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Nach dem Waldbrand an der Costa Blanca: Deutsche in Existenznöten

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Von: Anne Thesing

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Drei Personen stehen auf einem abgebrannten Grundstück vor verbrannten Bergen.
Die deutsch-italienische Familie Agosta steht nach dem Waldbrand im Hinterland der Costa Blanca vor dem Aus. © Stefano Favilla

Wie der Waldbrand im Hinterland der Costa Blanca Anwohner getroffen hat: Familie Agosta verlor ihre Existenz. Die Casa Rural des Deutschen Michael Vietze blieb ganz, doch der Hinterlandtourismus steht vor einer harten Probe.

Vall d‘Ebo/Margarida - Giuseppe und Christiane Agosta stehen vor dem Nichts. Der Waldbrand, der 12.150 Hektar im Hinterland der Costa Blanca zerstörte und seit Sonntag, 21. August, unter Kontrolle, aber nach wie vor nicht offiziell gelöscht ist, hat ihr Zuhause im Vall d’Ebo dem Erdboden gleichgemacht. Der in Deutschland geborene Italiener und seine deutsche Frau sahen am Samstagabend, 13. August, von ihrem Grundstück aus den Blitz in den Bergen einschlagen. Es folgte ein Albtraum, der noch nicht beendet ist.

„Erst bewegte sich das Feuer in die andere Richtung, aber dann wechselte der Wind“, sagt der Zimmermann, der das Holzhaus, in dem die beiden seit 2004 mit ihrem Sohn leben, selbst gebaut hatte. Nachts um halb zwei mussten sie ihr Haus verlassen. Ihren Hund und vier Katzen konnten sie noch einfangen, zwei Katzen konnten in der Eile nicht herausgelockt werden. Auch zwei Esel mussten zurückbleiben. „Wir haben den Zaun durchgeschnitten, damit sie rauskommen.“

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Wie die Agostas mussten rund 1.500 Menschen zwischen dem 14. und 16. August vor dem Feuer im Hinterland der Costa Blanca fliehen. Neben der Marina Alta waren auch Anwohner im benachbarten El Comtat betroffen. Am Dienstag, 23. August, erklärte die Zentralregierung die verkohlte Erde zum Katastrophengebiet, auch andere jüngste Brandgebiete in der Region Valencia und anderen Teilen Spaniens, das in diesem Jahr so sehr von Brandkatastrophen gebeutelt wird, erhielten diesen Status. Die valencianische Landesregierung wiederum kündigte an, in Vall d’Ebo, wo 24,7 Prozent des Gemeindegebiets verbrannten, ein Beratungsbüro einzurichten, in dem die 15 von dem Waldbrand betroffenen Ortschaften und ihre Bürger bei sämtlichen bürokratischen Schritten unterstützt werden sollen.

Anders als Giuseppes Familie, von deren Holzhaus nichts mehr übrig ist, konnten die meisten Evakuierten immerhin in ihre unversehrten Häuser zurückkehren. So auch Michael Vietze von der Casa Rural L’Almàssera in Margarida am Ende des Vall de Gallinera, dem schon die Corona-Pandemie einiges abverlangt hatte. „Es ist ein unwirkliches Bild hier“, beschreibt der Deutsche die vom Waldbrand zerstörte Landschaft im Hinterland der Costa Blanca. „Was grün war, ist jetzt nackt.“ Es war am Montagmittag, 15. August, als die Flammen „rasend schnell auf uns zukamen. Als ich das Dorf verließ, war das Feuer 20 Meter von den Häusern entfernt, man konnte in dem Rauch nicht die Hand vor den Augen sehen.“

Nach dem Waldbrand im Hinterland: Betroffene fordern mehr Prävention

Wie durch ein Wunder passierte den Häusern im Dorf nichts. Vietzes Casa Rural sei sogar schon wieder gut gebucht. „Es gibt offenbar viele Neugierige.“ Von Margarida aus könne er seine Gäste zum Wandern künftig auch in nicht verbrannte Gebiete im Hinterland der Costa Blanca schicken, „aber die Menschen mitten im Brandgebiet haben es schwerer“, sagt der Deutsche über eine Gegend, die vor dem Waldbrand als beliebtes Ausflugsziel galt. Nachhaltige Landwirtschaft und Viehherden zum Abgrasen hält er für wichtig, um künftigen Waldbränden vorzubeugen. „Das große Problem ist, dass die Wälder und Felder nicht gepflegt sind.“

„Die Politik muss sich ändern, man sollte auf die alten Leute in den Dörfern hören, die haben Erfahrung“, sagt Giuseppe Agosta und hat doch selbst erst einmal ein ganz anderes Problem. Nicht nur sein unversichertes Haus – da es aus Holz ist, konnte er keine Versicherung finden – ist dem Waldbrand im Hinterland der Costas Blanca zum Opfer gefallen, auch sein Lkw, den er für seine Arbeit als Zimmermann benötigt, sowie sämtliche Arbeitsgeräte sind zerstört. Die deutsch-italienische Familie braucht Hilfe. Eine Menge haben sie bereits bekommen, auch über eine Facebook-Spendenaktion. „Das ist unglaublich, wie uns alle helfen wollen“, sagt Giuseppe dankbar – und weiß doch, dass es lange nicht reicht.

Ein ausgebrannter Lkw steht vor verbrannten Bergen auf einem verbrannten Grundstück.
Auch der Lkw Giuseppe Agostas fiel dem Waldbrand im Hinterland der Costa Blanca zum Opfer. © Giuseppe Agosta

Nicht unterkriegen lassen: Wiederaufbau nach Waldbrand an der Costa Blanca

Bereits zurück in ihrem Zuhause im Hinterland der Costa Blanca sind die Esel. Dass sie gerettet werden konnten, erfuhr Giuseppe während seiner Abwesenheit von einem Nachbarn, der ein Video schickte, das auch das verbrannte Grundstück zeigte. „Du siehst plötzlich, wie dein Leben den Bach runtergeht“, sagt er. Um sich dieses hart erarbeitete Leben zurückzuerobern, hat jetzt der Wiederaufbau des Hauses Priorität, mit seinen Helfern hat er sich schon an die Arbeit gemacht. Sobald Wände und Dach stehen, wird die Familie wieder einziehen. „Wir wollten hier unser Leben lang bleiben, und das werden wir auch tun“, sagt Giuseppe Agosta fest entschlossen.

Die Familie Agosta ist dringend auf Hilfe angewiesen. Wer spenden möchte, kann sich an Giuseppe wenden (Tel. 0034/649 220 447, auch Whatsapp) oder sich der Facebook-Spendenaktion anschließen: „Ayudemos entre todos a Giuseppe y Christiane de Vall EBo“ (www.facebook.com/donate/1066047447442228/).

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