Hausbesetzer in Spanien: Ferienhaus-Eigentümer in Jávea muss Lösegeld zahlen

Nach einer dreisten Hausbesetzung im spanischen Jávea erkämpft ein argentinisches Ehepaar das Ferienhaus seines englischen Arbeitgebers zurück. Die Polizei bleibt untätig, erst eine Flut von Medienberichten macht die Hausbesetzer verhandlungsbereit.
- Hausbesetzer im spanischen Jávea verlangen Lösegeld vom Eigentümer.
- Die Polizei greift in Spanien wegen der komplizierten Gesetzeslage bei Hausbesetzern kaum ein.
- Hausbesetzer okkupieren in Spanien auch bewohnte Häuser und Wohnungen - oft sogar aus dem Luxussektor.
- Hintermänner nutzen die Notlage und Rechte von Obdachlosen in Spanien, um Immobilieneigentümer zu schröpfen.
Jávea – Es war ein Schock: Als die Putzfrau wenige Tage vor Ankunft der Eigentümer in Spanien in ein Ferienhaus in Jávea an der Costa Blanca* kam, fand sie dort zwei sehr junge Hausbesetzer vor, einige weitere Personen ergriffen bei ihrem Eintreffen die Flucht. „Meine Frau konnte es gar nicht fassen“, berichtet ihr Mann Gustavo, der seinen vollen Namen nicht nennen will, weil er Drohungen aus dem Umfeld der Hausbesetzer erhalten hat. „Sie rief mich an und ich fuhr sofort hin.“
Stadt | Jávea |
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Provinz | Alicante |
Einwohner | 27.224 (Stand 2018) |
Bürgermeister | José Chulvi |
Der Argentinier sah, dass die Schlösser an dem Haus in Spanien* aufgebrochen worden waren, und forderte das junge Hausbesetzer-Paar auf, das Ferienhaus in Jávea sofort zu verlassen. „Das waren halbe Kinder und sie sagten mir, sie wären aus einer anderen Wohnung geflogen und hätten keine Bleibe.“
Hausbesetzer in Spanien: Polizei greift bei Fall in Jávea nicht ein
Gustavo rief die Guardia Civil in Jávea. In Spanien darf die Polizei ohne richterlichen Beschluss keine Wohnungen räumen, wenn sich die Hausbesetzer seit mindestens 48 Stunden darin befinden. Doch Gustavos Frau war erst am Vortag in dem Ferienhaus in Jávea gewesen. „Wir wussten also, dass das Haus erst vor kurzem besetzt worden war.“ Doch die Guardia Civil verwies die beiden an das Gericht im benachbarten Dénia weiter, wo sie Anzeige erstatteten.
Indessen nahmen die Verhandlungen mit den Hausbesetzern eine neue Wendung. Sie erklärten sich bereit, das Haus in Jávea gegen eine größere Geldsumme zu verlassen. „Ich glaube, dass hinter ihnen andere Leute stehen, die das als Geschäft betreiben“, vermutet Gustavo inzwischen. „Leute, die sich mit Gesetzen auskennen und Hauseigentümern in Spanien mithilfe von Obdachlosen Geld aus der Tasche ziehen.“
Der englische Eigentümer des Ferienhauses in Jávea weigerte sich zu zahlen, Gustavo kam aber mit den beiden Hausbesetzern zu einem Kompromiss. Der Hauseigentümer finanzierte ihnen einen Monat Aufenthalt in einer Pension und sie verließen im Gegenzug nach insgesamt drei Tagen das Haus. „Sie richteten dort aber viele Schäden an und nahmen auch Wertsachen mit“, klagt der Argentinier, der in Spanien lebt.
Hausbesetzer in Spanien: Betroffene fordern Gesetzesänderung
Über den Fall in Jávea berichteten spanische Fernsehsender und Zeitungen im In- und Ausland. „Das Gesetz in Spanien muss geändert werden, um Hausbesetzungen zu verhindern“ fordert Gustavo. „,Man kann doch einem Eigentümer nicht sein Haus wegnehmen und dann muss er auch noch Grundsteuer und Müllgebühren zahlen und einen Anwalt, wenn er es nach Monaten zurück will.“
Inzwischen haben die Engländer ihr Ferienhaus in Jávea mit einer Alarmanlage, Gittern und anderen Sicherheitsmaßnahmen ausstatten lassen, um möglichen anderen Hausbesetzern den Zutritt zu erschweren. „Es ist nun ein Bunker“, sagt der Argentinier.
Und warum hat sich das argentinische Ehepaar in Jávea so gegen die Hausbesetzer engagiert? „Wir arbeiten seit Jahren für die englischen Hauseigentümer, ich als Gärtner und Poolpfleger, meine Frau als Putzkraft“, berichtet Gustavo. „Wir fühlen uns für das Haus verantwortlich und zudem hätten wir ja unsere Arbeit verloren.“
Jáveas Sicherheitsstadträtin Pepa Gispert hat schon gelegentlich von Hausbesetzungen in dem Küstenort in Spanien gehört. „Das letzte Mal im April während der Ausgangssperre wegen des Coronavirus* Ich habe aber keinen Überblick, weil für dieses Thema nicht die Stadt Jávea zuständig ist, sondern die Guardia Civil.“
Polizei: „Es gibt viele Hausbesetzer in ganz Spanien“

„Leider ist die Hausbesetzung in Jávea kein Einzelfall, es gibt viele solcher Fälle in ganz Spanien“, erklärte die Pressestelle der Guardia Civil. „Wenn ein Eigentümer eine Hausbesetzung bei uns anzeigt, nehmen wir lediglich die Daten der Hausbesetzer auf. Denn wenn sie schon im Haus sind und angeben, es sei ihr Hauptwohnsitz, können wir nichts machen, weil der Wohnsitz in Spanien unter hohem Schutz steht. Der Richter muss dann entscheiden, ob sie bleiben dürfen oder gehen müssen. Und das geht nicht so schnell.“
Nach offiziellen Angaben kamen zwischen Januar und April 2020 in ganz Spanien 792 neue Fälle von Hausbesetzung vor Gericht. 717 Fälle wurden abgeschlossen, 2.216 waren in Bearbeitung. Nun hat die Provinz Valencia ein innovatives Gesetz eingeführt, das die Räumung der Objekte erleichtern* soll.
Hausbesetzer in Spanien: Nachbarn können helfen
In den meisten Autonomen Regionen Spaniens greift die Polizei nicht ein, auch wenn die 48-Stunden-Frist nicht abgelaufen ist. Auf den Balearen-Inseln werden Wohnungen dagegen inzwischen geräumt, wenn die Hausbesetzer seit nicht mehr als 24 Stunden in der Wohnung sind, keine Minderjährigen unter den neuen Bewohnern sind und sie gegen das Gesetz verstoßen haben. Ein Gesetzesverstoß wäre etwa, wenn sie Nachbarn bedrohen oder beleidigen, die dem Eigentümer zu Hilfe kommen.
Solche Nachbarschaftshilfe hat oft Erfolg. So eilte im Baskenland im Norden Spaniens ein ganzes Stadtviertel einer 94-Jährigen zur Hilfe, deren Wohnung besetzt worden war, während sie ihre Schwester besuchte. Die Besetzer verließen das Haus schließlich freiwillig und unter Polizeischutz. *costanachrichten.com ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.
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