Costa Blanca: Tödlicher Unfall - Arbeiter ohne Vertrag stürzt vom Dach

In La Nucía ist ein Mann bei Reparatur-Arbeiten von einem Dach gestürzt und gestorben. Der Kolumbianer arbeitete offenbar ohne Vertrag, die Gewerkschaft UGT hat sich eingeschaltet. Immer wieder kommt es an der Costa Blanca zu - mitunter tödlichen - Unfällen am Arbeitsplatz.
La Nucía - Ein Arbeiter ist am Mittwoch in La Nucía bei Reparatur-Arbeiten an einem Dach gestorben. Der 50-Jährige stürzte offenbar ungesichert aus einer Höhe von mehr als fünf Metern ab. Bei dem Mann handelt es sich um einen Kolumbianer, der laut Gewerkschaft UGT nicht in der Sozialversicherung angemeldet war - also schwarz an der Costa Blanca arbeitete. Für welches Unternehmen der Mann ohne Vertrag arbeitete, ist nicht bekannt.
Tödlicher Unfall bei Dach-Reparatur an Costa Blanca - „Sicherung hätte Unglück verhindern können“
Nach Angaben der Zeitung „Información“ führte der Arbeiter Reparaturen am Dach eines Geschäftsgebäudes in La Nucía aus. Gegen 10 Uhr am Mittwochmorgen sei er aus einer Höhe von „mindestens fünf Metern“ durch eine Dachluke auf den Boden gestürzt. Die Rettungskräfte konnten den Mann zwar noch wiederbeleben und ins Krankenhaus nach Villajoyosa bringen, dort starb der Arbeiter jedoch kurze Zeit später. Nach dem tödlichen Unfall hat sich die Gewerkschaft UGT an der Costa Blanca zu Wort gemeldet: Da der Mann nicht bei der Sozialversicherung gemeldet gewesen sei, habe man der Familie rechtliche Unterstützung angeboten.
Nach dem tragischen Unfall an der Costa Blanca nahm die Gewerkschaft Stellung: „Es ist absolut inakzeptabel, dass solche Unfälle bei der Arbeit passieren. Mit einem einfachen Sicherungssystem hätte das tödliche Unglück verhindert werden können“, erklärte der Verantwortliche für Gesundheit am Arbeitsplatz bei UGT, Juan Francisco Richarte. „Darüber hinaus ist es nicht hinnehmbar, dass der Mann keinen Arbeitsvertrag hatte. Unsere Rechtsabteilung wird dafür sorgen, dass die Zuständigen zur Verantwortung gezogen werden.“ UGT fordert außerdem mehr Kontrollen der Arbeitsaufsicht und vorbeugende Maßnahmen für mehr Sicherheit am Arbeitsplatz auch in kleinen Unternehmen. „Momentan gibt es in kleinen Firmen niemanden, der die Rechte der Angestellten verteidigt“, so Richarte.
2022 deutlich mehr tödliche Unfälle am Arbeitsplatz an der Costa Blanca
Nach zwei Jahren Pandemie hat die Wirtschaft an der Costa Blanca längst wieder ihre Aktivität aufgenommen, überall wird gebaut, repariert, gearbeitet - oft jedoch auf Kosten der Angestellten. Nach Angaben der Gewerkschaft CC.OO. gab es in den ersten sechs Monaten des Jahres 18 tödliche Unfälle am Arbeitsplatz in der Provinz Alicante. Im selben Zeitraum 2021 waren es sechs. CC.OO. fordert ebenso wie UGT mehr Inspektionen der Arbeitsaufsicht, damit die Unternehmen die Sicherheit am Arbeitsplatz ernster nehmen. Nach Angaben des spanischen Arbeitsministeriums wurden im ersten Halbjahr 2022 sechs Prozent mehr Arbeitsunfälle an der Costa Blanca registriert als im Vorjahr, 7.851 an der Zahl. 7.545 Arbeiter kamen dabei mit leichten Verletzungen davon, 61 wurden schwer verletzt.
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Die meisten Unfälle ereigneten sich im Bausektor, 1.326 Arbeiter verletzten sich auf dem Bau. Es folgt die verarbeitende Industrie mit 1.277, danach Dienstleistungsanbieter wie Einzelhandel und Kfz-Werkstätten mit 1.103, gefolgt von der Gastronomie mit 832 Unfällen. Im spanischen Durchschnitt sind die Zahlen an der Costa Blanca jedoch vergleichsweise niedrig. Rechnet man die Zahl der Arbeitsunfälle auf 100.000 Sozialversicherte hoch, kommt die Provinz Alicante auf 188,8. In der Region Valencia sind es durchschnittlich 219,5 Unfälle pro 100.000 Versicherte, in Spanien 236,5. Wohl auch, weil es an der Costa Blanca kaum große Industriebetriebe gibt. Bei den tödlichen Unfällen am Arbeitsplatz hat Alicante allerdings eine überdurchschnittlich hohe Quote von 0,37 im Vergleich zu 0,296 in der Region Valencia und 0,277 in ganz Spanien.
Risikofaktor Schwarzarbeit: Tödliche Arbeitsunfälle an der Costa Blanca
Laut UGT sind Arbeitsunfälle bei Arbeitern ohne Vertrag an der Costa Blanca eher selten, CC.OO. hält Schwarzarbeit dennoch für einen Risikofaktor - auch, weil die Unternehmen versuchten, Vorfälle unter den Tisch zu kehren. „Unfälle von Schwarzarbeitern werden als häusliche Unfälle deklariert. Oder der Verunglückte wird im Krankenhaus abgeliefert und eindrücklich aufgefordert, nicht zu erzählen, dass er sich bei der Arbeit verletzt hat“, meinte jüngst CC.OO.-Sprecher Pepo Ruiz gegenüber der Zeitung „Información“.