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Polizei identifiziert Serienmörder von Costa Blanca in psychiatrischer Anstalt in Russland

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Von: Stefan Wieczorek

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Ein Mann mit Sonnenbrille und kurzen Haaren läuft schnell auf einer Straße.
Serienmörder von Costa Blanca identifiziert: Zum ersten Mal schlug Nikolay T. in Torrevieja zu. © Guardia Civil

Der Mann hatte Ermittlern zufolge im Jahr 2020 in Los Montesinos einen Landwirt und in Elche eine Beamtin getötet sowie in Torrevieja eine Reinigungskraft schwer verletzt.

Alicante - Einfach weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren, verloren im Jahr 2020 an der Costa Blanca eine Frau und ein Mann durch brutale Gewalt ihr Leben. Sie waren jeweils, ohne es zu ahnen, einem psychisch schwerkranken Serienmörder über den Weg gelaufen. Der mutmaßliche Täter ist offenbar identifiziert, weilt aber längst nicht mehr in Spanien. Wie die spanische Polizei bekanntgab, sitzt der 26-jährige Tatverdächtige in einer psychiatrischen Anstalt in Russland. Nach den Morden war Nicolay T. nach Moskau geflohen, wo er bald das nächste Opfer tötete. Er wurde gefasst und durch die russische Justiz verurteilt.

Costa Blanca: Serienmörder in psychiatrischer Anstalt in Russland identifiziert

In einer gemeinsamen Operation klärten die Guardia Civil und Spaniens Nationalpolizei mehrere Tötungsdelikte des Mannes an der Costa Blanca auf, von denen zunächst nicht bekannt war, dass sie zusammenhingen. Zuerst hatte Nicolay T. im Juli 2020 eine Reinigungskraft in einem Hauseingang in Torrevieja angegriffen und mit Messerstichen verletzt, jedoch kam ein Nachbar dazwischen, was der Frau das Leben rettete. Die Flucht des Angreifers wurde auf Kameras festgehalten, was später bei der Identifizierung des Serienmörders helfen sollte. Jedoch retteten die Bilder nicht das Leben eines Landwirts, der nur wenige Wochen nach dem Angriff in Torrevieja auf einem Acker in Los Montesinos erstochen wurde.

Hier war niemand in der Nähe, um Nicolay T. in seinem Tötungswahn zu stoppen. Aber immerhin hinterließ der Mörder DNA-Spuren, die die Ermittler der Guardia Civil sichern konnten. Im November 2020 schlug der psychisch schwer gestörte Mann nochmals an der Costa Blanca zu. In La Hoya lag eine Frau, die mit ihrem Hund spazieren gegangen war, erwürgt in einem Kanal. Schwer erschüttert wurde der eigentlich so beschauliche Vorort von Elche. Zu Aufsehen in den Medien und in der Politik kam es, weil der brutale Mord an Alicia V. als Akt machistischer Gewalt gedeutet wurde. Hier übernahm die Nationalpolizei die Ermittlungen. Der Austausch der Polizei-Einheiten führte die Beamten auf die richtige Spur.

DNA-Proben aus Russland: Einzeltäter mit totaler Willkür

Es handelte sich offenbar um einen Serienmörder. Vor einigen Monaten bekam die Suche nach dem möglichen Täter Aufwind, als Spaniens Polizei mittels Fotos Bürger um Unterstützung bat. Bekannte des Gesuchten erkannten den Mann „mit kaukasischem Aussehen, 1,75 Meter groß, kurzgeschorenem Haar und auf einem Fahrrad unterwegs“. Es handelte sich eindeutig um Nicolay T. Der Tatverdächtige habe das Profil eines psychotischen Gewalttäters mit multiplen Persönlichkeiten, der „in zwei Stimmen gesprochen“ habe. So erklärten es in diesen Tagen die spanischen Ermittler, die in Zusammenarbeit mit Interpol die Spuren des Killers von der Costa Blanca bis nach Moskau verfolgt und dank DNA-Proben aus Russland den Mann identifiziert hatten.

Bisher konnten die Ermittler in Spanien noch kein eigenes forensisches Gutachten fertigstellen. Doch mit Unterstützung von Experten der Universität Santiago de Compostela kam ein Profil des Killers und die Hintergründe seiner Taten zutage. Der Mann wies einen psychotischen Charakter mit einem hohen Grad an Gewaltbereitschaft auf, handelte jedoch als „völlig willkürlicher“ Einzeltäter ohne Organisation. „Die Opfer hatten das Pech, dass sie dort waren, wo sie nicht hätten sein sollten und dieser Person über den Weg liefen“, sagte am Freitag der Inspektor der Nationalpolizei, Pedro Puigcerver. Die spanischen Behörden stünden nun mit Russland in Kontakt, das die Zusammenarbeit akzeptiert und ohne große Hürden DNA-Proben geschickt habe.

Fotos einer Frau liegen mit Kerzen auf einem Boden, im Hintergrund eine Menschengruppe.
Serienmörder an Costa Blanca: Im November starb im Vorort La Hoya Alicia V. auf gewaltsame Art. © Rathaus Elche

Verwandlung nach Militärdienst: Mutter warnte Krankenhaus

Zwei Gerichte der Provinz Alicante forderten wegen der Morde an der Costa Blanca von Russland die Auslieferung des Mannes an, der sich in einer psychiatrischen Anstalt der russischen Justiz in Smolensk befindet. Allerdings gilt das Gesuch als wenig erfolgversprechend, einerseits wegen des schwerwiegenden mentalen Zustands des Häftlings sowie wegen der geopolitischen Lage und Russlands Krieg in der Ukraine.

Offenbar hatte die Zeit beim russischen Militär der Psyche von Nikolay T. nachhaltig geschadet. Wie „El País“ berichtet, stellten seine Verwandten und Freunde bei ihm nach zwei Jahren des Dienstes an der Waffe eine große Verwandlung fest. Er sei gefährlich geworden, habe Alkohol und Drogen in hohen Dosen konsumiert und mit sich selbst gesprochen, als seien es verschiedene Personen. Im März 2020 rief die Mutter von Nikolay T. verängstigt das Krankenhaus Torrevieja an, um zu warnen, dass ihr Sohn eine schwere psychotische Phase durchlaufe. Im Juli schlug der junge Mann an der Costa Blanca erstmals zu.

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