Wie die Agostas mussten rund 1.500 Menschen zwischen dem 14. und 16. August vor dem Feuer im Hinterland der Costa Blanca fliehen. Neben der Marina Alta waren auch Anwohner im benachbarten El Comtat betroffen. Am Dienstag, 23. August, erklärte die Zentralregierung die verkohlte Erde zum Katastrophengebiet, auch andere jüngste Brandgebiete in der Region Valencia und anderen Teilen Spaniens, das in diesem Jahr so sehr von Brandkatastrophen gebeutelt wird, erhielten diesen Status. Die valencianische Landesregierung wiederum kündigte an, in Vall d’Ebo, wo 24,7 Prozent des Gemeindegebiets verbrannten, ein Beratungsbüro einzurichten, in dem die 15 von dem Waldbrand betroffenen Ortschaften und ihre Bürger bei sämtlichen bürokratischen Schritten unterstützt werden sollen.
Anders als Giuseppes Familie, von deren Holzhaus nichts mehr übrig ist, konnten die meisten Evakuierten immerhin in ihre unversehrten Häuser zurückkehren. So auch Michael Vietze von der Casa Rural L’Almàssera in Margarida am Ende des Vall de Gallinera, dem schon die Corona-Pandemie einiges abverlangt hatte. „Es ist ein unwirkliches Bild hier“, beschreibt der Deutsche die vom Waldbrand zerstörte Landschaft im Hinterland der Costa Blanca. „Was grün war, ist jetzt nackt.“ Es war am Montagmittag, 15. August, als die Flammen „rasend schnell auf uns zukamen. Als ich das Dorf verließ, war das Feuer 20 Meter von den Häusern entfernt, man konnte in dem Rauch nicht die Hand vor den Augen sehen.“
Wie durch ein Wunder passierte den Häusern im Dorf nichts. Vietzes Casa Rural sei sogar schon wieder gut gebucht. „Es gibt offenbar viele Neugierige.“ Von Margarida aus könne er seine Gäste zum Wandern künftig auch in nicht verbrannte Gebiete im Hinterland der Costa Blanca schicken, „aber die Menschen mitten im Brandgebiet haben es schwerer“, sagt der Deutsche über eine Gegend, die vor dem Waldbrand als beliebtes Ausflugsziel galt. Nachhaltige Landwirtschaft und Viehherden zum Abgrasen hält er für wichtig, um künftigen Waldbränden vorzubeugen. „Das große Problem ist, dass die Wälder und Felder nicht gepflegt sind.“
„Die Politik muss sich ändern, man sollte auf die alten Leute in den Dörfern hören, die haben Erfahrung“, sagt Giuseppe Agosta und hat doch selbst erst einmal ein ganz anderes Problem. Nicht nur sein unversichertes Haus – da es aus Holz ist, konnte er keine Versicherung finden – ist dem Waldbrand im Hinterland der Costas Blanca zum Opfer gefallen, auch sein Lkw, den er für seine Arbeit als Zimmermann benötigt, sowie sämtliche Arbeitsgeräte sind zerstört. Die deutsch-italienische Familie braucht Hilfe. Eine Menge haben sie bereits bekommen, auch über eine Facebook-Spendenaktion. „Das ist unglaublich, wie uns alle helfen wollen“, sagt Giuseppe dankbar – und weiß doch, dass es lange nicht reicht.
Bereits zurück in ihrem Zuhause im Hinterland der Costa Blanca sind die Esel. Dass sie gerettet werden konnten, erfuhr Giuseppe während seiner Abwesenheit von einem Nachbarn, der ein Video schickte, das auch das verbrannte Grundstück zeigte. „Du siehst plötzlich, wie dein Leben den Bach runtergeht“, sagt er. Um sich dieses hart erarbeitete Leben zurückzuerobern, hat jetzt der Wiederaufbau des Hauses Priorität, mit seinen Helfern hat er sich schon an die Arbeit gemacht. Sobald Wände und Dach stehen, wird die Familie wieder einziehen. „Wir wollten hier unser Leben lang bleiben, und das werden wir auch tun“, sagt Giuseppe Agosta fest entschlossen.