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Ortsnamen an der Costa Blanca - ab sofort gilt: Valencianisch vor Spanisch

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Von: Susanne Eckert

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Ortsschilder an einer Kreuzung
Jávea oder Xàbia? Um die Ortsnamen an der Costa Blanca gibt es heiße Debatten. © Susanne Eckert

Calpe, Dénia, Jávea, Benitachell - viele Ortsnamen im Norden der Costa Blanca haben eine lange Geschichte. Jetzt gibt es neue offizielle Regelungen zum Dauer-Streitthema Valencianisch oder Spanisch.

Dénia - Spaniens Ministerium für territoriale Entwicklung in Madrid hat angewiesen, dass ab sofort bei allen Ortschaften, die zwei offizielle Ortsnamen haben, der in der Regionalsprache an erster Stelle stehen soll. In der Region Valencia gibt es 22 solche Orte, in denen sowohl die valencianische als auch die spanische Variante offizielle Namen sind, im Marina-Alta-Kreis im Norden der Costa Blanca aber nur zwei: Xàbia/Jávea und Benitatxell/Benitachell.

Benitachell an der Costa Blanca: Halber Ortsname wird nicht anerkannt

Im Falle von Benitachell ist kurios, dass das Ministerium den Ortsnamen nicht anerkennt, den sich das Dorf mit der wilden Steilhangküste selbst gibt: Poble Nou de Benitatxell auf Valencianisch. Poble Nou heißt auf Deutsch so viel wie neues Dorf. Und in Benitachell und Umgebung – zum Beispiel in Jávea – sagen die Leute gewöhnlich sogar nur Poble Nou und verzichten ganz auf den Anhang „de Benitatxell“. Ein Blick in die Geschichte dieses Dorfes an der Costa Blanca: Obwohl die Gegend um Benitachell schon seit der Jungsteinzeit besiedelt ist, wurde die Gemeinde erst vor 319 Jahren gegründet. Sie fußt auf einem Landgut aus maurischer Zeit, das nach der Maurenvertreibung im Jahr 1609 lange verlassen war. Doch dann besiedelten Christen den Ort neu und gründeten 1698, als das Dorf auf 22 Häuser und rund 100 Einwohner angewachsen war, Poble Nou de Benitatxell. Der Ortsname wird auf Spanisch (Benitachell) und auf Valenciano (Benitatxell) fast gleich ausgesprochen. Er bezieht sich auf die Einwohner des maurischen Landgutes, „Beni“ heißt „Söhne“ oder „Nachkommen von“. Ortsnamen, in denen „Beni“ vorangestellt ist, beziehen sich deshalb auf Stämme, die auf einen Urvater zurückgehen.

Was Jávea an der Costa Blanca betrifft, so führt die Umstellung der beiden offiziellen Ortsnamen dazu, dass es jetzt in Listen vom Buchstaben J auf den Buchstaben X rutscht. Man muss also nun ganz am Ende von Städte-Auflistungen nach der valencianischen Schreibweise Xàbia suchen. Xábia wird - in leicht abgewandelten Schreibweisen - schon seit dem 13. Jahrhundert als Name für das Tal genutzt, in dem das heutige Städtchen steht. Die spanische Version Jávea soll entstanden sein, weil die Spanier aus der Hauptstadt Madrid angeblich das X, das fast wie ein deutsches „sch“ gesprochen wird, nicht aussprechen konnten und stattdessen ein J setzten. Und um die vielen Spanisch sprechenden Touristen nicht zu verwirren, die von den tollen Stränden des Küstenorts angezogen werden, entschied man sich in Jávea nach der Franco-Diktatur, beide Ortsnamen beizubehalten.

Ortsnamen an der Costa Blanca: Spanisch, Valencianisch - oder gemischt

Einige der 33 Orte im Kreis Marina Alta haben Namen, die auf Valenciano und Castellano gleich sind. Dazu gehören zum Beispiel Pego, Ondara, Gata oder Pedreguer. Benissa, Xaló, Els Poblets und El Verger tragen dagegen offiziell nur ihre valencianischen Ortsnamen. Sanet y Negrals im Hinterland der nördlichen Costa Blanca hat wiederum seinen offiziellen, aus den zwei Sprachen gemischten Ortsnamen behalten. Das y ist Spanisch. Auf Valencianisch müsste das Dorf korrekt Sanet i els Negrals heißen. Die Leute schreiben aber meist Sanet i Negrals und sagen - noch kürzer - Sanet.

Der Küstenort Calpe ist wiederum auf andere Art ein Sonderfall. Während die meisten Städte und Dörfer an der Costa Blanca schon zu Beginn der Demokratie zur valencianischen Version wechselten, tat Calpe das erst 2009 auf Initiative des damaligen Bloc-Bürgermeisters Ximo Tur und wurde offiziell zu Calp. Allerdings hatte dieser Schritt wenig Unterstützung in der Bevölkerung und in der Tourismusbranche, fast überall ist vom spanischen Calpe die Rede, nur selten vom valencianischen Calp. Mittlerweile bemüht sich das Rathaus in der Peñon-Stadt darum, das „e“ wieder an den Ortsnamen zu hängen.

Dénias Ortsname: Geschichte bis in die Römerzeit

Der Ortsname der geschichtsträchtigen Kreishauptstadt Dénia stammt laut den Geschichtsschreibern nunmehr aus der Zeit der Römer, als der Ort Dianium hieß und dort laut den Quellen ein Tempel stand, der der Göttin Diana - der jungfräulichen Jägerin - gewidmet war. In Dénia gibt es keine Debatte über den Ortsnamen. Es wird die valencianische Form benutzt und der Ortsname ja auch in Valenciano und Spanisch gleich ausgesprochen. Nur die Schreibweise ist anders: Bei der valencianischen Variante setzt man einen Akzent auf das „e“.

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