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Bau in Cala Mosca genehmigt: 2.200 neue Häuser am Meer

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Von: Stefan Wieczorek

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Ein Stück Küste mit Häusern und grüner Fläche am Meer aus der Luft fotografiert.
Die Cala Mosca ist (noch) die letzte unbebaute Bucht von Orihuela. © Greenpeace

Die Konstruktion der Urbanisation auf dem letzten unberührten Stück Küste von Orihuela ist fast sicher. Die Baufirma passte den Plan an, die Liberalen überstimmten im Rathaus die Sozialisten.

Orihuela Costa – Nun ist es doch passiert: Die örtliche Regierung von Orihuela hat vergangene Woche das Projekt Alameda del Mar genehmigt, die Siedlung mit 2.200 neuen Häusern in der Cala Mosca, die das letzte Stück unberührter Küste in Orihuela Costa darstellt. Sobald die Neuparzellierung erfolgt ist, kann die Baufirma Gomendio damit die letzten Lizenzen beantragen und den Bau im Süden der Costa Blanca in Spanien beginnen. Der Kampf um die noch jungfräuliche Bucht scheint damit verloren – oder gewonnen, je nachdem auf welche Stimme der Beteiligten man so hört.

Costa Blanca: Letztes Stück unberührte Küste - Bau von Häusern genehmigt

„Stolz“ zeigte sich nach der Genehmigung der 2.200 neuen Häuser am Meer der liberale Vizebürgermeister José Aix (C‘s). Die Stadt habe es nach 20 Jahren geschafft, den Plan – mit den nötigen Korrekturen und Vorkehrungen – in die Zielgerade zu bringen. Kein gutes Haar an der Siedlung auf dem letzten Stück unberührter Küste ließ dagegen keineswegs nur die Opposition, sondern auch die Bürgermeisterin. „Das Projekt hat der PSOE nie gefallen und tut es immer noch nicht“, verkündete Carolina Gracia Anfang der Woche. Auffälligerweise tat die Sozialistin das auf einer spontanen Pressekonferenz. Ohne José Aix.

Bei der Abstimmung am 18. April enthielten sich die vier PSOE-Stadträte. Die fünf C’s-Kräftedagegen stimmten für das Bauprojekt auf dem noch unbebauten Stück Küste in Orihuela, was genug war, um Gomendio in Feststimmung zu versetzen. Vor 15 Jahren war das Projekt noch aus Umweltgründen gestoppt worden. Lebensräume von Flora wie dem Katzenkopf-Sonnenröschen oder Fauna wie der Landdeckelschnecke Tudorella mauretanica würden schwer beschädigt werden. Doch die Baufirma passte sich an und legte 2023 ein abgeändertes Projekt für den Bau der neuen Häuser in der unberührten Bucht vor.

Horrende Entschädigung: „Erst in 90. Minute im Spiel“

Der neue Plan der Baufirma würde 11,1 Hektar des Mikroreservats (ursprünglich nur 2,95) sowie 99,8 Prozent der Blumenpopulationen in der Bucht im Süden der Costa Blanca bewahren. Da die Landesregierung ihr Okay gegeben hatte, fielen die juristischen Grundlagen weg, um den Promoter länger hinzuhalten, erklärte Carolina Gracia. Es sei „als Bürgermeisterin meine Pflicht, das Projekt ins Plenum zu bringen, weil es am Ende das Rathaus ist, das die finanzielle Haftung übernimmt.“ 200 Millionen Euro forderte Gomendio als Entschädigung, falls der Bau scheiterte.

Diese horrende Summe wiederholte gebetsmühlenartig vor allem der liberale Vizebürgermeister José Aix in den vergangenen Monaten. Die PSOE sei „erst in der 90. Minute ins Spiel gekommen“, bedauerte Ortschefin Carolina Gracia ihre Machtlosigkeit. Mit der Schaffung eines speziellen Arbeitskreises hatte sie noch – vergeblich – versucht, die Firma zu einem alternativen Projekt zu bewegen. Nunmehr musste die sozialistische Bürgermeisterin das tun, wogegen sie sich noch in der Woche zuvor energisch sträubte: Sich Gomendios Druck beugen.

„Was sie von einer Sozialistin hat, habe ich von einem Deutschen“

Teils mit persönlichen Drohungen hätte die Firma sie angegriffen, klagte Carolina Gracia Anfang April. Nun aber attackieren sie auch ihre einstigen Unterstützer. Die linksalternative Partei Cambiemos, die sie im Misstrauensvotum erst im April 2022 ins Amt der Bürgermeisterin gehievt hatte, bezeichnete Gracia nun als „passiv“ und sogar als „feige“. Durchaus hätte es Gründe gegeben, das Projekt noch zu stoppen, etwa die ausstehende Entscheidung des Obersten Gerichts zur unklaren Wasserversorgung der Siedlung, die an Spaniens so von Dürre und Wassernot getroffenen Mittelmeerküste entstehen soll.

Bewusst seien diese Einwände gegen die Siedlung umgangen worden. De facto nämlich - so die Kritik der Linksalternativen - werde Orihuela von den Liberalen regiert. Carolina Gracia selbst trage die PSOE nur im Parteiausweis: „Was sie von einer Sozialistin hat, habe ich von einem Deutschen“, spottete Carlos Bernabé (Cambiemos). Zusätzlich Öl ins Feuer bringt die Personalie Ángel Noguera: Den wegen zwei Fällen vor Gericht gerufenen Stadtrat entband die Bürgermeisterin formell seiner Aufgaben. Dennoch behielt der Liberale sein Stimmrecht, mit dem er am 18. April die Cala-Mosca-Abstimmung im Plenum mitentschied.

Unzulässig nah stehe C’s dem Promoter, kritisiert Cambiemos. Daher hätte die Firma von der Stadt vertrauliche Daten erhalten, die die nötige Anpassung des Projekts vereinfacht hätten. José Aix würde sogar „für Gomendio arbeiten“, klagt die Linksalternativen an. Bei allem Entsetzen muss sich Cambiemos aber auch die Frage gefallen lassen, warum sie vor einem Jahr die Auswechslung im Rathaus – mit dem für den Bau der neuen Häuser entscheidenden C’s-Übergewicht – unterstützte.

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