Kaum Quallen an der Costa Blanca: Wo sind sie hin? Ein Experte gibt Antwort

Noch wurden im Sommer 2022 keine Quallen-Invasionen an den Stränden der Costa Blanca und Valencias gesichtet. Ein seltenes Phänomen zu dieser Jahreszeit. Wo die Nesseltiere sind, erklärt ein Experte.
Valencia/Alicante - Die Strände der Region Valencia, allen voran der Costa Blanca, sind im Sommer 2022 wieder voll von Badegästen. Kein Wunder, bietet die Costa Blanca doch wunderbare Strände für Urlauber, Familien oder Wassersportler, von Torrevieja bis nach Dénia. Ausgeblieben sind aber derweil die großen Quallen-Schwärme, berichtet die spanische Tageszeitung „La Razón“. „Es ist etwas ungewöhnlich, dass es zu dieser Jahreszeit, wie sonst üblich, noch keine Quallen-Schwärme an den valencianischen Küsten gibt“, sagt Experte Juan Guillén, Forschungsleiter der Meeresabteilung des Instituts für Küstenökologie (Instituto de Ecología Litorial IEL) von Alicante. Ein Umstand, der sich gegen die allgemeine Tendenz stellt, denn normalerweise nehmen die Quallen-Populationen in den Weltmeeren von Jahr zu Jahr zu.
Quallen an der Costa Blanca: Anwesenheit zwischen Frühling und Sommerende
Zwischen Frühlingsanfang und Sommerende ist die Anwesenheit von Quallen an Spaniens Küsten, von harmlos bis gefährlich, am höchsten - ein Phänomen, das dem Anstieg der Wassertemperatur des Mittelmeers geschuldet ist. Das ist jedoch nicht der einzige Faktor, der erklärt, warum es jedes Jahr mehr Quallen an den Küsten Spaniens, wie der Costa Blanca gibt. Auch das Mar Menor erwartet wieder Quallen in Massen.
Ein weiterer Grund für Quallen-Invasionen, so die Experten, ist der Rückgang des Süßwasserzulaufs durch die ins Meer mündenden Flüsse, weil es weniger regnet. Immer wieder droht Dürre in Spanien, auch an der Costa Blanca. Dadurch reduziert sich die Barriere aus Süßwasser mit niedrigerem Salzgehalt und geringerer Dichte, die Quallen von den Küsten fernhält. Denn Unterschiede im Salzgehalt wirken sich negativ auf ihren Auftrieb aus. Die Überfischung ist auch eine der wahrscheinlichsten Ursachen für den Anstieg der Nesseltierpopulationen, denn der Rückgang einiger Fische und Meeresschildkröten, die mit den Quallen um Plankton konkurrieren, begünstigt deren Entwicklung. Warum also gibt es im Sommer 2022 kaum Quallen an den Stränden der Costa Blanca?
Sommer 2022 fängt ohne Quallen an der Costa Blanca an
Zu Beginn des Sommers 2022 wurden zwar Quallen an der Costa Blanca gesichtet, aber keine Schwärme, stellte der Experte Juan Guillén vom IEL Alicante fest. Das übliche Szenario ist, dass Winde und Strömungen von den beiden großen Planktonproduktionsgebieten – dem Alboran-Meer im südlichen Mittelmeer und dem Golf von Lion nördlich der Balearen – Wassermassen verdrängen und damit Quallen-Schwärme Richtung Küste schieben, erklärt Guillén. „Wenn sie die valencianische Küsten nicht erreichen, dann erreichen sie andere Gebiete des Mittelmeers wie Málaga an der Costa del Sol, Almería, Ceuta und den Norden der afrikanischen Küste“, so der Experte.
Tatsächlich berichtet „Canalsur“ von massenhaft Quallen an der Costa Tropical. Ostwind und eine Meerestemperatur von über 24 Grad hätten die Quallen an die andalusische Küste gebracht. Allgemein ist das Mittelmeer wegen der andauernden Hitze viel zu warm. An der Costa Tropical weht seit dieser Woche an den Stränden von Motril die gelbe Flagge sowie eine weiße Flagge mit dem Quallensymbol. In Salobreña mussten bis zu 50 Badegäste an einem Tag beim Rot-Kreuz-Posten nach Quallen-Begegnungen behandelt werden.
Quallen an den Stränden: Feuerqualle dominiert das Mittelmeer
Die Feuerqualle oder auch Leuchtqualle, in Spanien bekannt unter dem Namen Pelagia noctiluca, dominiert das Mittelmeer vor der Costa Blanca und ist verantwortlich für etwa 90 Prozent der äußerst schmerzhaften Stiche. Diese Qualle kann bis zu zwei Jahre alt werden und pflanzt sich zweimal jährlich fort. Die Jungquallen wachsen sehr schnell und verdoppeln ihre Biomasse in nur 24 Stunden.
Die Leuchtqualle verdankt ihren Namen der Tatsache, dass sie bei Gefahr intensiv grünlich leuchtet. Sie ist zwar nur rund zehn Zentimeter groß und von leicht rötlicher Farbe, aber ihre bis zu zehn Meter langen Tentakel sind stark nesselnd. Zu den häufigsten Symptomen nach einer unfreiwilligen Begenung mit dieser Qualle zählen zudem lang anhaltender Juckreiz, Hautrötungen, Schwindel, Muskelkrämpfe, Übelkeit und Erbrechen. Dieser Tage wurde die Quallen vereinzelt an der nördlichen Costa Blanca gesichtet.
Erste Seewespe an der Küste von Santa Pola gesichtet
Santa Pola im Süden der Costa Blanca meldet dagegen einzelne Sichtungen der Seewespe im Sommer 2022. Die Mittelmeer-Seewespe (Carybdea marsupialis), auch Würfelqualle genannt, ist eine der gefährlichsten Quallen des Mittelmeers. Viele denken bei dem Namen „Seewespe“ sofort an die „Sea Wasp“, die vor Australiens Küsten immer wieder für Todesfälle sorgt. Doch die im Mittelmeer schwimmende Schwester ist nicht ganz so gefährlich.
Noch ist es ruhig im Sommer 2022, für August allerdings, „sobald es eine signifikante Bewegung in den Antizyklonen gibt“, rechnet der Meeresforscher und Experte Guillén dann doch mit Quallen-Schwärmen an den valencianischen Küsten. Wie lange diese dann bleiben werden, hängt in hohem Maße von den örtlichen Winden und der Beschaffenheit der Küste ab.