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Nacktbaden an der Costa Blanca: Wie FKK in Alcoy seinen Anfang nahm

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Von: Anne Götzinger

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Alte Fotografien zeigen auf einer Infotafel Menschen beim Nacktbaden.
FKK in Alcoy: An der Wanderroute finden sich Infotafeln zu den ersten Naturisten an der Costa Blanca. © Anne Götzinger

Heute weist die Costa Blanca etliche FKK-Strände auf. Doch schon Anfang des 20. Jahrhunderts ließen in Alcoy Anarchisten die Hüllen fallen. Bis Franco der Nacktheit ein Ende bereitete.

Alcoy – Noch bevor Franco jede Freizügigkeit im Keim erstickte und Spanien die Prüderie aufzwang, ließen in Alcoy an der Costa Blanca die ersten Nudisten die Hüllen fallen. 1922 gründete sich dort die Sociedad Naturista Cultural, einer der ersten Naturisten-Verbände überhaupt in Spanien. „Es war eine Gruppe von Anarchisten mit einer klaren Ideologie der Linken, die damit begannen, hier in Alcoy den Nudismus oder Naturismus zu pflegen“, erzählte Joan Xavier Gisbert, Historiker und ehemaliger Vorsitzender des Wanderclubs von Alcoy einmal gegenüber der Zeitung „El País“ und nennt die Namen Salvador Llorens, Facundo Ferri, Vilaplana und einen gewissen Claudiet als Mentoren der Sociedad Naturista Cultural.

Die Anarchisten, die in der Industrie- und Arbeiterstadt Alcoy im 19. und 20. Jahrhundert eine ihrer wichtigsten Bastionen hielten, verstanden auch die Freikörperkultur als befreiende Form von Normen und Zwang. Zwischen die anarchistischen Naturisten mischten sich außerdem die Vorläufer der modernen Vegetarier und Veganer. „Der Naturismus und Anarchismus dieser Zeit unterschieden sich seinerzeit nur durch die Ernährung, spirituell waren sie dasselbe“, erklärte der 1908 in Alcoy geborene Naturist Julio Martínez später in einer Schrift. „Einige Anarchisten fanden es nicht gut, was wir taten, andere waren selbst Vegetarier.“

Nacktbaden an der Costa Blanca: Bürgerkrieg und Franco-Regime machen Schluss mit FKK

Die Mitglieder der Sociedad Naturista Cultural trafen sich regelmäßig an den schönsten Flecken der Umgebung Alcoys, um den Nudismus zu praktizieren. So sprangen die Anarchisten, wie „Gott“ sie schuf, etwa in das eiskalte Wasser im Racó de Sant Bonaventura zwischen den Naturparks Sierra de Mariola und Font Roja, ein natürliches Wasserbecken, das noch heute als Badestelle beliebt ist.

Der Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) bereitete dem Naturisten-Idyll ein jähes Ende. Und mit dem Sieg Francos war es sowieso vorbei mit der Nacktheit. 1939 löste das Regime alle Naturisten-Verbände – diese gefährlichen Nester linker und anarchistischer Ideologien – auf und verbot jegliche Art von FKK. Nur noch heimlich und unter großem Risiko konnten die Nudisten ihrer Leidenschaft nachgehen – dabei nutzten sie das Alibi als Centro Excursionista, als Wanderverein.

Wanderer hangeln sich an einer Kette an einer Felswand über einem See entlang.
Wo früher Nacktbaden an der Costa Blanca praktiziert wurde, führt heute ein Wanderweg entlang. © Anne Götzinger

Aus diesen Vorläufern ging 1972 die Sociedad Naturista Vegetariana von Alcoy hervor und wurde nach großen bürokratischen Anstrengungen ihrer Gründungsmitglieder auch offiziell anerkannt – auch zum Ende der Franco-Diktatur wurde jede Art von Naturismus noch mit Argwohn betrachtet.

Wer das Racó de Bonaventura zwischen Sierra de Mariola und Font Roja entdecken und – mit oder ohne Kleider – ein kühles Bad nehmen will, kann die Wanderroute nehmen, die unter Wikiloc beschrieben ist. Die Sierra de Mariola bietet auch noch weitere Badestellen zum Abkühlen.

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