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Zukunft oder Alptraum? Riesiges Baugebiet an Costa Blanca spaltet Gemüter

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Von: Judith Finsterbusch

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Fahrradfahrer stehen auf einem brach liegenden Grundstück vor Bäumen.
Bagger statt Bäume: In der Grünzone in La Nucía entsteht das größte Baugebiet der Costa Blanca. © David Revenga

Die riesige Grünzone hinter der Sportstadt in La Nucía ist ein beliebtes Naherholungsgebiet für Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer. Jetzt entfernen dort Bagger die üppige Vegetation zugunsten des größten Baugebiets der Costa Blanca. Umweltschützer und Opposition schlagen Alarm, die Ortsregierung verteidigt den Erschließungsplan.

La Nucía - Für die einen ist es die „Zukunft der Gemeinde“, für die anderen die „Zerstörung unserer grünen Lunge“: Der Erschließungsplan PAI La Serreta in La Nucía. Direkt hinter der Sportstadt in der Gemeinde an der Costa Blanca will das Rathaus auf einer 180 Hektar großen Grünfläche, die aktuell von Spaziergängern, Wanderern und Radfahrern genutzt wird, nicht nur das ohnehin schon gigantische Sportzentrum um ein Wellenbad für Surfer, ein Reitzentrum oder eine Sport-Fakultät erweitern, sondern auch 3.500 Wohnungen bauen. Kurz vor der Landtags- und Kommunalwahl am 28. Mai kommt nun Kritik an dem riesigen Baugebiet auf.

Riesiges Baugebiet an der Costa Blanca: Umweltschützer kritisieren Pläne in La Nucía

Das Projekt ist nicht neu, seit fast 20 Jahren liegt es auf den Schreibtischen des Rathauses La Nucía, der Landesregierung und der Gerichte. Nach mehreren Änderungen gab es 2022 die endgültige Genehmigung für das riesige Baugebiet aus Valencia, seit Wochen sind nun schwere Maschinen im Einsatz, um Vegetation in dem Naherholungsgebiet an der Costa Blanca zu entfernen und das Gebiet für dessen Bebauung zu ebnen.

Der Umweltschutzverein Agró spricht vom derzeit größten Erschließungsplan der Region Valencia, die Bevölkerung der Gemeinde würde sich mit der Bebauung fast verdoppeln. Am Sonntag, 21. Mai, demonstrierten Gegner des Projekts in La Nucía, in einer Online-Petition hat Agró bislang über 2.000 Stimmen gegen das riesige Baugebiet an der Costa Blanca gesammelt. Ein Argument der Gegner ist nicht nur grundsätzlich die Abholzung der Grünfläche, sondern auch die Vernichtung der endemischen, geschützten Pflanze Teucrium lepicephalum, die nur noch an drei Stellen weltweit wächst. Die Landesregierung hat deshalb ein Sanktionsverfahren gegen das Rathaus eingeleitet. In der Nachbarstadt Altea sorgen sich unterdessen Umweltschützer wegen der Abwässer von 3.500 neuen Wohnungen um den Fluss Algar.

Baugebiet soll Arbeitsplätze an Costa Blanca schaffen: Regierung verteidigt Bebauung in La Nucía

Doch was sagen die Parteien vor den Kommunalwahlen an der Costa Blanca zum PAI La Serreta in La Nucía? Entschieden gegen die Behauptung, eine „grüne Lunge“ würde zerstört, wehrt sich die in La Nucía regierende Partido Popular (PP) von Bürgermeister Bernabé Cano. „Es handelt sich nicht um ein geschütztes Naturgebiet, sondern um Grundstücke, die in Privatbesitz waren. Dort sind seit den 70er-Jahren Kiefern unkontrolliert gewuchert – ein Pulverfass für mögliche Waldbrände“, heißt es auf Anfrage. Der Bebauungsplan wiederum sehe nicht nur den Bau von Wohnungen und Sport-Einrichtungen vor, sondern auch eine 800 Quadratkilometer große Grünzone.

Auch die dringend benötigte zweite weiterführende Schule für La Nucía soll in dem Gebiet gebaut werden, eine Umgehungsstraße nach Altea sei nur in diesem Baugebiet möglich, die Grundschule La Muixara und die Sportstadt bekämen dank des PAI endlich angemessene Zufahrten. 65.000 Quadratmeter sind zudem für Geschäfte vorgesehen, auch zwei neue Hotels sind geplant. „Wir sprechen von 2.000 Arbeitsplätzen. Der PAI La Serreta ist der Schlüssel für die bauliche Entwicklung der Stadt, es gibt sonst praktisch keinen Grund mehr für neue Wohnungen“, so die Stellungnahme der PP. Als „verwunderlich“ bezeichnen die Konservativen die Kritik, die es nun kurz vor der Kommunalwahl gibt: „Nach der Verabschiedung des Erschließungsplans gab es die vorgeschriebene Zeit, in der Einwände gemacht werden konnten. Es ging kein einziger ein. Und die geschützte Pflanze wuchs letztes Jahr noch nicht dort?“

„Bevölkerung würde sich verdoppeln“: Kritik an Bebauung von Grünzone in La Nucía

Besonders scharfe Kritik an der Bebauung der riesigen Grünzone von La Nucía kommt unterdessen von Alternativa x La Nucía, einem Zusammenschluss aus Compromís, Podemos und Unabhängigen. „Wir sind mitten im Klimanotstand, haben nicht genug Wasser und da müssen wir die Bevölkerung fast verdoppeln, ein Golfzentrum und ein Wellenbad bauen?“, fragt sich Pep Pastor, der auf dem zweiten Listenplatz des Linksbündnisses steht. Als „absolut unnötig und auch nicht von der Bevölkerung erwünscht“ bezeichnet Pastor den Plan, abgesehen von „der Zerstörung der Landschaft und der Umwelt“.

Sollte Alternativa nach der Wahl regieren, verspricht das Bündnis, den Erschließungsplan umgehend zu stoppen und die Einwohner zu befragen, wie das Baugebiet stattdessen aussehen sollte. „La Nucía sollte mit allen zusammen ,gebaut‘ werden und nicht mit den Plänen eines größenwahnsinnigen Bürgermeisters“, meint Pastor. Statt neue Häuser zu bauen, schlägt Alternativa vor, bestehende leer stehende oder nicht fertig gebaute Immobilien zu renovieren.

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