Gratis parken an Costa Blanca: Orihuela „beschenkt“ Bürger mit Panne

Seit zwei Wochen ist in der ganzen Stadt an Spaniens Küste die blaue Zone zum Parken gratis. Eine Partei scheint langsam aber sicher die Koffer zu packen.
Orihuela – Seit 14. Januar ist das Parken auf blauen Flächen (zona azúl) vorerst gratis, in ganz Orihuela. Kein Witz, kein spätes Weihnachtsgeschenk für die Bürger. Sondern ein dicker Bock im Rathaus an der Costa Blanca. Ein Vertrag ist ausgelaufen: Mit der Firma, die den Parkgebühr-Dienst (Ora) verrichtet. Die Neubeauftragung führt über zwei Stadtratsämter: für Infrastrukturen und für Vertragliches. Das eine leitet derzeit die Partei Ciudadanos (C´s), das andere die PP. Und in Sachen blaues Parken wurden sich die Orangefarbenen und die Türkisen alles andere als grün.
Orihuela | Stadt in Spanien |
Bevölkerung: | 76.778 (2018) |
Provinz: | Provinz Alicante |
Costa Blanca: Gratis parken - Panne im Rathaus
Was hat im Ort an der Costa Blanca zur Panne geführt? 2016 hatte die Firma Setex Aparki SA den Dienst für die Parkgebühren aufgenommen, zunächst für vier Jahre, dann, dem Vertrag gemäß, um weitere zwei. Nochmals verlängern, das wollte die liberale Partei C´s. Den Riegel schoben aber Finanzprüfer und Sekretär im Rathaus an Spaniens Küste vor. Für einen neuen Auftrag hätte das eine Amt dem anderen Dokumente mit den neuen Vertragsbedingungen schicken müssen. Das geschah jedoch nicht. Das Parken in Orihuela wurde für die Bürger plötzlich gratis.
Eindeutig, so PP-Stadtrat Víctor Valverde, handle es sich um einen Fehler der Liberalen. „Das Problem sah man seit Jahren kommen“, schimpfte der Konservative aus der Stadt in Spanien. Orihuelas C´s-Chef José Aix kickte den Ball zurück. Auch das Vertragsamt hätte aushelfen müssen, um die Blamage mit dem blauen Parken im Ort in Spanien zu verhindern. Im Juli 2021 hatte das Infrastrukturamt für 17.600 Euro die Erstellung der nötigen Dokumente in die Wege geleitet. Eigentlich schon fast zu spät, da der Vorgang ein halbes Jahr dauern würde.
Alarm-Schlager behielten Recht: PP haut drauf
Die Opposition witterte da schon die Pleite. Das blaue Parken in Orihuela werde nicht bis Ablauf des Vertrags neugeregelt, warnte die PSOE. Die Sozialisten seien „Experten im Alarm Schlagen zu Dingen, die nie geschehen werden“, tönten damals die liberalen C´s. Pustekuchen! Nach der Panne darf die Opposition fröhlich über die Zuständigen herfallen. Die PSOE fordert, dass Köpfe rollen, allem voran im unglücklichen Infrastrukturamt. Die Linksalternative Cambiemos rüttelt indes bereits am System: „Es ist der Moment, die Parkplätze ohne ein privates Unternehmen zu regeln.“
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Und die ganze Opposition bejubelt heimlich die sich zuspitzenden Konflikte im Regierungsbündnis. Doch davon scheint auch die PP nicht ganz so unangetan zu sein. Deutlich gießt sie Öl ins Feuer, lässt den Partner C´s als Deppen dastehen. Das ist nichts Neues. Zusehends distanzieren sich die Konservativen um Ortschef Emilio Bascuñana (PP) von den Liberalen, übergingen sie in jüngerer Vergangenheit etwa mehrmals bei Einstellungen von neuem Personal.
„Neue Politik“ packt Koffer: Mit Charme zum Abschied?
Was spielt hier wohl stärker mit – Wahlstrategie oder Genugtuung? Noch vor kurzem rüttelte C´s heftig an der PP-Dominanz im konservativ-liberalen Milieu. 2019 eroberten sie etwa bei der Kommunalwahl in Orihuela mit fünf Sitzen nur einen weniger als die sozialistische PSOE. C´s-Chef José Aix galt in der Stadt des Poeten Miguel Hernández schon als kommender Bürgermeister.

Nun aber sieht alles danach aus, dass „die Bürger“ („ciudadanos“) bald die Koffer packen. Bei jeder neuen Regionalwahl Spaniens verschwinden sie nach und nach von der Bildfläche. Wofür steht sie überhaupt noch, die einst aufstrebende Mitte-Partei der „neuen Politik“? In Orihuela momentan – peinlich zwar, irgendwie aber auch charmant – für kostenloses Parken in der ganzen Stadt.