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Nach Waldbrand an der Costa Blanca: Lehren aus einer Naturkatastrophe

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Von: Anne Thesing

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Eine Berglandschaft gleicht nach einem Waldbrand einer Mondlandschaft.
So sieht es nach dem Waldbrand im Hinterland der Costa Blanca in Vall d‘Ebo aus. © Anne Thesing

Der verheerende Waldbrand im Hinterland der Costa Blanca kam auch Urbanisationen gefährlich nah. Häuser und Natur müssen vor Naturkatastrophen wie diesen besser geschützt werden. Sofort.

Pego - „Um ein Haar hätten die Flammen auch Monte Pego erreicht“, sagt Néstor Portes und zeichnet mit seinen Händen die chaotischen Zickzacklinien nach, mit denen sich das Feuer, das im August 12.150 Hektar im Hinterland der nördlichen Costa Blanca verbrannte, quer durch die Berge fraß. Wäre am 17. August nicht der rettende Regen gefallen, hätte sich der Waldbrand weiter Richtung Urbanisation ausgebreitet und diese hätte evakuiert werden müssen, erfuhr der „Pego Viu“-Vorsitzende von den Feuerwehrleuten, mit denen der Freiwilligenverein zusammenarbeitet.

Es war nach dem Waldbrand von 2015, der über 1.700 Hektar in den Bergen von Pego verbrannte, als sich Freiwillige zu Pego Viu zusammentaten, um Präventions- und Wiederaufforstungsarbeit zu leisten. Unter anderem säuberten sie in diesem Gebiet des Hinterlands der Costa Blanca Parzellen, ließen Schafe Brandschneisen grasen und pflanzten rund 400 Bäume von Arten, die es nach Bränden schwerer mit dem Nachwachsen haben als die verbreiteten und wie Zündstoff wirkenden Kiefern. Um die jüngste Naturkatastrophe, die zu schnell auf den letzten Brand von 2015 folgte, zu überstehen, waren die neuen Bäume noch zu jung.

Nach dem Waldbrand an der Costa Blanca: Erfolgreiche Maßnahmen fürs Hinterland

Trotzdem: Die Arbeit von Pego Viu war nicht umsonst. Ganz im Gegenteil. „Auf dem Gelände, auf dem unsere Schafe grasten, hatte das Feuer keine Chance“, beschreibt Portes eine der erfolgreichen Pego-Viu-Aktionen, stellte sie doch die Wirksamkeit von Weidewirtschaft als Brandschutzmaßnahme unter Beweis. Viehzüchter aus dem Hinterland der Costa Blanca, die ihre Weiden an die Flammen verloren, wurden jetzt auch prompt von den Rathäusern von Facheca und Orba angeheuert, um die Tiere in ihrem Gemeindegebiet Brandschneisen abgrasen zu lassen. Portes hofft, dass diese simple und doch so effektive Maßnahme auch von anderen Rathäusern in Spanien zum Schutz gegen Waldbrände umgesetzt wird.

Und auch das Drängen des Vereins auf die Ausarbeitung von kommunalen Brandschutzplänen hatte Erfolg. Vor 2015 gab es diese Pläne trotz gesetzlicher Verpflichtung nicht, jetzt stehen immerhin einige. „Doch leider wird den Rathäusern zehn Jahre Zeit gegeben, um sie in die Praxis umzusetzen“, sagt Portes. Weshalb sie bei dem jüngsten Waldbrand im Hinterland der Costa Blanca noch völlig nutzlos waren. „Die Feuerwehr konnte sich nicht darauf verlassen, dass es zum Beispiel in dem Plan vorgesehene Brandschneisen schon gibt oder dass Kabel über Wasserdepots, die laut der Pläne unter die Erde verlegt werden müssen, nicht doch noch die Hubschrauber behindern“, sagt er. Eine der Forderungen von Feuerwehr und Pego Viu ist deshalb die dringende Umsetzung der Pläne, darüber hinaus müsse jährlich festgehalten werden, was bereits wo getan worden sei. Damit die Feuerwehr beim der nächsten Waldbrand-Katastrophe wisse, was sie wo erwartet.

Falls sie überhaupt Zeit hat, sich um das Löschen in der freien Natur zu kümmern. „Die Feuerwehr war diesmal voll damit beschäftigt, Häuser zu retten“, sagt Portes und kommt zum nächsten Knackpunkt, der auch Monte Pego betrifft. „Bergdörfer, isoliert stehende Häuser und auch Urbanisationen wie Monte Pego brauchen dringend einen Selbstschutzplan“, sagt er.

Schafe grasen auf felsigem Gelände in einem spanischen Wald.
Waldbrandvorsorge im Hinterland der Costa Blanca: Pego Viu setzte Schafe ein. © Pego Viu

Aus dem Waldbrand lernen: Urbanisationen brauchen Selbstschutz

So müsse für Monte Pego ein Evakuierungsplan her, die wilden Parzellen müssten gesäubert und Brandschneisen angelegt werden. Die Urbanisation brauche ein eigenes Löschfahrzeug und ein nahegelegenes Wasserdepot. „Die Menschen können nicht darauf vertrauen, bei einem Waldbrand in letzter Sekunde von der Feuerwehr gerettet zu werden.“

Wobei diesem Plan gerade in Monte Pego der Zuständigkeitskampf zwischen Rathaus und Bauunternehmen im Wege stehen könnte. Die Initiative müsse daher von den Einwohnern selbst ausgehen, sagt Portes, bietet die Zusammenarbeit mit Pego Viu an und fordert auch in anderen Bereichen schnellere und kürzere Wege zum Ziel. „Zum Beispiel haben wir in den vergangenen Jahren zu viel Zeit damit verloren, die Besitzer verwilderter Parzellen ausfindig zu machen, um diese säubern zu können“, sagt er. „Stattdessen wollen wir von Pego Viu künftig einfach öffentlich bekanntgeben, dass wir Grundstücke nach einer Frist von zwei Wochen selbst säubern, wenn sich der Besitzer nicht meldet.“

Waldbrände werde es immer geben, ist sich Néstor Portes sicher und das aktuelle Jahr, in dem sich in Spanien ein Feuer an das nächste reihte, gibt ihm wohl recht. So brennt es auch im September wieder: in Los Guájares im Hinterland von Almuñecar an der Costa Tropical. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Brände so weit wie möglich eingegrenzt werden“, sagt Portes. Viel Zeit habe man nicht. Das hat der erschreckend kurze Abstand zwischen den beiden letzten Costa-Blanca-Waldbränden in den Bergen von Pegos Hinterland gezeigt.

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