1. Costa Nachrichten
  2. Costa Blanca

Reisernte an der Costa Blanca: Stroh mit neuem Nutzen - Pegos Reis in Gefahr

Erstellt:

Von: Anne Thesing

Kommentare

Ein Mann baut an einem mit Stroh isolierten Holzdach.
Nach der Reisernte als Isolierung aufs Dach: Strohverwertung an der Costa Blanca, hier bei einem Neubau von Prefuspa Viva. © Vicente Riera

Die gute Nachricht: Das Stroh, das bei Pegos Reisernte 2022 angefallen ist, wird an der Costa Blanca weiterverwertet. Die schlechte Nachricht: Pegos Bomba-Reis ist ernsthaft in Gefahr.

Pego - Sandra Mengual ist begeistert. Ihre Initiative, dem Stroh, das die Landwirte nach der Ernte auf Pegos Reisfeldern im Hinterland der Costa Blanca ansammeln, einen neuen Nutzen zu geben, stieß auf offene Ohren. Im Namen der Nachhaltigkeitskommission des Pegoliner Kulturvereins Atzaïla startete sie einen Aufruf an all die, die Interesse an den Ernteresten haben. „Es kamen viele Anfragen, aus unterschiedlichsten Ecken, bis hin nach Valencia, aus der Landwirtschaft, aus der Viehzucht und, besonders interessant, aus dem Bereich der Biokonstruktion, wo das Stroh als Isolierung und Schalldämmer in Wände und Dächer eingebaut wird“, freut sich Mengual.

„Bis vor einigen Jahren wurde das Stroh nach der Ernte verbrannt“, sagt der Reisbauer Vicent Dominguis aus Pego. Das ist mittlerweile hier an der Costa Blanca verboten, die Reste wurden daraufhin geschreddert und einfach auf den Reisfeldern liegengelassen. „Einige Landwirte, die die Übertragung von Plagen an die nächste Reis-Generation fürchteten, waren davon nicht begeistert“, so Dominguis.

Nach der Reisernte in Pego an der Costa Blanca: Stroh findet Abnehmer

Jetzt dagegen findet das Stroh aus der Reisernte in Form von Ballen glückliche Abnehmer. „Es ist doch schade, wenn vorhandene Ressourcen einfach verloren gehen“, sagt Sandra Mengual, die die Nachhaltigkeit in Pego schon vor Jahren mit der Gründung eines Bauernmarktes für Bio- und regionale Produkte, dem Mercat de la Terra, vorantreiben wollte. Ein Projekt, das es auch in anderen Orten an der Costa Blanca gibt und das viele begeisterte, beim Rathaus jedoch keine Unterstützung fand und irgendwann im Sand verlief.

Von ihrem jetzigen Projekt verspricht sich Sandra Mengual, ebenfalls im Sinne der Umwelt, mehr Erfolg. „Es hat sich zum Beispiel ein Viehzüchter aus dem Hinterland der Costa Blanca, aus Vall d‘Ebo, gemeldet, der das Stroh aus der Reisernte für seine Tiere sonst immer ganz aus Valencia bezog. 400 Kilo hat er aus Pego mitgenommen.“ Im landwirtschaftlichen Anbau wiederum sei das Stroh als Bodenbelag oder als Kompost gefragt. „Schon mein Großvater nutzte es dafür“, sagt Sandra Mengual.“

Eine Erntemaschine fährt über ein Reisfeld.
Nach der Reisernte in Pego: Costa-Blanca-Reis mit nur geringen Erträgen. © Anne Thesing

Reisernte 2022 in Pego an der Costa Blanca: Zukunft des Bomba unsicher

Fernab der Freude über die Wiederverwertung des Strohs bangen Pegos Reisbauern in diesem Jahr um ihre Existenz, hätte doch das Erntejahr kaum schlechter sein können. Nicht nur, dass der Reis wegen der lange andauernden Niederschläge im Frühjahr erst ungewöhnlich spät gesät und damit auch entsprechend später geerntet werden konnte. „Ende April wird der Reis normalerweise gesät, in diesem Jahr musste das um einen Monat verschoben werden“, sagt Vicent Dominguis. Die Ernte begann statt Ende August erst Mitte September.

Das eigentliche Problem jedoch ist die geringe Menge, die in diesem Jahr von den Feldern geholt werden konnte. Insgesamt wird der Reis in Pegos vielseitigem Feuchtgebiet Marjal auf einer Fläche von 400 Hektar angebaut. Der größte Teil fällt auf die Reissorte Bomba, zwölf Hektar sind der heimischen Reissorte Bombón gewidmet. „In diesem Jahr mussten wir bei der Reisernte leider starke Einbußen hinnehmen“, sagt Dominguis. Das Klima habe nicht mitgespielt, es gebe viel Unkraut und Plagen und sehr viel geringere Erträge als in den Vorjahren.

Schon im vergangenen Jahr hatte es Ernteeinbußen von 25 bis 30 Prozent gegeben, in diesem Jahr sind es laut dem Landwirtschaftsverband Asaja sogar 65 Prozent. Schuld sei vor allem der Pilz Pyricularia, der in erster Linie den Bomba-Reis angreift. Autorisierte Pflanzenschutzmittel werden ihm offenbar nicht mehr Herr. Das Schreckenszenario vom Asaja-Verband, der die Hilfe der Verwaltungen fordert: Wenn der Pilz sich weiter ausbreite, sei in spätestens zwei Jahren Schluss mit dem Bomba-Reis im Marjal von Pego.

.

Auch interessant

Kommentare