Ausschlaggebend für Familie Ríos Erfolg mit dem Ritt auf der Drachenfrucht ist indes der Markt. Großhändler zahlen ihm bis zu fünf Euro für das Kilo, während es für Zitronen und Orangen meist nur noch Centbeträge gibt. „Die Welt ist sehr klein geworden, die Konkurrenz aus allen möglichen Ländern, die alle dasselbe produzieren, immer größer geworden, unser Produktionsmodell läuft aus, deshalb suchten wir nach Alternativen“, erklärt Ríos, der seit bald 40 Jahren auf seinen Feldern steht, der spanischen Zeitung „Información“. Zunächst hatte er es mit Öko-Anbau von Mandarinen und Zitronen versucht, um sich vom Massenmarkt abzuheben, dann überzeugte ihn aber die Drachenfrucht wegen des relativ geringen Wasserverbrauchs.
Eigentlich wachsen die Büsche unter Bäumen und brauchen auch einen immer leicht feuchten Boden, „aber dennoch zählen wir mit 1.500 Kubikmetern Wasser pro Hektar und Jahr einen Verbrauch, der um zwei Drittel unter den Zitrusfrüchten bleibe“, so Ríos. Einige Bauern bauen die Frucht auch unter Planen an, was noch mehr Wasser spart, aber nicht so ökologisch sei. Es sei eine „verrückte und in allen Aspekten exotische Frucht“, schwärmt der Landwirt, „der Kaktus blüht in Schwüngen von Mai bis Oktober, immer fünf Tage nach Vollmond“, doch die Blüten sind nur über Nacht offen und „sterben mit dem Morgen“, über fünf Monate müssen die Arbeiter dann mühsam händisch die Bestäubung vornehmen, „bis zu 3.000 Früchte in einer Schicht“. In ihrem natürlichen Habitat von Costa Rica bis Vietnam erledigen das Fledermäuse und bestimmte Falter- und Mottenarten, die es in der Vega Baja entweder nicht gibt oder die noch keinen Appetit an den Exoten entwickelt hätten.
Auf den Kanaren und im Umland von Málaga seien derzeit die Hauptanbaugebiete für die Drachenfrucht in Spanien, weiter nördlich hat Ríos so eine Marktlücke entdeckt, die Lonja de Orihuela sowie die Großhändler Mercalicante und Marcamurcia seien gute Abnehmer, den Endkunden koste die Spezialität dann 10 bis 12 Euro das Kilo, rund 5 Euro bleiben im Schnitt bei ihm als Produzenten, ein lohnender Anteil. 15 Personen haben auf den sechs Hektar Drachenland bei Torrevieja Arbeit.
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Gegessen wird sie meistens wie eine Kaktusfeige, einfach die tiefroten oder goldgelben Früchte der Länge nach aufschneiden und das weiße oder tiefpinke mit schwarzen Samen gesprenkelte Innere herauslöffeln. Die Frucht eignet sich auch als dekorativer Tortenbelag, als Smoothie oder im Cocktail, Sorbet oder als Kick in herzhaften Salaten. Der Geschmack sei „betörend exotisch - irgendwie eine Mischung aus Erdbeere, Kiwi, Birne und ganz leicht säuerlich erfrischend“, schwärmt Rogelio Ríos. Besonders bei Kindern käme die knallbunte Frucht gut an, sie sei aber auch sehr gesund, helfe bei der Verdauung, absorbiere Eisen und kontrolliert den Zuckerspiegel. „Es gibt nur Vorteile“ und allmählich interessiere sich auch die Gastronomie, voran die Sterneköche für den wirkungsvollen und leckeren Exoten.
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