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Einzigartige Funde, römische Wracks und Vitrinen für Rollstuhlfahrer - Ein Besuch im Vilamuseu

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Von: Anne Götzinger

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Zwei Hände in Gummihandschuhen halten eine altägyptische Flasche.
Eine ägyptische Flasche ist eines der herausragenden Stücke im Museum Vilamuseu an der Costa Blanca. © Vilamuseu

Einzigartige historische Fundstücke und behindertengerechte Ausstellungen: Ein Besuch im Museum Vilamuseu an der Costa Blanca.

Villajoyosa – Sie ist einzigartig in Spanien und hat gerade einen sechsmonatigen Aufenthalt in Madrid hinter sich. Eine ägyptische Trinkflasche, eines der herausragendsten Stücke im Fundus des Vilamuseu in Villajoyosa, ist wohlbehalten zurück an der Costa Blanca. Das 2.600 Jahre alte Gefäß war als Leihgabe für die Ausstellung „Hijas del Nilo“ von Eulen Art in die Hauptstadt gereist. Die Unternehmensgruppe sei spezialisiert auf Dienstleistungen in Zusammenhang mit Kunst und Kulturerbe, heißt es vom Vilamuseu. Zwischen Juni und Dezember 2022 hätten über 100.000 Besucher die Ausstellung gesehen, die auch Objekte aus dem British Museum in London, dem Louvre oder dem Nationalen Archäologiemuseum in Madrid zeigte.

Die tönerne Feldflasche wurde 2015 in einem phönizischen Grab in einer Nekropolis an der Costa Blanca gefunden. Sie wurde etwa 600 vor Christus in der Hauptstadt des alten Ägyptens, Sais, während der 26. Dynastie gefertigt und diente dazu, am ägyptischen Neujahrstag im Juli Nilwasser abzufüllen.

Museum an Costa Blanca zeigt einzigartige historische Objekte

An diesem Tag ereignete sich der heliakische Aufgang des Sterns Sopdet (Sirius), sein erstes Erscheinen am Himmel nach der Unsichtbarkeitsdauer. Diese Erscheinung galt als Bringer der Nilflut, die für Anbau und Aussaat an den Ufern des Flusses äußerst wichtig war. Das Wasser des Nils galt an diesem Tag als wunder- und heilsam, weswegen es in Tausenden solcher Trinkflaschen abgefüllt und verkauft wurde.

Auf dem Gefäß, das es vom Nil bis an die Costa Blanca geschafft hat, sind zwei Hieroglyphen-Inschriften zu finden, in denen die Kriegsgöttin Neith, Schutzherrin der 26. Dynastie, um Gesundheit und der Gott der Magie, Thot, um ein gutes Jahr gebeten werden. Die Flasche des Vilamuseu besitzt einen außergewöhnlichen Wert, weshalb sie schon häufiger für Ausstellungen, etwa in Barcelona und Alicante, angefordert wurde. Jetzt ist sie aber erst einmal wieder in einer Vitrine in der Dauerausstellung „Tresors“ im Museum Vilamuseu zu sehen.

Das Vilamuseu ist eines der behindertenfreundlichsten Museen in Europa

Die ägyptische Trinkflasche ist bei weitem nicht das einzige besondere Ausstellungsstück des Museums an der Costa Blanca. Bei einem Besuch können Geschichtsinteressierte weitere Fundstücke entdecken, von denen einige einzigartig auf der Iberischen Halbinsel sind: phönizischen Schmuck, altägyptische Amulette und zahlreiche Objekte, die die frühe Besiedlung Villajoyosas und seine Historie dokumentieren, etwa aus der Iberersiedlung in der Malladeta-Bucht oder der römischen Stadt Alonis.

Villajoyosas Museum ist außerdem bekannt für seine Inklusionspolitik und wurde bereits zwei Mal von der Stiftung Design for All (Design für alle) für seine Behindertenfreundlichkeit ausgezeichnet. Die Stiftung setzt sich dafür ein, dass alle Menschen – unabhängig von Geschlecht, Alter, Können oder kulturellem Background – Zugang zu allen Orten, Produkten und Dienstleistungen haben. Das Stadtmuseum an der Costa Blanca konnte sich dabei gegen Konkurrenten aus aller Welt durchsetzen.

Vitrinen, die unten offen sind, damit auch Rollstuhlfahrer nah herankommen und die Objekte aus der Nähe betrachten können, Aufzüge mit Glastüren für Menschen mit psychischen Problemen, Hinweise und Informationen in Blindenschrift, Rollstühle zum Ausleihen, Tastmodelle für Sehbehinderte, breite Rampen und Gänge sowie ein geräumiger Lift für mehrere Rollstuhlfahrer sind nur einige der wohldurchdachten Raffinessen, die das Museum für Personen mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung bereithält. 

Ausstellung über römisches Wrack, das vor der Costa Blanca liegt

Zu sehen ist im Museum auch eine Ausstellung über das römische Wrack Bou Ferrer, noch so ein Sensationsfund. Es handelt sich um ein römisches Handelsschiff, das zwischen 64 und 68 nach Christus zwischen Gades, dem heutigen Cádiz, und Ostia – dem Hafen Roms – hin- und herpendelte. Für eine Überfahrt brauchte es etwa eine Woche. Bei einer dieser Fahrten sank das Schiff vor Villajoyosa, damals Alonis, als es sich vermutlich wegen eines Lecks der Küste näherte. Geladen hatte es tausende Amphoren, die mit der fischigen Soße Garum – dem Standardgewürz der römischen Küche – gefüllt waren, sowie Bleibarren aus der Sierra Morena. Erst im Jahr 2001 entdeckten die Taucher José Bou und Antoine Ferrer das Wrack und seine Ladung vor der Küste der Costa Blanca, heute trägt es den Namen seiner Entdecker.

Begleitet wird die Ausstellung im Museum von einem Dokumentarfilm, der zeigt, wie es sich anfühlt, ein 2.000 Jahre altes Wrack an der Costa Blanca zu finden und zu melden, wie man es erforscht und gegen Plünderer schützt. Auch einige Anekdoten der Ausgrabungskampagne werden in dem Dokumentarfilm erzählt, etwa vom überraschenden Fund des Schlüssels für die Speisekammer des Schiffes oder wie es möglich war, den Zeitpunkt des Untergangs so präzise festzulegen. Unterwasserfilmer José Antonio Moya ist in den vergangenen 20 Jahren an die 1.000 Mal zu dem Wrack hinuntergetaucht, das in nur 26 Metern Tiefe vor der Küste Villajoyosas liegt. An Land verfügt die Stadt mit dem Torre de Sant Josep über das größte römische Grabmonument auf der Iberischen Halbinsel. Und die Thermen von Alonis werden gerade als Freilichtmuseum eingerichtet, um sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Informationen und Öffnungszeiten:

Das Museum Vilamuseu in der Calle Colón 57 in Villajoyosa ist im Winter und Frühjahr dienstags bis samstags von 10 bis 19 Uhr geöffnet, sonntags von 10 bis 14 Uhr. Das Museum bietet auch Führungen durch die Ausstellungen an.

Der reguläre Eintrittspreis beträgt 3 Euro. Gruppen ab zehn Personen, Großfamilien oder Einelternfamilien zahlen die Hälfte. Der Eintritt ist frei für Personen ab 65 Jahren, Rentner und Pensionisten, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre, Studenten, Erwerbslose und Personen mit Behinderung.

Weitere Informationen gibt es auf der Webseite des Vilamuseu. Kostenlose Führungen können telefonisch unter 609 771 110 sowie per E-Mail an visitas@villajoyosa.com gebucht werden.

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