Eklat um Trümmerbezirk: Strand in Guardamar erodiert bedrohlich, Rathaus zeigt kalte Schulter

Eine Attraktion der Costa Blanca war die Playa Babilonia einmal. Nun liegt sie in Trümmern, wagt aber im neuen Kollektiv Mediterrania einen (vielleicht letzten) Rettungsversuch.
Guardamar – Wenn man im Sommer 2022 am einstigen Postkartenmotiv-Strand Playa Babilonia einsam in den Wogen planschen kann, löst das keine Glücksgefühle aus. Denn das Küstenstück im Süden der Costa Blanca ist schwer angeschlagen, der Sand so gut wie abgespült. Die Wut unter Anwohnern ist groß. Guardamars bedrohlich erodierender Strand wird von allen Verwaltungen ignoriert. Anfang August aber keimte neue Hoffnung im Küstenbezirk auf. Babilonia nahm an der valencianischen Großdemo gegen mangelnden Schutz vor der Erosion an Spaniens Mittelmeerküste teil. Mit dem Rückenwind der neuen Vereinigung Mediterrania lösten die Betroffenen in Guardamar sogar einen Rathaus-Eklat aus. Dennoch zeigte die Stadt ihnen, abermals, die kalte Schulter.
Costa Blanca: Strand erodiert bedrohlich, Anwohner demonstrieren
Mit einer groß angelegten Aktion demonstrierte Mediterrania, ein Zusammenschluss von Kollektiven aus 33 Orten im Land Valencia, unter anderem gegen die zunehmende, durch verheerende Konstruktionen ausgelöste Erosion der Küste. In Guardamar führt laut Anwohnern der in den 90er Jahren verkehrt gebaute Jachthafen an der Flussmündung dazu, dass an der Playa Babilonia in einem bedrohlichen Tempo Sand schwindet. Das eben nicht durch den Klimawandel begründete Problem an Spaniens Mittelmeerküste beklagen die Bewohner seit Jahren und zittern um die Konzessionen ihrer Strandhäuschen. Deren Verlängerung steht aus, die Verwaltungen – von zentral bis lokal – lassen jede Lösung der Probleme vermissen.
Das Dilemma: Der Schwund des Sandes führt zu Schäden an den Häusern der Playa Babilonia. Aber repariert werden dürfen diese äußerlich nicht, geschweige denn durch Dämme vor den Wellen des Meeres geschützt werden. Die Folge: Aus dem historischen Strand der Costa Blanca wird ein Trümmerbezirk, in dem die spanischen Verwaltungen scheinbar nur noch zu Abrissen von Häusern und Straßen-Stücken gewillt sind. Nun aber ist die Playa Babilonia ein Wortführer der neuen Vereinigung Mediterrania – und demonstrierte im Rahmen des Großprotests Anfang August seine neue Stärke. Mit Bannern und Pfiffen enterten die Aktivisten in den Tagen der Demo das Rathaus-Planum. Erst der Ortspolizei gelang es, die Protestierenden herauszuführen.
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Bürgermeister ignoriert Protest: Sommer und Tourismus wichtiger
So forsch wie im Sommer 2022 hatten die Anwohner der Playa Babilonia schon lange nicht auf die bedrohliche Erosion von ihrem Strand hingewiesen. Doch Eindruck hinterlassen hat der Großprotest gegen den mangelnden Schutz der Küste zumindest im Rathaus nicht. Das zeigte bereits das Verhalten des Bürgermeisters von Guardamar, José Luis Sáez (PSOE), beim jüngsten Eklat. Der Ortschef, sowieso ein Feindbild der Strandsiedlungs-Bewohner, nutzte das Eindringen der Protestierenden ins Plenum nämlich für ganz eigene Zwecke. 45 Minuten zuvor hatte er PP-Stadtrat Jesús Huertas wegen eines Streits des Plenums verwiesen. Doch da dieser sich weigerte, und kein Polizist vor Ort war, blieb Huertas im Raum sitzen.
Im Streit der beiden war es gar nicht um die Strände oder die Erosion der Küste gegangen, sondern um ein Anliegen zum Thema Jugend. Dann jedoch brach die Babilonia-Welle ins Plenum in Rathaus ein, und nach ihr sogleich die örtliche Polizei. Bürgermeister José Luis Sáez schaltete schnell und bat die Beamten (ohne auf Babilonias Anliegen irgendwie einzugehen): Nehmt den Huertas gleich mit. Gesagt, getan. Dann passierte noch das: Im offiziellen Plenums-Video der Stadt fehlte vom Auftritt der Strand-Protestierer jede Spur. Und auch Tage danach scheint, zumindest was Verlautbarungen und Vorhaben des Rathauses angeht, die Mediterrania-Demo zwischen allerlei Sommer- und Tourismus-Themen vorerst versandet zu sein.