Costa Blanca: Vergewaltiger kommen vorzeitig frei - Von neuem Gesetz profitiert

Ausgerechnet das Gesetz, das Frauen in Spanien vor Sexualstraftätern schützen sollte, sorgt nun bisweilen dafür, dass verurteilte Vergewaltiger vorzeitig aus dem Gefängnis freikommen. Auch an der Costa Blanca gibt es Fälle.
Callosa d‘en Sarrià/Benidorm - Am 1. Januar 2019 startete das Dorf Callosa d’en Sarrià im Hinterland der Costa Blanca mit einer schrecklichen Nachricht ins neue Jahr: In der Silvesternacht war eine damals 19-Jährige von vier Dorfbewohnern im Alter von 18 bis 24 Jahren vergewaltigt worden, die ihre Tat filmten und Partymusik abspielten, während sie sich an ihrem Opfer vergingen. Vier Jahre später bekommt der Fall der Gruppenvergewaltigung noch einmal einen zusätzlichen bitteren Beigeschmack, denn die Haftstrafen der „manada“, des Rudels, wurden reduziert.
Vergewaltiger von der Costa Blanca: Haftstrafen für „Manada“ reduziert
Zu 18 Jahren, 17 Jahren und zwei Monaten, 14 Jahren und zehn Monaten und 14 Jahren und zwei Monaten Haft waren die vier Manada-Mitglieder im Juli 2021 verurteilt worden. Aufgrund des umstrittenen spanischen „Solo sí es sí“-Gesetzes hatten die jungen Männer eine Revision ihres Urteils beantragt – und diese ging zugunsten der Vergewaltiger von der Costa Blanca aus. Zwei von ihnen dürfen nun laut dem spanischen TV-Sender „Antena 3“ ein Jahr und acht Monate eher als geplant das Gefängnis verlassen, die zwei anderen zwei Jahre und zwei Monate.
Ursprünglich hatte die Staatsanwaltschaft gar 49 beziehungsweise 52 Jahre Haft für die vier Vergewaltiger beantragt. Ein Schuldgeständnis während des Prozesses und eine gezahlte Entschädigung von 60.000 Euro für das Opfer führten dann aber während der Verhandlung zur Strafminderung.
In Benidorm verhaftet: Vergewaltiger aus Gefängnis entlassen
Auch Benidorm ist diese Woche wegen einer Haftminderung für einen Vergewaltiger in die Schlagzeilen geraten. In der Hochhaus-Stadt an der Costa Blanca hatte die Polizei 2018 einen Mann verhaftet, der im September 2016 eine Frau in Lugo im Nordwesten von Spanien vergewaltigt hatte und nur einen Monat später erneut eine Frau sexuell missbrauchen wollte, die jedoch fliehen konnte. Der damals 30-jährige Bulgare machte als „Vergewaltiger aus dem Hauseingang“ Schlagzeilen, weil er seinen Opfern beide Male in einem Mehrfamilienhaus aufgelauert hatte, das er bestens kannte, nachdem er dort Glasfaserkabel verlegt hatte.
Die Polizei in Benidorm nahm den Mann wegen eines ganz anderen Vergehens fest, die entnommene DNA-Probe überführte ihn seinerzeit als den in Galicien gesuchten Vergewaltiger. Dieser Mann verließ vor einer Woche vorzeitig das Gefängnis. Er war 2020 ursprünglich zu sechs Jahren Haft verurteilt worden, nach der Revision des Urteils wurden vier daraus.
Nun ist der Vergewaltiger wieder frei, allerdings muss er acht Jahre lang eine Fußfessel tragen und darf sich seinem Opfer nicht auf weniger als 500 Meter annähern. Der Anwalt der Frau sagte gegenüber spanischen Medien, seine Mandantin habe große Angst, weil ihr Peiniger nun wieder auf freiem Fuß ist – Fessel hin oder her. In der Region Valencia haben bereits 55 Sexualstraftäter von der Urteilsrevision profitiert, in ganz Spanien sind es 400. In Valencia haben drei Verurteilte das Gefängnis bereits vorzeitig verlassen.