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Horror im Altenheim: Leiterin wegen Missbrauchs an Senioren angeklagt

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Von: Stella Kirchner

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Das Video einer ehemaligen Angestellten enthüllt die Qual und Vernachlässigung, die Senioren im Altenheim Domus VI in Llíria bei Valencia erleben mussten. Sie bezeichnet es als „Residencia de la muerte“, Altenheim des Todes.

Llíria – Eine nackte Frau, die mit gebeugtem Rücken auf einem Holzstuhl sitzt, ein Mann mit einer Kaffeetasse in der Hand, zitternd und über und über mit dem Getränk bekleckert, ohne dass ihm jemand hilft. Der Oberkörper eines anderen Mannes ist an einem Stuhl fixiert. Diese Bilder hat eine Reinigungskraft im Altenheim Domus VI in Llíria bei Valencia aufgenommen. Schnell machte das Video in den spanischen Medien die Runde und jetzt hat sich sogar die Staatsanwaltschaft eingeschaltet und Ermittlungen gegen das Heim eingeleitet.

LliriaStad in Spanien
Höhe164 m
Fläche228 km²
Postleitzahl46160
ProvinzProvinz Valencia

Horror im Altersheim: Leiterin vor Gericht wegen Missbrauchs an Senioren

Update 19. November, 17 Uhr: Die Leiterin des Heims der Kette Domus Vi in Llíria bei Valencia, aus dem im Oktober schockierende Bilder von pflegebedürftigen Menschen, die sich selbst überlassen worden waren, ans Licht kamen, steht vor Gericht. Ihr sowie zwei Firmen, die als juristische Personen verfolgt werden, wird vorgeworfen, Senioren misshandelt zu haben. Außerdem werden die Corona-Fälle im Heim eingehend untersucht.

Horror im Altersheim in Llíria: „Senioren wurden manchmal 12 bis 14 Stunden lang allein gelassen"

Gegenüber dem spanischen Fernsehsender „Telecinco“ bestätigte die ehemalige Angestellte, die mittlerweile nicht mehr in dem privat geführten Altenheim arbeitet, dass die Aufnahmen keine Einzelfälle darstellen. „Manchmal hat es 12 bis 14 Stunden gedauert bis die Senioren von nur einem einzigen Pfleger behandelt wurden“, berichtet die ehemalige Mitarbeiterin, die auch im Fernsehen weder ihren Namen nennt, noch ihr Gesicht zeigt.

Ihr selbst sei es verboten worden, sich um die Senioren zu kümmern. Einmal habe sie beim Putzen bemerkt, dass ein Mann gestürzt und mit dem Kopf auf die Fliesen aufgeschlagen sei, sie habe es dann einem Kollegen gemeldet. „Ich habe fünfzehn Minuten gewartet, aber niemand ist gekommen. Da glaubte ich schon, dass der alte Mann gestorben ist, aber er hat es zum Glück geschafft“, erzählt die ehemalige Mitarbeiterin betroffen.

Horror im Altenheim in Llíria: „Vernachlässigung nur wegen des Coronavirus“

Wegen der Corona-Gefahr habe man den Senioren des Heims das Essen in ihren Zimmern gegeben. Auf dem Video ist eine Frau im Rollstuhl zu sehen, die mitten in einem leeren Raum sitzt und kaum ihren Teller halten kann. Den Löffel führt sie mit zittrigen Händen zum Mund, dabei tropft das Essen vom Löffel. „Es war ihnen egal, ob die Leute etwas aßen oder nicht. Sie folgten ihren Protokollen und das war alles, wofür sich die Pfleger interessierten.“

Eine Frau klingelt am Seniorenheim Domus Vi in Llíria.
Horror im Altenheim: Angehörige holen Senioren in Llíria aus dem Heim Domus VI zurück. © BIEL ALIÑO, efe

Diese Schilderung rief auch die Staatsanwaltschaft der Provinz Valencia auf den Plan. Vor wenigen Jahren war das Heim schon einmal wegen Vernachlässigung seiner Bewohner zu einer Strafe von 174.000 Euro verurteilt worden. Die Firma Domus VI, die in Alcoy und Alicante mit großen Coronavirus-Ausbrüchen während des Notstandes auffiel, welche insgesamt an die 100 Tote forderten, verteidigt sich, die Bilder seien zwischen März und Mai aufgenommen und zeigen nur, dass ihre Mitarbeiter sich an die Corona-Auflagen gehalten hätten. Das sehen die Angehörigen der Senioren ganz anders. Fluchtartig holen sie die Patienten aus dem Heim. Einige verklagen die Firma auch. Für die Coronavirus-Ausbrüche konnte der Betreiber wegen Mangels an Beweisen nicht verantwortlich gemacht werden, auch andere Heime wie zuletzt eines in Pilar de la Horadada registrierten große Ausbrüche.

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