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Costa Blanca: Starker Regen am Wochenende - Polizist aus Calpe gestorben

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Von: Oliver Stahmann, Judith Finsterbusch, Anne Thesing

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Ein Mann inspiziert eine Straße, die bei einem Unwetter stark beschädigt wurde.
Benissa war besonders von dem heftigen Unwetter an der Costa Blanca betroffen. Bei einem Einsatz in dem Ort starb ein Polizist aus Calpe. © Zivilschutz/Protección Civil Benissa

Heftige Unwetter mit starkem Regen haben am Wochenende Teile der Costa Blanca überrascht. Ein Polizist aus Calpe starb bei einem Rettungsversuch.

Calpe - Die heftigen Unwetter, die am Wochenende Teile der Costa Blanca überraschten, waren für die Meteorologen in der Form nur schwer vorhersehbar gewesen: Während es in einigen Orten am Samstagmorgen kaum regnete, gingen in unmittelbarer Nachbarschaft große Wassermengen binnen kürzester Zeit hinunter. Die Feuerwehr war vor allem im Kreis Marina Baja im Dauereinsatz, die schlimmste Tragödie ereignete sich jedoch in Benissa, weiter nördlich an der Costa Blanca: Hier starb ein Polizist bei dem Versuch, einen Verunglückten aus seinem Auto zu befreien.

Heftige Unwetter überraschen Costa Blanca: Polizist aus Calpe ertrunken

Etwas abseits der Küste von Calpe gibt es noch viele unberührte Gebiete und Urbanisationen, die eher einem Dschungel gleichen. Das gilt auch für die Urbanisation Empredrola, die genau zwischen Calpe und Benissa liegt. In diesem Talstück unterhalb von Benissa finden sich nicht die typischen Häuseransammlungen, die man aus anderen Gegenden der beiden Städte kennt. Die Straßen sind eng und kurvenreich. Falls man mit dem Auto unterwegs ist und hier auf ein anderes Auto trifft, ist es schwierig, vorbeizukommen. In Empredrola befinden sich zudem einige Bäche, die im Sommer nur wenig Wasser führen und nach den besonders heißen Sommermonaten wie 2022 manchmal sogar ganz versiegen und aushärten. Meteorologen warnen immer wieder vor diesem Effekt, der dazu führt, dass der Regen gar nicht erst durchsickern kann und dadurch Sturzfluten verursacht - so wie bei dem heftigen Unwetter, das am Wochenende Teile der Costa Blanca überraschte und einen Polizisten aus Calpe das Leben kostete.

In der Nacht von Samstag auf Sonntag, 17. auf 18. September, als ein Unwetter mit starken Regenfällen, Sturm und Gewitter über den Kreis Marina Alta an der Costa Blanca zog, verwandelten sich die kleinen Bäche in der Urbanisation in Benissa in reißende Fluten und überschwemmten die Siedlung teilweise. Ein Fahrer hatte sich früh morgens gegen 2 Uhr in der Nacht zu Sonntag auf den nassen, glitschigen Straßen verfahren und fand sich plötzlich von Wassermassen umgeben. Er alarmierte den Notruf 112, und obwohl er sich im Zuständigkeitsbereich von Benissa befand, war die dortige Polizei zu diesem Zeitpunkt mit den Widrigkeiten des starken Regens beschäftigt. Stundenlang hatte der heftige Regen in den höher gelegenen Gebieten Benissas gewütet, sodass Keller vollgelaufen waren und eine große Menge Wasser das Tal hinunter in Richtung Meer floss. Zwei Polizisten aus Calpe waren jedoch zufällig auf Patrouille in der Nähe der Urbanisation Empedrola. Einer von ihnen war Juan Manuel Policarpo, 47 Jahre alt, ein allseits beliebter Ortspolizist, den jeder in Calpe mindestens vom Sehen her kannte, denn immer wenn etwas in Calpe los war, war auch er mit dabei, regelte den Verkehr und sorgte stets freundlich für Ordnung.

Polizist aus Calpe bei heftigem Unwetter an Costa Blanca gestorben

Juan Manuel Policarpo wollte das Opfer aus dem Auto befreien, strauchelte jedoch selbst und wurde vom rauen Wasser mitgerissen. Die Kraft der Strömung war nach dem heftigen Regen an der Costa Blanca so stark, dass sie sogar das Auto wegspülte. Der Fahrer konnte sich jedoch kurz darauf selbst befreien. Doch für den Polizisten aus Calpe kam jede Hilfe zu spät. Die Leiche des zweifachen Familienvaters wurde erst vier Stunden später flussabwärts gefunden. Eine Nachricht, die ganz Calpe und die Costa Blanca in einen Schockzustand versetzte. Calpes Bürgermeisterin Ana Sala ordnete sofort eine fünftägige Trauerzeit an. Die Flaggen der Stadt wurden auf halbmast gesetzt und Veranstaltungen wie die für Sonntag geplante Vereinsmesse wurden abgesagt. Ab dem heutigen Montag, 19. September, 18 Uhr, wird der Leichnam des Polizisten im Plenarsaal des Rathauses aufgebahrt. Für 20 Uhr sind fünf Schweigeminuten vor dem Rathaus auf der Plaza Miguel Roselló angesetzt.

Zum Thema: Gota fría: Wie kann man sich vor Hochwasser in Spanien schützen? - Experten-Tipps

Von dem heftigen Unwetter in der Nacht von Samstag auf Sonntag, bei dem der Polizist aus Calpe starb, waren auch andere Teile der Costa Blanca sowie der Region Valencia weiter Richtung Norden betroffen. Im Kreis Marina Alta brach Benissa mit 120 Litern pro Quadratmeter in einer Stunde Rekorde, bis zum Sonntagmorgen fielen hier 138,6 Liter. Straßen verwandelten sich in reißende Flüsse, genauso wie im benachbarten Senija, wo 125 Liter Regen fielen.

Heftiges Unwetter an der Costa Blanca: Bilanz aus den Kreisen Marina Alta und Marina Baja

Rund 58 Liter Regen kamen in Teulada runter, über 45 Liter waren es in Gata de Gorgos und Alcalalí. Über 30 Liter meldeten Orba und Parcent, etwas weniger waren es in Pedreguer und Jávea, in Dénia rund 26 Liter. Relativ gemäßigte Niederschläge also, die sich nicht mit dem katastrophalen Wolkenbruch in Benissa vergleichen lassen. Andere Orte der Marina Alta, beispielsweise das sonst so regenreiche Pego, bekamen sogar so gut wie gar nichts von dem so nahen Unwetter an der Costa Blanca mit.

Im Kreis Marina Baja, etwas weiter südlich, kam das Unwetter unter anderem in Benidorm besonders heftig herunter. Mit 91 Litern pro Quadratmeter verzeichnete die Touristenhochburg an der Costa Blanca den regenreichsten Tag seit Jahren. Am heftigsten schüttete es hier zwischen 2 und 3 Uhr nachts. Der Starkregen verursachte schwere Schäden am beliebtesten Strand der Stadt, der Playa de Levante, im Bereich des Briten-Viertels Rincón de Loix.

Heftiges Unwetter an Costa Blanca und in der Region Valencia: Campingplatz evakuiert

Von den 35 Einsätzen der Provinzfeuerwehr Alicante konzentrierten sich 28 auf den Kreis Marina Baja, und zwar zwischen 0.45 und 9.30 Uhr, 20 davon auf Benidorm. Aber auch Ibi und Elche weiter im Süden der Costa Blanca, sowie die Gemeinden Finestrat, Altea, Villajoyosa und La Nucía waren von dem heftigen Unwetter betroffen. In Callosa d‘en Sarriá regnete es 132 Liter, in L‘Alfàs del Pi 88. Seit Wochen warnen Experten vor der Gefahr heftiger Regenfälle nach dem heißen Sommer 2022. Im Süden der Costa Blanca hatte erst vor wenigen Tagen ein Verband dazu aufgefordert, Hochwasser-Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

Den Regenrekord in der gesamten Region Valencia stellte Orpesa in der Provinz Castellón. In zwölf Stunden fielen hier 144,4 Liter vom Himmel. In Torreblanca (ebenfalls Castellón) waren es 138,8 Liter. In der Provinz Castellón musste vorübergehend der Campingplatz Bravo Playa in Cabanes evakuiert werden, den Bewohnern reichte das Wasser bis zur Hüfte.

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