Jáveas malerische Portitxol-Bucht: Wanderung durch wilde Natur an der Costa Blanca

An Jáveas Portitxol-Bucht lockt ein Wanderweg durch wilde Natur hoch über dem Meer, unten warten idyllische Fischerhütten. Auf dem alten Pfad können Touristen wie Einheimische die Costa Blanca von einer ganz anderen Seite erleben.
Jávea - Jáveas Cabo-de-la-Nao-Halbinsel an der Costa Blanca bietet so einige spektakuläre Aussichtspunkte. Das Tuffsteinkreuz Creu del Portitxol ist einer der schönsten: links zwei grüne Hügel des Cap Prim, rechts die Portitxol-Insel. Dazwischen liegt die See tiefblau bis zum Horizont, zwischen dem Festland und der Insel dagegen schimmern die Wellen türkisgrün. Ein Meer von hohen Kiefern erstreckt sich zu Füßen des Kreuzes, in ihm verschwinden zwei Wanderwege, nach links zum Cap Prim und nach rechts zur Cala Barraca (Wanderweg SL CV 97).
Die Portitxol-Bucht in Jávea an der Costa Blanca: Wanderwege durch wilde Natur am Meer
„Das Portitxol-Schutzgebiet bietet zwei der wenigen Wanderwege an der Costa Blanca durch ursprüngliche Natur direkt am Meer“, sagt Miguel Mata vom Tourismusamt in Jávea. „Zu verdanken ist das dem Unternehmer und Großgrundbesitzer Guillermo Pons, der die ganze Zone in den 80er Jahren der Stadt Jávea überschrieben hat, unter der Bedingung, dass sie in ein Schutzgebiet verwandelt wird.“ Und das hat sich gelohnt. Heute steht nicht nur das ganze Gebiet unter dem Schutz der Stadt Jávea, die Region Valencia hat auch Mikroreservas de Flora dort eingerichtet, also nur wenige Quadratmeter große Schutzgebiete, in denen sehr seltene Pflanzen wachsen. „Deshalb sollte man möglichst auf den Wegen bleiben und keinesfalls alles zertrampeln“, bittet Miguel Mata. Das ist ja auch kein großes Opfer. Denn auf dem idyllischen Pfad in Jávea mischt sich die salzige, frische Meeresluft mit den Aromen des Waldes. Da stehen Lavendel, Rosmarin, Thymian und Raím del Pastor, also Hirtentrauben – ein dickblättriges Kraut, das man früher einlegte und in den Salat gab. Manche Biobauern bieten es heute wieder an.
Der Wanderweg ist ein alter Fischerpfad. Bevor sie durch Villen verdrängt wurde, lag am Portitxol-Kreuz eine kleine Ansiedlung, die relativ unabhängig von Jáveas Ortskern war und sogar eine eigene Schule hatte. Die Leute dort lebten von der Landwirtschaft und den steilen, schmalen Weg zum La Barraca-Strand nutzten viele Männer täglich, um dort zu fischen. Auch heute ist der rund 1,5 Kilometer lange Pfad im Norden der Costa Blanca sehr beliebt. Anwohner Jáveas führen dort ihre Hunde aus, Touristen genießen den Kontrast zwischen schattigem Wald und spektakulärem Meerblick.
Kormoran und Wanderfalke: Seltene Fauna in Jávea an der Costa Blanca
Der Wanderweg überwindet insgesamt 87 Meter Höhenunterschied. Zunächst führt er in dichtem Kiefernwald an einer Schlucht entlang, in der alte Bäume stehen. Dann bietet ein kleines Plateau links einen Blick auf die ganze Portitxol-Bucht. Den Himmel durchziehen dort an Jáveas Küste immer wieder Sturmschwalben oder Korallenmöwen. Und wenn man Glück hat, entdeckt man vielleicht sogar einen Kormoran oder einen Wanderfalken.
Valencias Umweltministerium ist zurzeit dabei, ein Vogelschutzgebiet zwischen der Portitxol-Insel und der Pallers-Küste bis zur Punta del Freu einzurichten. Da die Bucht an einer Route von Zugvögeln liegt, die von Zentral- und Nordeuropa nach Spanien kommen, finden sich dort außerhalb der Touristensaison viele seltene Wasservogelarten. Die sollten in Ruhe an der Costa Blanca brüten können. Geplant ist, dass der Meereskanal zwischen der Insel und dem Festland für Motorboote gesperrt und das Fischen unter Wasser verboten wird. Denn das Meer ist dort sehr reich an Fauna und Flora. Während der Brutzeit sollen auch Wanderern bestimmte Zonen des künftigen Vogelschutzgebiets auf dem Festland verschlossen bleiben. Dafür will man eine Stelle zur Vogelbeobachtung einrichten.
Wandern an der Costa Blanca: Strand und Insel am Portitxol in Jávea
Nach rund 40 Minuten Wanderung bietet der steile Abstieg zur Cala Barraca tolle Ausblicke aus der Vogelperspektive auf den leuchtend weißen Kiesstrand, das glitzernde Meer und die nahe Insel. Die fast acht Hektar große Illa del Portitxol steht nicht nur unter Naturschutz, sondern ist auch ein geschütztes „Kulturgut von allgemeinem Interesse“ (BIC). Dort befindet sich eine Ausgrabungsstätte, in der hauptsächlich Fundstücke aus römischer Epoche, aber auch schon aus der Bronzezeit und der Zeit der Phönizier entdeckt wurden. Historiker gehen davon aus, dass die Bucht in Jávea seit der Bronzezeit als natürlicher Hafen an der Costa Blanca genutzt wurde. Unterwasserarchäologen haben vom Meeresgrund Keramiken aus der Bronzezeit und 23 Amphoren geborgen, die aus dem 2. und 3. Jahrhundert nach Christus stammen. Und Sprachforscher meinen, der Name Portitxol kommt vom lateinischen porticeolu (kleiner Hafen).
Ein zweites Kulturgut von allgemeinem Interesse in dieser Zone in Jávea ist ein Wachturm, der im 15. Jahrhundert in der Bucht errichtet wurde, um vor Piratenschiffen zu warnen. Er steht auf 137 Metern Höhe gegenüber der Insel auf dem Festland auf einem Privatgrundstück zwischen hohen Bäumen. Deshalb muss man genau hinsehen, wenn man ihn aus der Ferne erkennen will.
Trend-Bucht und fotogene Fischerhütten: La Barraca in Jávea
Der Fischerpfad endet am idyllischen La Barraca-Strand. Er gilt als Trend-Strand an der Costa Blanca. Influencer kommen dort hin, um Fotos für Tiktok, Instagram und Co. zu schießen, Modemarken drehen hier Spots und Fernsehsender Reportagen. Und wirklich, fotogen ist die kleine Bucht, in der einige der teuersten Villen Jáveas stehen. In das tiefblaue Meer malen verschiedene Sand- und Gesteinsarten Muster, links wird sie von der großen Insel Illa del Portitxol begrenzt, rechts ragt eine kleine Felseninsel aus dem Wasser.

Und dann sind da natürlich die barracas, die der Bucht den Namen geben: Weiße Bootshäuser der Fischer, deren Türen und Fenster in allen Tönen von Dunkel- bis Türkisblau umrahmt sind. Viele barracas haben Stufen, die zum Ausruhen und Schauen einladen. Eine mit einer kleinen Terrasse, etwas weiter oben, gehörte Ambrosio Pastor, dem Urgroßvater von María Pastor. „In dieser Hütte bewahrte er die Netze und alles andere auf, was man zum Fischen braucht“, erklärt sie. „Hier in der Bucht lebte früher niemand, die Leute kamen nur zum Fischen oder Baden her.“ Die Barraca besteht aus einem kleinen Raum mit einer Feuerstelle am Boden, einem museumsreifen Gasherd, einer abgenutzten Marmorspüle – und einem noch winzigeren Zimmer, in das gerade ein Bett für die Siesta passt. „Wir haben eine kleine Toilette – aber weder fließendes Wasser noch Strom“, sagt die Seniorin aus Jávea lächelnd. Heute nutzt die Familie die Hütte nur noch für Feste und entspannte Strandstunden. María Pastors Mann, Alejandro Femenia, kam früher aber fast täglich in die Bucht, er hatte seit Jahrzehnten ein ganz besonderes Hobby. „Ich schwamm die 300 Meter bis zur Insel und tauchte dort“, berichtet er. „Die Unterwasserwelt dort ist unglaublich schön.“
Essen in malerischer Bucht: Zwei sehr unterschiedliche Strandlokale
Ehe man den Rückweg zum Kreuz antritt, hat man am Strand die Wahl zwischen zwei unterschiedlichen Strandlokalen, die aber beide nicht günstig sind. Gleich am Eingang führt ein steiler Weg zum neuen Restaurant Cala Clémence, einem Lokal im Kolonial-Stil, das Events mit Hippie-Schick anbietet. „Wir hatten hier schon Fotoshootings und Videoclip-Drehs, Produktpräsentationen für Handtaschen und Brillen – und jede Menge Hochzeiten“, berichtet Betreiber Eric Slama. Er biete moderne mediterrane Küche. „Das hier ist das Paradies“, sagt der Restaurantchef.
Das Kontrastprogramm zu dem edlen Trend-Lokal liegt hinter einem Felsvorsprung auf der rechten Seite der Bucht. Ein schmaler Weg führt zum Chiringuito La Barraca, das schon vor rund 40 Jahren eröffnet wurde und täglich öffnet. „Wir sind und bleiben eine schlichte Strandbar, in der Leute in Bikini oder Badehose, Kinder und Hunde willkommen sind“, stellt Chefin Gema Martínez aus Benissa klar. „Viele unserer Kunden kamen schon als Kinder mit ihren Eltern her. Und unsere Speisekarte ist seit damals die gleiche: Reisgerichte mit Meeresfrüchten, Fisch, Espencat aus Gemüse oder Cruet de Peix aus Kartoffeln und Fisch – eben das ortstypische, altüberlieferte Essen.“ Sie und vor allem ihr Mann José Signes aus Gata sind Urgesteine in der malerischen Bucht an der Costa Blanca. „Er kam schon als Jugendlicher her – wie viele Leute aus Gata de Gorgos, einige der Barracas sind übrigens auch von ihnen“, berichtet die Spanierin. „Er kam also zum Baden und Fischen und um sich zu entspannen. Und weil ihm dabei eine Strandbar fehlte, machte er schließlich selbst eine auf.“