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Zwischen Idylle und düsterer Vergangenheit: Ausflug zu Morairas Burg

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Von: Anne Thesing

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Drei Frauen stehen zwischen einem Burggemäuer und dem Schriftzug „Moraira“ mit Blick aufs Mittelmeer.
Bei einem Ausflug nach Moraira an der Costa Blanca sollte auch die Burg besucht werden. © Anne Thesing

Bei einem Ausflug nach Moraira bekommt man einiges zu bieten. Eine der Sehenswürdigkeiten des Küstenorts, die Burg, schauen sich viele allerdings nur von außen an. Dabei erzählt das Innere des Castillo interessante Geschichten aus der Vergangenheit der Costa Blanca.

Teulada-Moraira - Rund um Morairas Burg an der Costa Blanca spazieren Touristen, es werden Selfies gemacht, der Blick ist aufs Meer und den Strand Ampolla gerichtet. Wie ein Fels in der Brandung steht das Castillo zwischen all dem Rummel da, in direkter Nähe zu Cafés mit belebten Außenterrassen. Und bietet dem Besucher, der Moraira als Ausflugs-Ziel gewählt hat, doch etwas ganz Anderes als das, was er von Strandbesuch und Altstadtbummel gewohnt ist.

Von außen ein beliebtes Fotomotiv, erzählt das Innere der schlichten Verteidigungs-Burg grausamste Anekdoten aus der Vergangenheit. Ein Video kann sich der Besucher dafür, auch auf Deutsch, ansehen, darüber hinaus gibt es Info-Tafeln, Grafiken und Landkarten aus einer Zeit, in der das Mittelmeer Tatort schwerster Piratenangriffe war – die letztlich auch zum 1742 fertiggestellten Bau des Castillo in Moraira führten. Die Bedrohung, so erfährt der Besucher, kam von Piraten vor allem aus Nordafrika, aber auch aus der Türkei, die das Mittelmeer im Laufe des 16. Jahrhunderts immer mehr unter ihre Kontrolle brachten, die Küstenorte der heutigen Costa Blanca angriffen und die Einwohner gefangen nahmen, um Lösegeldforderungen zu stellen oder sie als Sklaven auf Märkten in ihrer Heimat zu verkaufen.

Auf einer Infotafel werden die einzelnen Bestandteile einer Kanone aufgeführt.
Verteidigung mit Kanonen: Auch darüber informiert die Ausstellung in Morairas Burg. © Anne Thesing

Burg an der Costa Blanca: Bei einem Ausflug nach Moraira in die Vergangenheit eintauchen

Um auf die Bedrohung von außen zu reagieren, begann König Felipe II. mit dem Ausbau seiner Galeeren-Flotte, zu der 1570 immerhin 150 Schiffe gehörten. Ans Ruder gesetzt wurden arme Schlucker, die sich als Taschendiebe oder Räuber strafbar gemacht hatten – wobei eine Strafe von mehr als sechs Jahren auf einem der Schiffe, auf denen Feuchtigkeit, Kälte und Krankheiten herrschten, einer Todesstrafe gleichzusetzen war. Als Diebe nicht mehr die steigende Anzahl an Ruderplätzen füllen konnten, wurde die Galeerenstrafe auch für kleinere Delikte wie Gotteslästerung oder Ehebruch verhängt. „Die Ruderer wurden so dringend gebraucht, dass man unter den Galeerensträflingen auch über 70-Jährige fand, es soll sogar einen fast Hundertjährigen gegeben haben“, erfährt man in der Burg, die früher für viele überlebensnotwendig und heute ein beliebtes Ausflugs-Ziel der Costa Blanca ist.

Doch auch an Land musste etwas gegen die Angriffe unternommen werden. Das Problem: Die Orte der heutigen Costa Blanca waren wie leergefegt, wollte sich doch niemand mit einem Häuschen am Mittelmeer direkt der Gefahr der Piratenangriffe aussetzen. Weshalb Felipe II. an der valencianischen Küste eine ganze Verteidigungslinie von Wachtürmen errichten ließ. Kommuniziert wurde bei akuter Gefahr nachts mit Fackeln und tagsüber mit Rauch.

Burg schützte vor Piraten: Rauchzeichen an der Costa Blanca

In Moraira wurde zu diesem Zweck der bis heute imposante Turm oben am Cap d‘Or gebaut, ebenfalls ein Muss bei einem Ausflug nach Moraira, und im 18. Jahrhundert folgte für eine bessere Kontrolle und Verteidigung der Bucht das Castillo unten an der Küste. Im Fall eines Angriffs rauchte und leuchtete das Gefahrensignal nicht nur bis zum nächsten Posten in Calpe, sondern auch bis nach Teulada im Hinterland der Costa Blanca – wo die Einwohner Zeit hatten, sich zu verstecken, und die Soldaten sich auf den Weg zur Burg machen konnten.

Eine Burg, die übrigens die erste an der valencianischen Küste war, die mit dem Grundriss in Form eines sogenannten „Ochsenhufs“ gebaut wurde, also mit einer halbrunden Fassade. Eine weitere Kuriosität: Nachdem sie ihren letzten und wohl größten Angriff Anfang des 19. Jahrhunderts von Briten erdulden musste und seit Mitte des 19. Jahrhunderts immer mehr verfiel, wurden ihre Steine als Baumaterial für erste Fischerhäuser in dem Costa-Blanca-Ort und sogar für Morairas Kirche genutzt.

Restaurierte Burg bei einem Ausflug an der Costa Blanca besuchen

In den 1980er Jahren sah man dann ein, das der historische Wert der Burg doch höher war als ihr materieller und es wurde mit der Restaurierung der Ruine begonnen, die heute längst wieder als Castillo über Moraira wacht. Mit diesem beruhigenden Gefühl jedenfalls verlässt man das dunkle Gemäuer mit seinen düsteren Geschichten, um sich wieder unter die flanierenden, scheinbar ahnungslosen Touristen zu mischen und diesen Ausflug so ausklingen zu lassen, wie es sich an der Costa Blanca gehört: entspannt, heiter und sonnig.

Ein kleiner Tipp: Moraira und auch der Hinterlandteil der Doppelgemeinde, Teulada, haben noch einiges mehr zu bieten. Wer sich einige Sehenswürdigkeiten erst einmal virtuell anschauen möchte, hat dafür seit neuestem im Tourismusbüro in Moraira die Möglichkeit - mit Hilfe einer 3-D-Brille. Auch die aktuellen Öffnungszeiten der Burg erfährt man im Tourismusbüro.

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