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Nächtliche Überfahrten aus Algerien: Schlepper an Costa Blanca gefasst

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Von: Stefan Wieczorek

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Von einem roten Boot aus ist am Horizont ein mit Menschen gefülltes Boot zu sehen.
Spaniens Polizei fasst an der Küste immer wieder Netzwerke, die sich mit der Migration aus Afrika bereichern. © Nationalpolizei

Gefährliche Transporte aus Afrika nach Spanien organisierte eine Bande, die in Orihuela und Tudela nun durch die Nationalpolizei gesprengt wurde.

Orihuela – Die spanische Nationalpolizei hat an der Costa Blanca fünf Menschen festgenommen sowie einen weiteren im nordspanischen Tudela, die ein kriminelles Schlepper-Netzwerk gebildet haben sollen. Laut Beamten hatten die Festgenommenen mindestens 88 Menschen auf Flüchtlingsbooten aus Algerien an die Küste von Alicante und Murcia befördert und dabei über 350.000 Euro eingenommen. Für die nächtlichen Überfahrten nach Spanien zahlten die Migranten jeweils 5.000 Euro an die illegale Organisation, plus 300 Euro für die Abholung an der Küste und den Transport nach Orihuela.

Costa Blanca: Nächtliche Überfahrten aus Algerien - Schlepper-Netzwerk gefasst

Hier an der Costa Blanca wartete auf die Afrikaner jeweils eine Wohnung, für die sie pro Tag 50 Euro an die Schlepper zahlten, die für die Weiterreise zum endgültigen Zielort – Städte in Spanien, aber auch in Frankreich – nochmals 400 Euro verlangten. Vier der Verhafteten sind im Gefängnis, darunter der als Chef der Bande identifizierte und zwei Bootsführer. In den durchsuchten Wohnungen in Orihuela fand die Polizei 54.900 Euro in bar, mehrere Telefone und Dokumente. Der in Tudela Gefasste ist der Eigentümer eines der Flüchtlingsboote, die die gefährlichen nächtlichen Überfahrten aus Algerien ausführte.

Eine solche patera fing die Polizei im Oktober 2021 ab, was die weiteren Ermittlungen der spanischen Polizei mit Europol nach sich zog. Die Beamten kamen dem kriminellen Netzwerk auf die Spur, das offenbar von der Provinz Alicante aus einen Schlepper-Kanal aus Algerien betrieb. Sechs Überfahrts-Episoden registrierte die Polizei seitens der Gruppe, wobei von den 88 beförderten Menschen acht als unbegleitete Minderjährige erfasst wurden. Koordiniert wurde das Schlepper-Netzwerk in Zusammenarbeit mit einer Zelle in Algerien, die gezielt interessierte Menschen suchte und die Abfahrt nach Spanien organisierte

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Spezialisiert auf Meer-Überquerung: Ohne Rettungswesten

Die an der Costa Blanca verhaftete kriminelle Organisation hatte Glasfaser-Boote, Treibstoff, Kompasse und Geräte zur Geolokalisierung auf See parat sowie Bootsführer mit Know-how und Risikobereitschaft, um die gefährlichen nächtlichen Fahrten über das Meer durchzuführen. Das „gehobene Spezialisierungslevel“ erlaubte der Bande laut Polizei am Tag gleich mehrere Hin- und Rückfahrten mit demselben Piloten. Bis zu drei pateras zugleich stachen für die Schlepper-Bande in See. Auf das Leben der Passagiere wurde jedoch wenig Rücksicht genommen.

Die Reisen fanden fast alle in der Nacht statt, wobei die ultraleichten Boote durch das Gewicht der Menschen und des mitgeführten Treibstoffs überlastet waren. Sicherheitsvorkehrungen wie Rettungswesten wurden den afrikanischen Passagieren laut Ermittlern nicht gestellt. Zum Thema: Migrant überlebte Bootsunglück auf Mittelmeer

Bereits vor dem Landgericht in Alicante stand in dieser Woche dagegen der Führer eines Flüchtlingsbootes, der zu einer anderen kriminellen Gruppe gehörte. Am 3. Januar fing ihn die Küstenwache 19 Meilen vor Torrevieja mit 13 Menschen aus Algerien an Bord ab. Die Staatsanwaltschaft forderte für ihn sechs Jahre Haft wegen der Förderung illegaler Immigration. Dieser Organisation zahlten die Passagiere für die Überfahrt aus Afrika zwischen 1.000 und 2.000 Euro.

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