Tierquälerei vor dem Aus? Fiesta-Event mit Stieren an der Costa Blanca immer umstrittener

Tierquälerei oder Fiesta? Die „Bous Embolats“ sorgen an der Costa Blanca für Diskussionen. Wenn Stieren Fackeln auf die Hörner gesetzt werden, hört für immer mehr Menschen der Spaß auf.
Orba - Für die einen ist es eine verachtenswerte Tradition und Tierquälerei, für die anderen das A und O der Fiestas. An den „Bous Embolats“, bei denen Stieren Fackeln auf die Hörner gesetzt werden, scheiden sich die Geister. Und das offenbar immer mehr. Das wohl bekannteste Verbot dieser für viele tierquälerischen Fiesta-Aktivität erfolgte 2016 in der Landeshauptstadt Valencia durch Bürgermeister Juan Ribó (Compromís). Im Norden der Costa Blanca wurden die fackeltragenden Stiere unter anderem in Gata de Gorgos, Pedreguer und Ondara aus den Fiesta-Programmen verbannt.
Kein Wunder also, dass die Anhänger dieser Stier-Tradition ihre Felle immer schneller davonschwimmen sehen. Das jedenfalls lässt sich aus der Reaktion auf die Ablehnung dieses umstrittenen, an vielen Orten der Costa Blanca üblichen Events durch Orbas Bürgermeister Ignasi Cervera (Compromís) schließen, in dessen Gemeinde diese von immer mehr Menschen als Tierquälerei kritisierte Tradition im vergangenen Sommer ebenfalls nicht mehr ins Fiestaprogramm aufgenommen wurde. Wie die Zeitung „Las Provincias“ berichtet, erhielt das Dorf-Oberhaupt nun einen die „Bous Embolats“ vehement verteidigenden Brief des valencianischen Emboladores-Verbands, in dem der Vorsitzende Agustín Martí ein gewisses „Unbehagen“ ausdrückt – und offenbar noch auf ein Umschwenken Cerveras für kommende Fiestas hofft.
Tierquälerei oder Fiesta? Stier-Event an der Costa Blanca in der Kritik
Die fackeltragenden Stiere seien „eine der am meisten verwurzelten Fiesta-Traditionen in unserer Region“, heißt es in dem Schreiben. „Wir laden Sie zu einem Treffen ein, um Ihnen unsere Studien, sowohl von Viehzüchtern, als auch von Tierärzten, zu präsentieren“, wird Cervera aufgefordert, den Embolat-Fans persönlich Rede und Antwort zu stehen. Die Studien würden zeigen, dass es bei dieser Stier-Modalität, einer von vielen in Spanien, keinerlei Tierquälerei gebe. Sie sei „so geregelt, dass in erster Linie das Tierwohl geschützt wird“.
Und als solche sei sie sogar im Aufwind. „2022 war diese Modalität sehr gefragt und wurde an vielen Orten bei Fiestas gefeiert, noch mehr als vor der Pandemie“, schreibt Martí. Die „Bous embolats“ seien an der Costa Blanca also keineswegs „auf dem Rückzug“, sondern das Gegenteil sei der Fall.
Schwimmen den Stiertreiben-Anhängern also doch nicht die Felle davon? Die Realität sieht nach einem Sommer, in dem bei Stier-Festivitäten verschiedenster Art im Land Valencia sieben Menschen ums Leben kamen, wohl anders aus.. „Wir sind stolz, dass Valencia sich zu einer tierfreundlichen Stadt entwickelt hat“, fühlte sich Joan Ribó angesichts dieser Vorfälle in seiner Entscheidung von 2016 bestätigt, mit der er sich gegen diese Form der Tierquälerei positioniert hat. „Wir finden, dass diese Art von Aktivitäten keinen Platz mehr in der aktuellen Gesellschaft hat“, bestätigt jetzt Ignasi Cervera.