„Der Fluss ist eine Kloake“ - Umweltschützer sorgen sich um Alteas Río Algar

Umweltschützer sorgen sich um den Zustand des Río Algar: Die wachsende Bevölkerung in Altea und Umgebung - und deren Abwasser - machen dem Fluss zu schaffen.
Altea - Vor 230 Jahren schrieb der renommierte Botaniker Antonio José Cavanilles über den Río Algar in Altea: „Seine Gewässer haben die Eigenschaft, auf ihrer Reise zum Meer rein zu bleiben.“ Heute nennt Umweltschützer Damià Devesa den Fluss eine „Kloake“, seinen Zustand „beschämend“ und „Besorgnis erregend“. Zum internationalen Tag des Handelns für die Flüsse am 14. März haben nun mehrere Umweltschutzorganisationen auf den „bedauerlichen Zustand“ des Flusses, der in Altea ins Meer mündet, aufmerksam gemacht.
Abwasser im Fluss: Wachsende Bevölkerung macht Río Algar in Altea zu schaffen
Schuld daran ist nach Meinung der Umweltschützer vor allem Abwasser, das nicht ausreichend geklärt in den Fluss geleitet wird – nicht nur aus Altea, sondern auch aus den oberhalb gelegenen Gemeinden wie La Nucía oder Polop. „Seit Jahren gilt im ganzen Kreis Marina Baja nur eins: wachsen, wachsen, wachsen“, meint auch der Biologe und ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende des Naturparks Sierra Helada, Joan Piera. Die Gemeinden sind allesamt größer geworden, die Kläranlage in Altea jedoch ist seit Mitte der 80er Jahre dieselbe.
„Noch 1983 war das Wasser im Río Algar eine einzige schwarze Brühe. 1986 wurde die Kläranlage gebaut, und der Zustand verbesserte sich. Mittlerweile ist diese Anlage aber völlig überlastet“, meint Piera. Die Mündung des Algar in Altea ist zwar längst eines der geschützten Feuchtgebiete an der Costa Blanca und seit 2016 Teil des Naturparks Sierra Helada – gebracht hat dieser Status aber offenbar nicht viel.
Wachsen ja, aber gut geplant: Neue Kläranlage könnte Algar-Fluss in Altea entlasten
„Wir haben nichts dagegen, dass sich die Gemeinden entwickeln und wachsen“, stellt Devesa klar. „Aber bei der Bauplanung muss die Umwelt berücksichtigt werden. Zumal wir nicht genug Wasser für so viele neue Bewohner haben – und der Klimawandel tut ein Übriges. Bevor wir mehr Wohnungen bauen, müssten Entsalzungsanlagen oder Trinkwasseraufbereitungsanlagen errichtet werden“, fordert Devesa. Auch die heutige Form der Landwirtschaft, einst in perfektem Einklang mit dem Fluss, ist laut Piera ein Problem - nicht nur für den Algar-Fluss in Altea. Extrem durstige Avocados ersetzen immer mehr die genügsameren heimischen Mispeln.
Neben dem Zustand des Flusses in Altea selbst sorgen sich die Experten auch um die Fauna – 1.500 verschiedene Pflanzen wachsen in der Marina Baja, darunter einige endemische. Durch den Erschließungsplan PAI La Serreta in La Nucía sei nun die Gamander-Art Teucrium lepicephalum in Gefahr, eine Pflanze, die hier weltweit einzigartig ist und deren wenige noch vorhandene Exemplare unter Schutz stehen.
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„Wir haben den Fluss zerstört“ - Umweltschützer zum Zustand des Algar in Altea
„Wir haben eine unserer wertvollsten natürlichen Ressourcen zerstört“, meint Biologe Piera mit Blick auf den Río Algar in Altea. Und: „Die künftigen Generationen werden nichts mehr davon haben.“ Die Umweltschützer fordern nun dringend den Bau einer zweiten Kläranlage, auch mit Blick auf die vielen Neubauten etwa in Polop, La Nucía oder Callosa d’en Sarrià. Aktuell gibt es dafür jedoch keine Pläne, stattdessen soll die bestehende Anlage um eine dritte Klärstufe erweitert werden.