Mit einer normalen Baustelle würden sie und ihre Nachbarn sich arrangieren. Auch der Lärm, der in Spanien öfter zum Problem wird, sei nicht das Schlimmste. „Doch das ist, als hätte man eine Fabrik mitten im Wohngebiet“, sagt ihr Bekannter Werner Fassbender aus Köln. Denn auf dem Gelände werde nicht nur die Grube für die neuen Wohnungen ausgehoben, sondern der abgetragene Fels auch direkt vor Ort mit einem Steinbrecher zermahlen ‒ und das staubt gewaltig. „Wir haben das Pech, dass wir oft Süd-Ost-Wind haben, und dann kommt das Ganze hier rauf“, erklärt Fassbender.
Schon mehrmals hätten die Anwohner die Guardia Civil verständigt, die jedoch habe erklärt, sie sei nicht zuständig und die Nachbarn müssten sich an die Ortspolizei wenden. „Aber da wird man von einem zum anderen durchgereicht“, erzählt Rosemarie Altz. An den Wochenenden würden dann hunderte Anwohner tausende Liter Wasser mit Schläuchen und Hochdruckreinigern verbrauchen, um sich des Drecks zu entledigen, schildert die Deutsche. Doch bereits nach ein oder zwei Arbeitstagen auf der Baustelle sei bereits wieder alles eingestaubt.
Um Baulärm, Dreck und dicker Luft zu entkommen, setzen sich Rosemarie und Elmar Altz morgens mit Kühltasche ins Auto und verbringen die Wochentage an irgendeinem Ort oder Strand in der Umgebung. Eine Rückreise aus dem sonnigen Spanien in die kalte deutsche Heimat zogen zwischendurch eher in Erwägung, „als in diesem Dreck hier auszuharren“.
Auf Nachfrage der CBN im Bauamt von Villajoyosa vergangene Woche, ob das zuständige Unternehmen eine Genehmigung für die Zerkleinerung von Felsbrocken direkt vor Ort hat, scheint nun Bewegung in die Angelegenheit gekommen zu sein. Bereits am Freitag darauf sei einer der großen Steinbrecher abtransportiert worden, berichtet Rosemarie Altz erleichtert. Aus dem Bauamt erhielt die CBN außerdem am selben Tag die Information, dass ein Sanktionsverfahren gegen das Bauunternehmen eröffnet worden sei.
Einige Tage später erreichte die Redaktion dann auch noch eine ausführliche Antwort von Villajoyosas Bauamtschef Alberto Aguilera Zamora. Das Unternehmen habe „nur die Genehmigung für die Abtragung des Felsens und den Transport des Materials, nicht aber für eine Zerkleinerung vor Ort“, schreibt Aguilera. Sollte der Abraum direkt auf dem Gelände weiterverarbeitet werden, würde sofort ein Baustopp verhängt werden. Auch im Süden der Costa Blanca hatte ein deutscher Anwohner Erfolg mit seiner Beschwerde im Rathaus.
„Es ist jetzt schon viel weniger Staub in der Luft als noch letzte Woche“, freut sich Rosemarie Altz. Weiße Schwaden über Montiboli sind in Zukunft hoffentlich wirklich nur tiefe Wolken.