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Costa Blanca: Auf den Spuren der Neandertaler

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Von: Andrea Beckmann

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Der Eingang der Höhle Bolomor in Tavernes de Valldigna.
Bei der Höhle Bolomor handelt es sich um eine nicht sehr tiefe Felsspalte. © Andrea Beckmann

Lange bevor der Homo sapiens die Erde bevölkerte, lebte eine andere menschliche Art auf dem eurasischen Kontinent. Auch an der Costa Blanca streiften Neandertaler durch die Wälder und bewohnten Höhlen in Küstennähe.

Tavernes de la Valldigna – In mehr als 250.000 Jahren hat sich etwas Entscheidendes nicht verändert: So wie auch heute noch abertausende Nordeuropäer ein Leben im sonnigen Süden vorziehen und ihren Lebensmittelpunkt deshalb nach Spanien, Italien oder Griechenland verlegen, zog es auch schon die Neandertaler in wärmere Klimazonen. Das zeigen ihre Spuren, die auch an der Costa Blanca entdeckt wurden. An Spaniens Levante-Küste – damit wird die Ostküste und ihr Hinterland, insbesondere die Küstenlandschaften der früheren Königreiche Valencia und Murcia bezeichnet – fanden die Neandertaler ideale Voraussetzungen. Ideale Klimabedingungen sowie Nahrung in Hülle und Fülle machten die Levante-Küste zu einem Paradies für die Steinzeitmenschen, die hier vor rund 400.000 Jahren lebten, bis sie vom modernen Menschen, dem Homo sapiens, verdrängt wurden.

Die Neandertaler-Höhle Bolomor gilt als die älteste menschliche Behausungen

Eine der bedeutendsten spanischen Ansiedlungen der Neandertaler ist die Höhle Bolomor, die in einer Felsspalte rund zwei Kilometer von Tavernes de la Valldigna liegt. Dabei handelt es sich nicht um irgendeine Höhle, wie der Archäologe Marcel Mezquita bei einer geführten Höhlenbesichtigung berichtet, die das Unternehmen Didaktia in regelmäßigen Abständen ermöglicht. „Wir haben es hier mit einer Höhle zu tun, in der die älteste Asche aller prähistorischen Ansiedlungen des Landes entdeckt worden ist“, weiß der Archäologe. Soll also heißen, die Höhle Bolomor, zu der man über einen kurzen, wenn auch steil ansteigenden Pfad gelangt, für dessen Erklimmung man in guter körperlicher Verfassung sein sollte, ist die älteste Neandertaler-Ansiedlung auf der Iberischen Halbinsel. Das muss man sich einmal vor Augen halten: Wir haben es hier sozusagen mit der ältesten menschlichen Behausung Spaniens zu tun, dem Vorreiter einer Oberdachgeschoss-Wohnung sozusagen.

Her lebten vor mehreren hunderttausend Jahren Neandertaler-Clans in einer Region, die durch üppige Waldlandschaften und Wildreichtum geprägt war und die bis vor etwa 350.000 Jahren als unberührt galt. Die Höhle war nicht zufällig gewählt. Von hier aus konnten die Steinzeitmenschen über die weiten fruchtbaren Täler bis hin zum Mittelmeer blicken. In der Fundstätte Bolomor stießen die Forscher auf die Reste von insgesamt vier Neandertalern. Es fanden sich unter anderem der Teil eines Beinknochens, zwei Zähne und Reste eines Neandertaler-Schädels.Immer wieder machen in Spanien spektakuläre Funde von Resten von Neandertalern Schlagzeilen.

Die Neandertaler ernährten sich vor allem von Früchten, aber auch Wild- und Nilpferden

Forschungen der Uni Murcia, die Aufschlüsse zu den Ernährungsgewohnheiten der Neandertaler in diesem Gebiet brachten, zeigen: Die Steinzeitmenschen ernährten sich vor allem von Früchten und Samen der Pflanzen, die hier wuchsen. Dazu zählen unter anderem Oliven, Hasel- und Walnüsse, Pinienkerne und Kastanien.

Als Leibspeise der Neandertaler werten die Archäologen Schildkröten, wie unzählige Reste dieser gepanzerten Tiere zeigten, die in der Höhle entdeckt wurden. Die Neandertaler kochten die Schildkröten offenbar in Bodenvertiefungen, in denen sie Feuer anzündeten. Aber auch Tiere wie Hasen, Kaninchen, Vögel, und zuweilen auch größere Tiere wie Wild- oder Nilpferde, die vor 400.000 Jahren an der Levante-Küste heimisch waren, standen ganz oben auf dem Speisezettel der Neandertaler.

Der beschilderte Wanderweg zur Höhle Bolomor in Tavernes de Valldigna.
Der Wanderweg zur Höhle Bolomor ist gut ausgeschildert. © Andrea Beckmann

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