Der Ziegelstein ist zurück: Bucht in Villajoyosa durch Bau von Wohnungen bedroht

Die Playa del Torres in Villajoyosa ist eine beliebte Bucht an der Costa Blanca. Doch Pläne für den Bau von 10.000 Wohnungen bedrohen das Gebiet.
Villajoyosa – Er überragte einst alles. Nicht nur in römischer Zeit war der Begräbnisturm eines angesehenen Bürgers der Stadt Alonis ein imposantes Monument. Bis vor wenigen Jahren war der knapp zehn Meter hohe Torre de Sant Josep auch im Villajoyosa des 21. Jahrhunderts noch das höchste Bauwerk in der Torres-Bucht an der Costa Blanca. Jetzt allerdings wirkt er geradezu mickrig, zwischen all den Wohnblocks, die sich, um Meerblick und zahlungskräftige Immobilien-Käufer bemüht, um ihn gereiht haben. Letzter Streich der Baubranche an der Costa Blanca: ein fünfstöckiges Apartmentgebäude direkt vor dem Hügel, an dem der beliebte Küstenweg zwischen Villajoyosa und Benidorm startet. Zwei Etagen stehen schon, nach Vollendung wird von dem Hügel wohl nichts mehr zu sehen sein.
Angesichts der regen Bautätigkeit im Gemeindegebiet von Villajoyosa haben Umweltvereine, Bürgerinitiativen und Opposition jetzt Alarm geschlagen. Sie sehen die Wurzel allen Übels im Flächennutzungsplan (PGOU), der 1999, also mitten im Bauboom der Costa Blanca, abgesegnet wurde. „Er hätte schon vor langer Zeit erneuert werden müssen“, heißt es vom Umweltverein Xoriguer in einem Kommuniqué, in dem die Naturschützer auf eine neue Art von Urbanismus in Villajoyosa drängen.
Costa Blanca: In Bucht könnten bis zu 10.000 weitere Wohnungen gebaut werden
„Der PGOU der Immobilienblase schätzte, dass die Bevölkerung von Villajoyosa bis 2016 auf 50.000 Einwohner anwachsen würde. Jetzt haben wir 2022 und sind etwas mehr als 34.000“, macht die Umweltgruppe die überzogenen Wachstumsaussichten des aktuell gültigen Flächennutzungsplans deutlich. Ein Gebiet, das den Kritikern des PGOU besonders Sorgen bereitet, ist La Tellerola, ebenfalls an der Torres-Bucht gelegen, nur auf der anderen Seite des dortigen Campingplatzes. Kürzlich wurde bekannt, dass das Bauunternehmen Edigrup SB und die Immobiliengesellschaft der Sareb eine urbanistische Interessengemeinschaft gebildet haben, um im Teilbebauungsplan PP-11 als sogenannter Agente Urbanizador auftreten zu können, als Erschließungsagent.
Dieser Plan sieht – basierend auf dem PGOU von 1999 – die Erschließung von 60.000 Quadratmetern vor. Wie das Onlineportal „Alicante Plaza“ berichtet, ist dort ein Grundstück für den Bau eines Hotels reserviert, auf dem übrigen Grund in La Tellerola könnten bis zu 10.000 Wohnungen entstehen. Auch im Süden der Costa Blanca sind unberührte Buchten durch Bebauung bedroht.
Umweltschützer an der Costa Blanca fordern Umdenken
Gegen die Pläne in der Bucht haben sich auch die Oppositionspartei Podemos, das Wahlbündnis Assemblea Municipalista sowie die Bürgerinitiative Salvar la Mallaeta positioniert. Gemeinsam fordern sie eine Überarbeitung des Flächennutzungsplans, da der aktuell gültige „die Zerstörung der Landschaft und eine Vermassung des Ortes“ bedeute, was die soziale und Umweltsituation an der Costa Blanca verschlimmere.

Sie verwiesen auch auf die Klimakrise, die eine nachhaltige Stadtentwicklung in Spanien und an der Costa Blanca erfordere. „Eine plündernde Baupolitik ist auf lokaler Ebene eine der wesentlichen Ursachen für den Klimawandel“, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung. Und der Römer im Torre de Sant Josep dürfte sich angesichts der Tatsache, wie sehr sein Monument in der Torres-Bucht an Bedeutung verloren hat, im Begräbnisturm umdrehen.