Wunder von Benidorm - Briten helfen misshandeltem Obdachlosen aus der Gosse

Einst wurde Tomek von betrunkenen Briten in Benidorm übel misshandelt. Nun helfen Geschäftsleute dem Obdachlosen zu einem neuen Gesicht und holen ihn aus der Gosse.
Benidorm – Vor vier Jahren war das ein Riesenskandal weit über Benidorm und die Costa Blanca hinaus: Ein paar Briten erlaubten sich im Rausch eines Junggesellenabschieds einen geschmacklosen Scherz und zahlten einem hilflosen Obdachlosen 100 Euro, falls er sich den Namen des Bräutigams eintätowieren lässt. Ein örtlicher Tätowierer gab sich dafür her, brach aber die Operation ob der Schmerzen des Polen vorzeitig ab. Trotzdem prangt seitdem auf seiner Stirn „Jamie Blake, North Shields, NE28“.
Partyexzesse Benidorm - Unternehmer wollen Image der Stadt verbessern
Mit einem Lottogewinn verglich der obdachlose Alkoholiker namens Tomek damals die 100 Euro. Als der Skandal hochging, tauchte Tomek erstmal in Granada ab und kehrte erst wieder in das Britenviertel Rincón de Loix zurück, als er auf eine Crowdfunding-Kampagne aufmerksam wurde. Benidorm und britische Händler waren damals empört und wollten etwas gegen das schlechte Image der Wolkenkratzerstadt und die Exzesse der Partytouristen unternehmen.
„Wir und viele Touristen sind angeekelt von dem Verhalten. Es ist schrecklich, die Situation eines Mannes so auszunutzen“, sagte Karen Cowles, Vorsitzende der Benidorm British Business Association. Cowles schob diese Crowdfunding-Kampagne für eine Laserbehandlung zur Entfernung des Tattoos an und scheute sich nicht, den Finger auf den wunden Punkt in der Angelegenheit zu legen: den leichten Zugang zu Alkohol und Drogen, der immer wieder in diese Gruppenexzesse in Benidorm mündet.
3.200 Euro kamen zusammen. Tomek hat nun keine Tinte mehr unter der Stirn. Mit mehreren Laserbehandlungen hat der 39-Jährige sich von Jamie Blake getrennt. Ganz schmerzfrei lief die Prozedur nicht ab. „Es war so, als ob mir jemand die ganze Zeit mit einer heißen Nadel in den Kopf sticht“, meint er. Das Ergebnis macht ihn mehr als glücklich. Gleichzeitig versucht er sein Leben wieder in ordentliche Bahnen zu bringen. Mit Hilfe der Gruppe Project4All konnte er seine Trunksucht überwinden und ein Dach über dem Kopf finden. Doch das Leben in der Gosse hat tiefe Spuren in ihm hinterlassen.
Tomek leidet unter einer schweren Knochennekrose an beiden Hüftknochen und kann kaum noch schmerzfrei laufen. Er braucht dringend eine neue Hüfte.
Tomek braucht neues Wunder: Crowdfunding-Kampagne für neue Hüften
Trotzdem hilft der Pole jeden Tag und so gut er kann bei der Ausgabe von Mahlzeiten an Obdachlose. Als Beifahrer fährt er jeden Tag Restaurants entlang der Costa Blanca ab, sammelt Mahlzeiten für Obdachlose ein und gibt sie an die Bedürftigen aus. „Er ist eine große Hilfe, denn er war ja einmal Hilfskoch. Tomek will nichts mehr als in ein normales Arbeitsleben zurückkehren, aber dafür braucht er neue Hüften“, sagt Karen Cowles.
Die Briten wollen auch diesmal ihren Schützling nicht im Stich lassen und ihm nach einer Entziehungskur eine Hüftoperation finanzieren.
„Tomek hat keine Arbeit und keine Krankenversicherung. Das ist eine teure Angelegenheit,“ meint sie. 18.000 Euro werden schätzungsweise benötigt. Und wieder soll eine Crowdfunding-Kampagne Tomek helfen.