Der Friedhof der Boote: Puerto Blanco in Calpe verfällt - Große Pläne für neuen Hafen

Früher war der Puerto Blanco in Calpe ein beliebter Ausflugsort. Seit der Schließung des Hafens verkommt er jedoch zusehends. Geplante Millioneninvestitionen scheitern an der Bürokratie.
Calpe - Am letzten Kreisverkehr vor der Ausfahrt zur N-332 biegt man in Calpe links ab, passiert das Centro de Salud auf der rechten Seite und fährt dann wieder links hinunter zum Wasser: Dort befindet sich der sehr schöne kleine Strand Playa de Puerto Blanco, ein echter Geheimtipp für Urlauber an der Costa Blanca, die die beliebten, aber vor allem im Sommer überlaufenen Touristenstrände von Calpe, Fossa und Arenal-Bol, lieber meiden möchten.
Einst ein mondäner Hafen, jetzt verfallen: Der Puerto Blanco in Calpe
Gleich neben dem hübschen Strand befand sich früher ein mondäner kleiner Hafen mit einem dazugehörigen Restaurant, in dem man nicht nur gut essen, sondern von dessen Terrasse aus man auch einen einzigartigen Blick auf die Küstenlandschaft von Calpe und Teile der Costa Blanca genießen konnte.
Doch inzwischen ist der kleine Hafen zu einem Bootsfriedhof verkommen. Niemand mehr legt dort an, seitdem der Hafen vor einigen Jahren vonseiten der Regionalregierung geschlossen wurde. Vor kurzem rosteten hier noch einige Boote im Hafenbecken vor sich hin, aber inzwischen ist es weitgehend geräumt. Auf der Seite unterhalb des Kais liegen jedoch immer noch ein paar Boote, die es nicht einmal bis zum Schiffsschrottplatz geschafft haben und nun auf ein unbekanntes Schicksal warten. In dem letzten noch treibenden Boot soll ein obdachloser Mann namens Alfredo Zuflucht gefunden haben. Das ehemalige Restaurant ist zu einem Ort des Grauens geworden, völlig zerstört, voller Schmierereien, genau wie die Lagerräume daneben, in denen die Bootseigner einst ihre Sachen verstauten und die nun halb geöffnet sind und einen trostlosen Anblick bieten.
Internetseite beschreibt Neubaupläne des verlassenen Hafens in Calpe
In einer parallelen, virtuellen Welt gibt es dagegen die gut gestaltete Website des geplanten neuen Projekts für den verfallenen Puerto Blanco in Calpe: die Marina Portblanc, die sich als moderner Boutique-Hafen präsentieren will, in dem man nicht nur sein eigenes Schiffchen vertauen kann, sondern abends auch ausgehen und tagsüber shoppen kann. Dieser neue Hafen solle eine Fläche von 7.800 Quadratmeter haben, auf der es Promenaden, Geschäftsräume, Restaurants und Parkplätze geben werde, schreibt die Phantom-Webseite über die Pläne für den „neuen“ Puerto Blanco. Mehr als 200 Liegeplätze für Jetskis und Boote bis zu 15 Metern Länge seien geplant, und das ganze Projekt basiere auf erneuerbarer Energie und wiederverwendbaren Materialien, um die Umwelt zu schützen. Darüber hinaus sind zahlreiche bearbeitete Photoshop-Bilder zu sehen, die irgendwie utopisch wirken.
Hinter der Phantomseite zur Wiederbelebung des alten Hafens verbirgt sich jedoch ein konkretes Projekt, das vor einigen Jahren von der Stadt Calpe ausgeschrieben wurde. Ein Konsortium erhielt den Zuschlag und erklärte sich bereit, fünf Millionen Euro in den Bau eines neuen, attraktiveren und besseren Hafens am aktuellen Puerto Blanco zu investieren. Große Pläne für einen völlig heruntergekommenen Hafen.
Veto aus Madrid: Neue Pläne für Calpes Puerto Blanco scheitern an Bürokratie
Das Projekt ist bereits von der Landesregierung in Valencia bewilligt worden, der Verwirklichung der Pläne steht nur noch das Küstenamt entgegen - und das hat wie schon im Fall der Renovierung des ehemaligen Club Socials vom Anfang des Jahres verstorbenen Stararchitekten Ricardo Bofill sein Veto eingelegt: Es handele sich wiederum um Umweltaspekte, die gegen Bauarbeiten rund um das Küstengebiet in Calpe sprechen. Aussagen, die überraschen, denn in wessen Interesse ist es letztlich, einen Ort vollkommen dem Müll und Spraydosenamateuren zu überlassen? Das Küstenamt wolle jedoch auch, dass der Strand neben dem Puerto Blanco vollkommen intakt bleibe und nicht unter den Baumaßnahmen zu leiden habe oder sogar Platz verliere.
Die Stadt Calpe versucht seit Jahren, das neue Projekt „Marina Portblanc” voranzutreiben, es gab unzählige Treffen, die jedoch ergebnislos blieben. Und so wird der Puerto Blanco vorerst ein Schiffsfriedhof mit einer Restaurantruine bleiben und die Webseite des geplanten Umbaus wird früher oder später im Datenmüllnirvana enden.
Les Bassetes als Gegenbeispiel: Könnte ein neuer Hafen in Calpe funktionieren?
Vielleicht sind die Ideen für den Ausbau des Hafens auch einfach nur zu größenwahnsinnig - an einem Ort, der jetzt schon so klein ist, dass keine zwei Autos aneinander vorbeifahren können, kann man sich irgendwie keinen eleganten Jachthafen vorstellen. Wie so ein kleiner Hafen schlicht und trotzdem elegant sein kann zeigt sich hingegen beim Club Náutico Les Bassetes, der über einen wunderschönen Küstenweg zu erreichen ist. Hier, ganz am anderen, nördlichen Ende von Calpe und schon zu Benissa gehörend, kann man ohne Schicki-Micki und dennoch stilvoll Wassersport treiben oder auch nur bei einer kühlen Sangria den Südblick auf den gewaltigen Peñón de Ifach genießen.