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Karawane zum Wüstensee: Route im Hinterland der Palmenstadt

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Von: Stefan Wieczorek

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Menschen laufen entlang von Flüsschen und Palmen.
Ausflug an Costa Blanca: Die Route führt unter Palmen zum Stausee. © Stefan Wieczorek

Mit renovierten Pfaden und Schildern ist der Pantano de Elche ein beliebtes Ausflugsziel längst nicht nur für Eingeweihte.

Eine magische Aura umgibt den Pantano de Elche. Vielleicht nicht unbedingt örtlich gesehen. Denn was man um den See herum sieht, ist nicht viel mehr als karges Wüstenland. Aber eben deshalb, weil der Stausee im südlichen Hinterland der Costa Blanca mitten in dieser scheinbaren Leere verborgen ist, wirkt er so besonders, fast nicht real. Wenn man ihn von einem Feldweg aus von weitem erblickt, möchte man sich die Augen reiben. Ist es nicht doch eine Fata Morgana? Aber nein, der See ist real, und sein Besuch lohnt sich. Unsere Route für diesen Herbst und Winter in Spanien.

Ausflug an Costa Blanca: Route zum Stausee im Hinterland

Seit einigen Jahren ist der Stausee von Elche eine angesagte Attraktion der Costa Blanca, weil das Rathaus und die Provinzverwaltung ihn für 600.000 Euro mit einer niegelnagelneuen, insgesamt acht Kilometer langen Route aufgepeppten. Dank Wegweisern und Schildern finden jetzt nicht mehr, wie einst, nur Eingeweihte zum verborgenen See im Gebirge. Und wer einen Ausflug zu ihm wagt, kann etwas vollbringen, was an Magie grenzend klingt: auf dem Wasser des Pantano laufen.

Wie? Dazu gleich. Kein Wunder ist jedenfalls, dass sich an Feiertagen wie der 6. und 8. Dezember oder Wochenenden Menschenmengen zum Pantano aufmachen. Bei der Kulisse, die mit den Palmen und dem Sand an den Orient erinnern lässt, wirkt das Ganze wie eine Karawane aus Tausendundeiner Nacht.

Den dünnen Strom des Vinalopó entlang geht es mal auf der einen, mal auf der anderen Uferseite, während die Palmen Spalier stehen. Dabei verleihen sie, so weit außerhalb des Zentrums, Elche als Stadt der Palmen nochmal ein ganz anderes Gesicht. Wie gesagt, der Strom ist dünn, sodass die bunte Masse aus Menschen ihm den Rang als Fluss fast wegnimmt. Breit wird der Vinalopó erst oben, hinter der gewaltigen Staumauer mit dem Wasserfall, von dem sich die Besucher reihenweise hypnotisieren lassen.

Weitere Tipps für Ausflüge, Wanderungen, Shoppingmeilen, Rezepte und vieles mehr im Herbst und Winter haben wir auch in unserem Costa-Blanca-Wegweiser zusammengestellt.

Wandern zu weiteren Stauseen der Costa Blanca

Aus dem 17. Jahrhundert: Erste Pause am E-Werk

Doch zurück zum Ausflug zum Pantano de Elche. Konstruiert wurde die gewaltige hydraulische Anlage vor langer Zeit, im 17. Jahrhundert, just nach dem Pantano in Tibi, der damals einer der bedeutenden Stauseen in Europa war. Auch sein Nachfolger in der Palmenstadt war ein Werk großer Ingenieurskunst – als erster Damm mit gebogener Form in Europa seit der Römerzeit. Die Baumeister profitierten am Standort von der günstigen Struktur eines Vorgebirges und legten das Becken an, in welches über Barrancos (Schluchten) das Wasser aus der Sierra herabströmte.

Das Wasser, das vom großen Damm zunächst gestaut wurde, folgte danach dem Weg unterschiedlicher Acequias, Bewässerungskanäle, die es auf die fruchtbare Huerta und später Fabriken aufteilte. Zur Anlage gehören auch die historischen Gebäude, die im Zuge der letzten Renovierung auch ein neues Äußeres erhielten und zum idyllischen Ambiente für Picknicker beitragen.

Die erste Pausenstation wartet am alten E-Werk von 1922, wo man sich im Palmenschatten das Butterbrot mit dem Blick auf den Wasserwall im Hintergrund schmecken lässt. Die meisten stoppen aber erst oben, neben dem See, an der Casa del Pantanero, Haus des Stauseemeisters. Aufmerksame Besucher erkennen auch kleinere Sehenswürdigkeiten, wie die historische Wasserpumpe. Unterwegs mit der Karawane begegnet man auch einem nicht mehr genutzten Aquädukt.

Menschen in Turnschuhen laufen auf Steg über Wasser
Stausee an Costa Blanca: Neuer Steg erlaubt das Wandern über Wasser © Stefan Wieczorek

Hübsche Stege und Zäune: Echte Naturlandschaft

Trotz der hübschen Stege und Zäune: Natürlich hat die Renovierung die Spuren der Zeit und Zerstörung nicht ganz übertüncht, deren Opfer die Anlage in den vielen Jahren wurde. Vor allem, als sie im 20. Jahrhundert ihrem Schicksal überlassen wurde. Eine solche Menge von Sedimenten und Resten gelangte in die ächzenden alten Strukturen, dass 1995 schließlich das Schleusentor wegflog. Der See leerte sich wie eine Badewanne und verwandelte die Südseite des Damms in einen riesigen Sumpf.

13 lange Jahre wartete der Pantano darauf, wieder zum See zu werden. Die Reparatur 2008 machte es möglich. Das Becken füllte sich wieder. Nun ist die Anlage denkmalgeschützt, als Bien de Interés Cultural der Landesregierung. Einen zweiten Schutz beantragte die Stadt in jüngerer Vergangenheit. Den Pantano und Umgebung will das Umweltamt zur Naturlandschaft, Paraje Natural, erklären lassen.

Warum, erkennt der Besucher, der die Augen offen hält. Inmitten der kargen Erde blühen und leben hier, in dieser seltsamen Oase entlang des kleinen Stroms, viele natürliche Bewohner. Jetzt endlich, am See angelangt, kommt der magische Moment. Ein Steg ermöglicht es, knapp einen Kilometer auf dem Wasser zu laufen. Oh ja, die Fata Morgana ist jetzt real. Und wir sind ein Teil davon.

Zum Pantano de Elche führt eine Acht-Kilometer-Route aus der Stadt. Los geht’s am Molí Real im Palmenpark. Für den 20-Minuten-Weg fährt man zur Hängebrücke Puente Bimilenario und folgt am Westufer den Schildern zum Pantano. Vorsicht: Google irrt sich in der Gegend hin und wieder.

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