Calpe: Camper müssen Platz räumen - Für neues Hotel?

In Calpe schließen kurz hintereinander zwei Campingplätze, betroffen sind auch viele deutsche Stamm-Camper. Betreiber der beiden Plätze ist eine große Unternehmensgruppe, die den Bau eines neuen Hotels plant.
Calpe - Umweltpolitik war schon immer ein schwieriges, oft widersprüchliches Thema, bei dem oft genug Leidtragende zurückbleiben. Es trifft meistens Bäume, manchmal Fische – und in Calpe an der Costa Blanca hat es Camper getroffen, die von der AR-Hotelkette gekündigt wurden und sich nun einen neuen Camping-Stellplatz suchen müssen. Unter den Campern sind auch viele Deutsche.
Camper müssen Platz in Calpe räumen - offenbar für umstrittenes Hotel
Die Entscheidung hat bei den Campern, die jedes Jahr in Calpe Urlaub machen, für Empörung gesorgt. Es gibt keine offizielle Stellungnahme von AR Hotels bezüglich der Campingplatz-Schließungen, aber alles deutet darauf hin, dass das Unternehmen Kapital beschaffen will, um den Bau eines 60 Millionen Euro teuren Hotels und Kongresszentrums zu finanzieren, bevor die Baugenehmigung im September ausläuft. Und während in Calpe ein Campingplatz geschlossen wird, soll weiter südlich in der Region Murcia ein neues Camping-Resort mitten im Naturschutzgebiet gebaut werden.
Der Bau selbst, der auch als Colossus oder Zwillingstürme bekannt geworden ist, steht seit langem in der Kritik - lange bevor sich das Projekt auch auf die Camper in Calpe auswirkte. Kürzlich wurde der Bau als einer von nur zwei Standorten in der Region Valencia mit der gefürchteten schwarzen Flagge der Umweltschützer Ecologistas en Acción ausgezeichnet. Die Diskussion erreichte bereits den Stadtrat in Calpe, doch die Planungen für das Hotel sind weit fortgeschritten und basieren auf Verträgen und Genehmigungen, die im Nachhinein betrachtet vielleicht ein großer Fehler waren, aber jetzt kaum mehr aufzuhalten wären.
Calpe: 2 Wohnmobil-Plätze schließen - Viele Stammcamper betroffen
Die AR-Gruppe breitet sich in Calpe aus. Ihr gehören die Hotels Diamante Beach, Roca Esmeralda, Imperial Park, das Cookbook Hotel und mehr als 500 Ferienwohnungen – und eben auch die Campingplätze Sol de Calpe Boreal und Sol de Calpe Austral, beide unweit der Salinen. Während Boreal seit einiger Zeit geschlossen ist, soll Austral bald folgen, und die Camper müssen den Platz räumen.
Nun könnte man natürlich denken, dass man mit dem Wohnwagen oder Wohnmobil den Standort wechseln kann, wann immer man es möchte. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Viele Camper kehren regelmäßig an denselben Ort zurück, der für sie zu einem kleinen Stück Heimat geworden ist, wo man mit Mitcampern freundschaftliche Beziehungen pflegt, sich eine Gemeinschaft entwickelt, die sich mit der Zeit wie eine Familie anfühlt. Der Campingplatz Sol de Calpe bietet außerdem einen spektakulären Blick auf den Peñón de Ifach und der Strand Arenal-Bol ist nur fünf Minuten Fußweg entfernt. Die Camper von Sol de Calpe lieben die Stadt, ihre Natur und das Klima. Jetzt verstehen sie die Welt nicht mehr.
Kritik auch von Umweltschützern: Wird aus Calpe ein neues Benidorm?
Die Umweltschutz-Organisation Associació Cultural i Ecologista de Calp (ACEC) hat nun ebenfalls die Umstände angeprangert. Nicht nur, dass ACEC strikte Gegner des neuen Hotel-Projekts Colossus ist, der Verein erkennt auch die vielen Nachteile, die der Verlust der vorwiegend deutschen Camping-Gemeinschaft mit sich bringen würde. In einer Pressemitteilung verweisen sie auf die hohe Wirtschaftskraft der Camper, die eine Menge Geld in der Stadtkasse lassen, ebenso wie im Einzelhandel oder in der Gastronomie. Angesprochen wurde der Verlust von Stammkunden für einige Gaststätten, die zu regelmäßigen Treffpunkten geworden sind. Auch die Bedenken der Camper, dass sich Calpe immer mehr in eine Konsumhölle verwandelt, die die Ausmaße eines zweiten Benidorm anzunehmen droht, thematisierte ACEC.
Die Tendenz einer solchen Entwicklung ist da, aber das haben auch die Spitzenkandidaten für die Kommunalwahl in Calpe, César Sánchez für die PP und Guillermo Sendra für die PSOE erkannt. Beide eint trotz ihrer politischen Differenzen die Überzeugung, dass der richtige Weg für Calpe nur der einer nachhaltigen, umweltfreundlichen Stadt sein kann und dass der Massentourismus in die Schranken gewiesen werden muss.