„Dass die Anlage oben und wir weiter unten liegen, der Wind mal so, mal so weht und es direkt in der Anlage mehr stinkt als an der Küste, das hätte ich Ihnen auch sagen können, und für weniger Geld“, empörte sich damals auch die Anwohnerin Begoña de Miguel, die seit der Inbetriebnahme der Verwertungsanlage an der Costa Blanca unter Atembeschwerden leidet. Ständiger Husten, Hautausschlag, Atemnot, ihre Beschwerden hatten plötzlich im Jahr 2009 begonnen. Doch es dauerte eine ganze Weile, bis Begoña de Miguel ihre gesundheitlichen Probleme mit der Müll-Verwertungsanlage Les Canyades in Verbindung brachte. Heute verfügt sie über ein fachärztliches Gutachten, das ihre Bronchitis als Umweltkrankheit einstuft, ausgelöst durch chemische Substanzen in den Emissionen der Müll-Anlage. Das Dokument liegt der Redaktion vor.
Die Anwohnerin war im Jahr 2018 unter der Woche meist in Madrid und beschwerdefrei. „Wenn ich am Wochenende an die Costa Blanca kam, habe ich prompt wieder husten müssen“, erzählt de Miguel. „Das Problem ist, dass diese Anlage nicht dort stehen dürfte, wo sie steht“, sagt sie. Denn laut EU-Gesetz sei die Entfernung zu Wohngebieten zu gering. „Immer mehr Leute ziehen weg“, erzählt die Anwohnerin - und müssten ihre Häuser trotz des Booms auf dem Immobilienmarkt zu einem Spottpreis verkaufen.
Im November 2020 hatte der Vorsitzende des Müllrats der Marina Baja und Bürgermeister von Orxeta, José Vicente Ferriz, bekannt gegeben, dass der Betreiber FCC nun umfangreiche Arbeiten durchführen lasse. Mit einer Investition von 20 Millionen Euro sollte nicht nur die Recyclingrate der Anlage verbessert, sondern endlich auch das Gestank-Problem gelöst werden. Wie unter anderem die Umweltorganisation Ecologistas en Acción seit Jahren bemängelt, landen in Spanien noch immer 60 Prozent aller Abfälle auf der Halde, entgegen der laut EU-Vorgaben geforderten 35 Prozent. Doch nicht nur die Müll-Anlagen, auch veraltete Kläranlagen sind ein Problem und handeln dem Land immer wieder EU-Strafen ein.
Trotz Anzeigen gegen den Betreiber FCC, den Bürgermeister von El Campello und die Landesregierung, trotz Gutachten, etlicher Protestaktionen und Millioneninvestitionen stinkt die Müll-Verwertungsanlage an der Costa Blanca weiter. „Wir sind hier, um zu schreien, dass die Luft, die wir atmen, 200 Komponenten enthält, eine giftiger als die andere, die uns in einen permanenten Stresszustand versetzen und eine irreversible Spur in unserer mentalen Verfassung hinterlassen“, klagte die Vorsitzende der Betroffenen-Gemeinschaft, Nieves Rodríguez. Die Momente unerträglichen Gestanks seien eine „Folter“ für die Anwohner. „Tausende Telefonanzeigen spiegeln das Leiden unserer Nachbarschaft wider“, erklärte sie.