Bauskandal an der Costa Blanca: Nach 20 Jahren Lizenz für Llíbers illegale Häuser?

Vor 20 Jahren erschütterte ein Bauskandal die Costa Blanca, die Opfer waren meist ausländische Residenten. Jetzt dürfen sie darauf hoffen, dass ihre illegalen Häuser in dem kleinen Dorf Llíber endlich legalisiert werden.
Llíber - „Es ist das erste Mal, dass ich das Gefühl habe, dass wirklich was passiert“, sagt eine Engländerin am Ende der Versammlung, zu der am Montag, 13. Februar, alle Residenten, die vor 20 Jahren dem Bauskandal um die illegalen Häuser in Llíber zum Opfer gefallen waren, ins Centro Social des Dorfs eingeladen worden waren. Bei dem Treffen, das die Bürgerbewegung gegen Baumissbrauch in Llíber, AULN, organisiert hatte, erklärten der valencianische Generaldirektor für Urbanismus, Vicente García, und der Brite John Kirby alles Wissenswerte rund um die sogenannte Minimierungslizenz MIT der valencianischen Landesregierung. Ein Instrument, das es erlaubt, unter bestimmten Bedingungen vor 2014 illegal auf nicht bebaubarem Grund errichtete Häuser an der Costa Blanca im Nachhinein zu legalisieren.
Die Menschen in Llíber dürfte diese Regelung wegen des Bauskandals, der vor 20 Jahren Thema über die Grenzen der Costa Blanca hinaus war, wohl ganz besonders interessieren. „Wir leben seit 20 Jahren in Sorge darum, ob unsere illegalen Häuser jemals legalisiert werden“, sagt AULN-Präsident Adrian Hobbs. Zwischen 1999 und 2004 wurden in Llíber 292 Häuser vor allem an ausländische Residenten – in der Mehrheit Briten, aber auch einige Deutsche – verkauft. „Wir haben die Häuser in dem Glauben erworben, dass alles korrekt ist“, sagt Adrian Hobbs.
Bauskandal um illegale Häuser an der Costa Blanca betraf vor allem ausländische Residenten
Doch das war es nicht und der Fall zeigt, wie leicht gerade ausländische Residenten immer wieder Opfer illegaler Machenschaften werden. Zwar lagen vom Rathaus ausgestellte Baulizenzen vor, doch wie später ans Licht kam, waren sie nicht gültig. 2009 wurden die Ermittlungen gegen 19 in den Bauskandal an der Costa Blanca verwickelte Personen aufgenommen, darunter der damalige Bürgermeister José Más (PP), Stadträte, der Gemeindearchitekt, mehrere Bauunternehmer und auch der jetzige Bürgermeister und damalige Stadtrat José Juan Reus (PP). Bis heute lässt das Urteil im Fall der illegalen Häuser auf sich warten.
„Wir wollen keine Entschädigung und wir wollen auch nicht, dass alle ins Gefängnis wandern“, stellt Adrian Hobbs klar. „Wir wollen einfach nur ein legales Haus in Spanien, ohne dass wir darauf noch jahrelang warten müssen.“ Viele der damaligen Käufer illegaler Häuser seien mittlerweile schon verstorben, das belastete Erbe an Nachfahren weitergegeben worden. Mit den entsprechenden Folgen. Baustrom statt regulärer Strom, keine Hausversicherung, keine Zuschüsse, Probleme beim Hausverkauf, und so weiter. „Und das bei Menschen, die ihren Lebensabend planen möchten“, sagt Hobbs, der mit seinen 65 Jahren zu den Jüngeren der meist ausländischen Residenten zählt und nun wie alle anderen mehr denn je hofft – auf die MIT und damit auf eine Lösung des Bauskandals.

Unkompliziert vom illegalen zum legalen Haus: Hoffnung an der Costa Blanca
Diese nachträgliche Lizenz zu erlangen, sei erstaunlich leicht, verspricht John Kirby, der in einem Kanal für ausländische Residenten an der Costa Blanca Videos mit Erklärungen und Schritt-für Schritt-Anleitungen zusammengestellt hat. Llíbers Rathaus will sich übrigens, trotz laufenden Gerichtsverfahrens wegen des Bauskandals, der Lizenzvergabe nicht in den Weg stellen. Das bestätigt Bürgermeister José Juan Reus gegenüber der CN. Mehr noch: Da nicht wenige Hausbesitzer vom Rathaus trotz ihrer illegalen Häuser bereits eine Wohnbescheinigung erhalten haben, können viele manch einen Verwaltungsschritt zur Erlangung der MIT überspringen.
Aber auch für alle anderen sei der Prozess „unkompliziert“, sagt Kirby. Sollte der Albtraum der illegalen Häuser also nach 20 Jahren tatsächlich ein Ende haben? Viele Besucher des Treffens mögen es noch nicht recht glauben, die Stimmung schwankt zwischen Hoffnung und Skepsis. „Ich bin einer der letzten Überlebenden von damals“, sagt ein britischer Resident. „Unkompliziert“, so wie jetzt in Aussicht gestellt, sei es bisher noch nie gewesen.