattliche Mausoleen und Familiengräber, Grabnischen von Geistlichen und einfache Erdgräber sind das jenseitige Abbild der Alcoyaner Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Hier liegen die reichen Unternehmer der einst wichtigsten Industriestadt der Provinz Alicante, die sich ihre letzte Ruhestätte protzig in Stein meißeln ließen. Da ruhen die Priester Alcoys, ordentlich getrennt von den Nonnen des Klosters San Agustín. Dort haben berühmte Söhne und Töchter der Stadt, aber auch die einfachen Einwohner ihre letzte Ruhestätte gefunden.

Ein Streifzug vorbei an den verschiedenen Grabmonumenten der High Society Alcoys ist ein architektonischer Rundgang durch die Stile Art Nouveau, Déco, Modernisme – und die wilde Mischung verschiedener Stile. Besonders sehenswert ist etwa das im akademischen Stil erbaute Pantheon der Familie Gosálbez-Barceló von 1838, das vom alten Friedhof Alcoys zum „neuen“ Cementerio de San Antonio Abad gebracht wurde. Oder das Familiengrab von Agustín Gisbert, Gründer der Streichholzfabrik La Mistera, das ein prähistorisches Dolmengrab imitiert und dessen „Ángel del Silencio“ von Bildhauer Lorenzo Ridaura ohne Zweifel eine der schönsten Skulpturen auf dem Friedhof ist. Einzigartig sind die unterirdischen Galerien des Alcoyaner Friedhofs, beeindruckende Katakomben, an deren Wänden sich Nischengräber befinden, die vor Allerheiligen geputzt und mit neuen (Plastik)Blumen versehen werden.
Allerheiligen an der Costa Blanca: Friedhof in Alcoy beeindruckt mit Mausoleen
Wer sich Zeit lässt, wird ganz besondere Gräber und Ecken hier im Hinterland der Costa Blanca entdecken. Wie etwa das Pantheon im militärischen Teil des Friedhofs, in dem zwölf Mitglieder des Infanterieregiments Vizcaya Nummer 51 liegen, die bei einem Zugunglück am 22. Dezember 1922 zwischen Agres und Ontinyent ums Leben kamen. Oder den 1909 eröffneten zivilen Friedhof, der durch eine gemauerte Wand vom religiösen Teil abgetrennt war. Die Tür, die zwischen dem geistlichen und dem zivilen Teil des Friedhofs existierte, wurde 1939 mit dem Sieg der Franquisten zugemauert, um jede Verbindung zu den „Ungläubigen“ zu kappen. Heute ist er wieder über eine Treppe auch von innen begehbar. Der Cementerio Civil nimmt den Besucher durch seine Schlichtheit und Wildheit gefangen. Religiöse Symbole fehlen, stattdessen finden sich auf den Grabsteinen Gedichte oder auch Inschriften, die auf den Glauben hindeuten, der Verstorbene lebe auf einem anderen Planeten weiter.
Angesichts der interessanten Geschichte und architektonischen Besonderheiten des Friedhofs empfiehlt sich eine der geführten Touren über den Cementerio de San Antonio Abad. Informationen auf der Webseite von Quality Tours Mariola oder unter Tel. 965 051 700. Zu Allerheiligen beziehungsweise Halloween sind besondere Touren im Programm. Der Friedhof ist im Herbst und Winter täglich von 7.30 bis 18 Uhr geöffnet.
Friedhöfe an der Costa Blanca: Allerheiligen in Alicante
Der Friedhof der Provinzhauptstadt Alicante im Stadtteil Ciudad d’Asís wird immer die letzte Ruhestätte zweier antagonistischer Figuren des Spanischen Bürgerkriegs sein. Auf dem Cementerio Nuestra Señora del Remedio findet sich etwa das helle Grab des Dichters Miguel Hernández, in dem auch seine tapfere Witwe Josefina Manresa ruht. Etwas weiter befindet sich der unheimliche, eingesperrte Kenotaph (Scheingrab) des Gründers des spanischen Faschismus, José Antonio Primo de Rivera, der an der Costa Blanca erschossen und Jahre später im faschistischen Monument Valle de los Caídos neben Diktator Franco bestattet wurde. Miguel Hernández’ Grab markiert den Endpunkt der Senda del Poeta, ein Wanderweg ab Orihuela, dem Geburtsort des Dichters. Auch dem alicantinischen „Mann aus Bronze“, Maler Gastón Castelló, dem Gründer der Hogueras-Fiestas, Jose María Py, und dem Architekten José Guardiola Picó wird hier an Allerheiligen gedacht. Wo andere berühmte Persönlichkeiten Spaniens begraben sind, lesen Sie in unserem Allerheiligen-Reiseführer.
Der Stadtfriedhof wurde 1918 nach den Plänen des Architekten Francisco Fajardo Guardiola begonnen und 1925 eingeweiht. Allerdings zwang eine Grippe-Epidemie an der Costa Blanca die Stadt dazu, bereits 1918 ein Massengrab dort anzulegen, noch bevor der Friedhof offiziell in Betrieb genommen wurde. Im Jahr 1931 fand der definitive Umzug der Friedhofsverwaltung auf den Cementerio Nuestra Señora del Remedio statt, der alte Friedhof im Viertel San Blas wurde geschlossen.
Der Stadtfriedhof von Alicante ist montags bis freitags von 8.30 bis 18 Uhr geöffnet, am Samstag, am Sonntag und an Feiertagen von 8.30 bis 13.30 Uhr. Vom 29. Oktober bis Allerheiligen öffnet er von 8.30 bis 18 Uhr.
Allerheiligen an der Costa Blanca: Friedhöfe in Bergdörfern
Fast 500 Meter über dem Meeresspiegel liegt zu Füßen der Sierra Aitana, dem höchsten Gebirge an der Costa Blanca, der wunderschöne Friedhof von Sella – die Nekropolis einer Gesellschaft aus Bauern und Arbeitern. Terrassen aus Stein reihen sich wie Treppen dem mächtigen Kalksteinmassiv entgegen. Abends fällt ein warmes Licht auf einen Obelisken aus dem 19. Jahrhundert, der seinen Schatten wie eine Sonnenuhr über die Steinkreuze wirft. Wer möchte, kann sich in Sella außerdem auf die Ruta del Agua begeben. Der Friedhof von Sella ist zu Allerheiligen und auch sonst durchgängig geöffnet.

Kaum ein Friedhof in der Gegend liegt so malerisch wie der ehemalige Totenacker in der Burgruine von Polop de la Marina. Der kleine Ort im Hinterland der Costa Blanca hat den alten Cementerio so umgestaltet, wie ihn auch der berühmte Schriftsteller Gabriel Miró in seinen Erzählungen beschrieb. Wer den steilen Aufstieg im Zickzack überwunden hat, wird mit tollen Ausblicken über die Marina Baja und viel Idylle belohnt. Nicht umsonst bewarb er sich auch schon um den Titel als schönster Friedhof Spaniens – warum er ihn nicht gewann? Eigentlich ein Rätsel. Burg und alter Friedhof sind tagsüber bis etwa 22 Uhr geöffnet.
Zum Thema: Von wegen letzte Ruhe - Wo Spaniens berühmteste Tote liegen, oder auch nicht - ein Allerheiligen-Reiseführer.