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Mieter in Spanien zahlen nicht: Deutsche an Costa Blanca erleben Albtraum auf Finca

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Von: Anne Götzinger

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Eine Frau auf einem Grundstück in Spanien mit Kiefern und einem E-Scooter.
Margarete Settinger auf ihrer Finca in Spanien. Ihre Mieter zahlen nicht. © Heidemarie Settinger

An der Costa Blanca zahlen Mieter nach zwei Monaten keine Miete mehr. Damit geht der Ärger für eine Deutsche und ihre 86-jährige Mutter erst richtig los.

Castalla/Torrevieja – Man stelle sich vor: Neue Mieter in der Einliegerwohnung in Spanien, nach zwei Monaten werden die Mietzahlungen eingestellt. Für die deutschen Vermieterinnen folgen Sachbeschädigungen, Bedrohungen und Morddrohungen – und eineinhalb Jahre später stehen paradoxerweise sie vor Gericht.

Diesen Albtraum erleben Heidemarie Settinger und ihre 86-jährige Mutter seit Anfang 2021. Im Dezember 2020 vermieteten sie eine Wohnung auf ihrer Finca im ländlichen Gebiet zwischen Castalla und Sax im Hinterland der Costa Blanca an ein Paar mit drei kleinen Kindern. Nach zwei Monatsmieten ging der Ärger los. „Es wurde keine Miete mehr bezahlt, wir durften sie nicht rauswerfen und waren gezwungen, deren Strom- und Wasserrechnung zu bezahlen“, erzählt Heidemarie Settinger. Allein im Juli letzten Jahres seien dies 500 Euro Wasserrechnung gewesen. „Die Polizei sagte, wir können nichts unternehmen, so sei das spanische Gesetz.“

Das ist nicht ganz korrekt. Natürlich ermöglicht es die spanische Gesetzgebung, eine Wohnung wegen unbezahlter Mieten räumen zu lassen. Allerdings ist dieser Prozess langwierig und mühselig. Ähnlich schwierig ist es, wenn Okupas eine Wohnung besetzt haben.

Mieter in Spanien bezahlen deutsche Vermieter nicht: Eskalation am Geburtstag

Im Juni 2020 sei dann ein weiteres Pärchen in die Wohnung um die Ecke gezogen. „Und als die merkten, dass die andere Familie es schafft, kostenlos zu wohnen, sind sie dem Beispiel gefolgt und haben auch keinen Cent mehr bezahlt“, sagt die Deutsche. Sie selbst wohnt in Torrevieja, aber ihre Mutter teilt mit ihren 86 Jahren die Finca mit den säumigen Mietern.

Eskaliert sei die Situation im Januar 2022, bei der Feier von Margarete Settingers 86. Geburtstag. „Freunde haben gesungen und uns dringend den Rat gegeben, denen den Strom zu kappen, damit sie endlich gehen“, erzählt ihre Tochter. Das habe ihre Mutter dann getan, „es ist verboten, ja, aber aus reiner Verzweiflung“, erklärt Heidemarie Settinger. Daraufhin habe der „Mieter“ sie bedroht. „Er stand oberhalb auf einem Dach, einen Riesenstein über seinem Kopf schwingend, brüllend, er bringe mich um, hat mich ,hija de puta‘ genannt und andere Obszönitäten von sich gegeben“, behauptet sie.

Deutsche Vermieter in Spanien: 86-jährige Mutter will auf Finca bleiben

Dann hätte die Familie auch den Strom ihrer Mutter gekappt. Als Heidemarie und Margarete Settinger wegfuhren, um bei der Polizei Anzeige zu erstatten, habe der Mieter einen Stein gegen ihr Auto geworfen und dieses beschädigt. Heidemarie Settinger wollte ihre Mutter daraufhin überreden, mit in ihre Wohnung nach Torrevieja zu kommen. „Aber sie meinte, sie gibt ihre Finca nicht auf und harre dort aus“, erzählt die Tochter. „Sie sagte, wenn sie jetzt gehe, dann hätten die gewonnen.“

Ein abgedecktes Schwimmbecken auf einer Finca in Spanien.
Deutsche in Spanien haben Ärger mit ihren Mietern in Spanien. © Heidemarie Settinger

Sie sei dann weggefahren, musste aber umkehren, weil sie etwas vergessen hatte. „Beim Wenden bemerkte ich, dass ein Fahrzeug hinter mir auch wendete“, berichtet sie. „Der Wagen fuhr mir hinterher bis zur Finca, stellte sich quer hinter mich, es war der Mieter, er trat und boxte gegen mein Auto, riss die Fahrertür auf, griff mich vorne an der Kleidung und versuchte, mich aus dem Auto zu ziehen, dabei brüllte er, er bringe mich um, wenn ich ihm nochmal den Strom kappe“, so Settinger.

Deutsche in Spanien von säumigen Mietern angezeigt

Heidemarie Settinger rief die Polizei an, doch da sie die Frage, ob sie mit einer Waffe bedroht worden sei, verneinte, und der Mieter abstritt, sie bedroht zu haben, unternahm die Polizei nichts.

In der Folge habe ihre Mutter Sachbeschädigungen und Diebstähle – „selbst die Schwimmbadleiter wurde geklaut“ – erlitten. Die Gerichtsverhandlung wegen der Anzeige gegen den Mieter sei schon gewesen. „Aber meine Mutter war noch so ehrlich und sagte, sie habe nur seinen Schatten gesehen“, sodass er wegen mangelnder Beweise freigesprochen wurde.

Zu Beginn des Sommers habe der Mieter einige Wochen im Gefängnis gesessen, offenbar wegen Gewalt gegen seine Partnerin, sei aber jetzt zurück. Der Anwalt der Settingers habe zumindest erreicht, dass das zweite Pärchen ausziehen musste. Doch haben die Deutschen im September und Oktober drei Vorladungen vor Gericht, wegen des gekappten Stromkabels und angeblicher Körperverletzung, Bedrohung und Raub. „Ich hoffe auf einen Richter mit Verstand, der richtige und falsche Aussagen erkennen kann“, meint Settinger.

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