Nach Ärger über Bank: Deutsche kämpft für Geldautomat in Senioren-Wohnanlage

Seit Bank-Angestellte einer 99-Jährigen Hilfe beim Geldabheben verweigerten, kämpft eine Deutsche für einen eigenen Geldautomaten in ihrer Senioren-Wohnanlage an der Costa Blanca. Bis vor kurzem stand dort sogar noch einer.
L‘Alfàs del Pi - Es hat sie einige Tränen der Wut gekostet, bis Gisela Philippi den Vorfall schildern konnte, der sie so aufgeregt hat. Die Deutsche lebt in der Senioren-Wohnanlage Forum Mare Nostrum in L’Alfàs del Pi an der Costa Blanca, vor wenigen Tagen fuhr sie eine 99-jährige Dame vom Forum aus zu einer Bankfiliale im Ort. Die Hochbetagte wollte bei der Bank Geld abheben, Philippi fuhr das Auto, mit dabei war noch eine weitere Forum-Bewohnerin, um die 99-Jährige bis zum Automaten zu begleiten.
Banken an der Costa Blanca: „Service für Senioren oft katastrophal schlecht“
„Die Dame vertippte sich mehrfach bei der Eingabe der Geheimzahl, sodass die beiden Frauen schließlich in der Bank um Auszahlung des Geldes baten“, schildert Philippi. Dort habe man sich aber geweigert, Bar-Auszahlungen seien ausschließlich am Automaten möglich, Hilfe hätten die Angestellten der Seniorin aber ebenfalls nicht angeboten. „Ich finde das menschenverachtend, wie man dort mit der Frau umgegangen ist. Der Service alten Menschen gegenüber ist oft katastrophal schlecht“, sagt die Deutsche Philippi, selbst 81 Jahre alt. Tatsächlich klagen Senioren in Spanien immer wieder über Ärger mit Banken.
Philippi wollte den Vorfall nicht auf sich beruhen lassen und startete eine Unterschriftenaktion, gerichtet an die Leitung des Forum Mare Nostrum. Denn: Bis vor kurzem stand im Foyer der Einrichtung an der Costa Blanca noch ein Geldautomat, den die Betreiberfirma aber jetzt abgebaut hat – offenbar lohnte sich der Betrieb nicht. „Wir sind dringend auf den Automaten angewiesen. Ich selbst will auch kein Geld auf der Straße abheben, man hört doch immer wieder von Überfällen auf Senioren“, sagt Philippi. Mit einem eigenen Automaten in der Wohnanlage hätte auch die 99-Jährige gar nicht erst bis zur Bankfiliale nach L‘Alfàs del Pi gemusst und sich den ganzen Ärger in der Bank erspart.
Senioren fordern Geldautomat an Costa Blanca: Unterstützung vom Direktor der Wohnanlage
Über 100 Bewohner der Senioren-Wohnanlage unterschrieben das Gesuch, das schließlich auf dem Schreibtisch von Forum-Direktor Rafa Miró landete. „Wir stehen voll hinter der Forderung, ich bin bereits in Kontakt mit der Betreiberfirma“, sagt der Spanier. Zwei Jahre lang stand der Geldautomat in der Einrichtung an der Costa Blanca, doch der Chef der Betreiberfirma hatte Argumente, die nicht von der Hand zu weisen sind: Im Schnitt wurde der Automat nur fünf Mal täglich genutzt, zu wenig, damit sich die Miete, um den Platz im Forum nutzen zu dürfen, lohnte.
„Ich habe der Firma angeboten, auf die Miete zu verzichten und sogar die Zahlung einer Gebühr unsererseits ins Spiel gebracht“, sagt Miró. Über einen alternativen Standort mit mehr Publikumsverkehr könnte man ebenfalls verhandeln und einen zweiten Automaten im neuen Delfin-Natura-Wohnkomplex an der Costa Blanca, den ebenfalls das Forum betreiben wird, aufstellen. Parallel versucht Miró seit Ende der Corona-Pandemie, mehr Menschen von außerhalb in die Senioren-Wohnanlage zu locken. „Wir können jetzt wieder mehr Veranstaltungen anbieten, auch das Restaurant ist für Nicht-Bewohner geöffnet. Die externen Besucher wären ebenfalls potenzielle Nutzer des Geldautomaten“, argumentiert der Direktor weiter.
Deutsche in Senioren-Wohnanlage: Ärger über Bank schweißt Bewohner zusammen
300 Bewohner, darunter viele Niederländer, Engländer und Deutsche, zählt das Forum Mare Nostrum an der Costa Blanca. Immerhin einen positiven Effekt hat die Unterschriftenaktion, die die Deutsche gestartet hat, bereits: „Die Gemeinschaft hier war immer schon gut, wir helfen uns gegenseitig und wer nicht allein sein will, muss das auch nicht sein. Aber ich glaube, dass uns die Aktion noch mehr zusammengeschweißt hat“, sagt Philippi. Direktor Miró hat die über 100 Unterschriften unterdessen auch der Betreiberfirma vorgelegt. Er hofft ebenso wie Philippi, dass der Geldautomat zurückkommt – und die Bewohner ihn dann auch kräftig nutzen, damit er bleibt.