Mandelblüte an der Costa Blanca: Lässt Xylella noch Bäume übrig?

Eigentlich müsste die Mandelblüte an der Costa Blanca in den Startlöchern stehen. Die Xylella-Plage lässt indes immer weniger Bäume blühen. Ein Problem für Landwirte und Tourismus.
Alcalalí - Würde man eine Luftaufnahme von Alcalalí machen, könnte man die bestellten Mandelfelder an einer Hand abzählen“, sagt der Landwirt Faustino Mestre und blickt auf die ungepflegt wuchernden Flächen rund um das Dorf im Hinterland der Costa Blanca, auf denen vor wenigen Jahren noch gesunde Mandelbäume blühten. „Hier ist nichts mehr übrig, die Landschaft ist komplett zerstört“, sagt auch Ana Ivars vom Rathaus, die in vergangenen Jahren die Mandelblüten-Fiesta „Feslalí“ organisierte, deren Zusatz „Alcalalí in Blüte“ 2022 bereits in „Alcalalí ohne Blüte“ umbenannt wurde. Der Grund: Das Feuerbakterium Xylella. In diesem Jahr soll das Tourismus-Fest unter dem Namen „El febrer es Alcalalí“ (Der Februar ist Alcalalí) stattfinden, „aber ganz losgelöst von der Mandelblüte“, sagt Ivars. „Wir können ja nicht etwas verkaufen, was es nicht mehr gibt.“
Wer eine Fahrt in die Mandelblüte im Hinterland der Costa Blanca unternehmen will, was seit Jahren als Top-Attraktion für den Tourismus gilt, wird sich also mittlerweile regelrecht auf die Suche begeben müssen. Nicht nur die Mandelbäume in Alcalalí in der Marina Alta, auch die in Orten in der Marina Baja, L‘Alcoià und El Comtat leiden seit fünfeinhalb Jahren unter dem Feuerbakterium Xylella – das die valencianische Landesregierung zur Frustration vieler Landwirte mit dem radikalen Fällen der betroffenen Bäume und ihres Umfelds zu bekämpfen versucht. Neue Bäume solcher Arten zu pflanzen, die für die Xylella anfällig sind, ist verboten.
Mandelblüte an der Costa Blanca in der Krise: Xylella nicht totzukriegen
Xylella könne nicht ausgelöscht werden, schreibt der Alicantiner Landwirtschaftsverband Asaja anlässlich der bevorstehenden Mandelblüte. 187.400 Mandelbäume seien mittlerweile in den drei Landkreisen an der Costa Blanca gefällt und 2.620 Hektar Land zerstört worden, die Bilanz sei „schändlich“. 22 verschiedene Pflanzen seien bereits befallen, darunter an landwirtschaftlich genutzten Bäumen nur Mandeln, Aprikosen und Pflaumen. „Alle anderen wachsen in der freien Natur, man müsste also sämtliche Vegetation aus den Bergen reißen“, so Asaja.
Die Landwirte würden stattdessen für ein Leben mit der Plage plädieren, „so wie wir es auch mit Covid gelernt haben“, sagt Mestre und denkt dabei nicht nur an die wenigen Bauern, die vor Xylella noch vom Mandelanbau leben konnten, sondern auch an alles, was dahintersteckt. „Im Februar fährst du entweder in den Schnee, oder nach Alcalalí“, beschreibt er die Anziehungskraft, die das kleine Dorf früher zur Zeit der Mandelblüte auf den Tourismus der Costa Blanca ausübte. „10.000 Personen kamen an einem Wochenende zur Feslalí-Fiesta.“
Mandelblüte an der Costa Blanca leidet unter Xylella: Felder verwildern
Alcalalís Landwirte, Rathaus und Asaja hätten Alcalalís Mandelblüten-Prominenz und deren positive Auswirkungen auf den Tourismus gerne in die Zukunft gerettet, stießen jedoch in Valencia auf taube Ohren. „Unser Vorschlag, aus Alcalalí ein Pilot-Dorf für den Anbau neuer, Xylella-resistenter Mandelbaumsorten zu machen, wurde von der Landesregierung abgelehnt“, sagt Mestre. „Damit hätten wir dem Dorf wieder neues Leben gegeben und je nach Ergebnis hätte das auf andere Orte übertragen werden können.“ Ähnlich sei man zum Beispiel jenseits der Costa Blanca, auf Mallorca vorgegangen, wo Geld für das Pflanzen von rund 20.000 Mandelbäumen resistenter Arten zur Verfügung gestellt worden sei.
Doch in Valencia bleiben neue Mandelbäume auf an Xylella erkrankten Feldern, auch zu experimentellen Zwecken, verboten. Die Alternative, zum Beispiel Oliven- oder Johannisbrotbäume, sei für viele Mandelbauern keine. „Mandelbäume tragen schon nach zwei bis drei Jahren Früchte, bei anderen Bäumen dauert das viel länger“, sagt Mestre. Er selbst investiert auf den Feldern, die ihm bleiben, nur noch minimalen Einsatz, auch weil die wenigen Mandeln, die sie noch abwerfen, wegen geringer Preise und hoher Kosten keine Gewinne einfahren. „Ich halte die Parzellen sauber“, sagt er. Das ist immerhin mehr als bei den meisten anderen Feldern, die zu allem Unglück auch noch die ohnehin schon gefürchtete Brandgefahr im Hinterland der Costa Blanca erhöhen.

Mandelblüte und Tourismus: Costa Blanca verliert Attraktion
Lohnt sich dann überhaupt noch ein Ausflug in Alcalalís Mandelblüte? „Es gibt noch blühende Bäume, auch auf nicht mehr bearbeiteten Feldern, aber eben nur vereinzelte“, sagt Mestre und zeigt auf einen Baum einer frühen Mandelsorte, der schon jetzt, fast ein wenig trotzig, blüht. Bei den meisten wurde aber „durch die aktuelle Kälte die Blüte erst einmal gestoppt, im Februar ist dann voraussichtlich der beste Moment“. Zeitgleich also mit Alcalalís Ex-Mandelblüten-Fiesta (5. bis 26. Februar), die sich allerdings einen neuen Grund zum Feiern wird suchen müssen, um wie ihre Vorgängerin Besucher von der ganzen Costa Blanca anzulocken.