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Erste Hilfe für Senioren: Rotes Kreuz in Altea zeigt, wie‘s geht

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Von: Judith Finsterbusch

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Zwei Hände zeigen eine Herzdruckmassage an einer Puppe.
Die Grundlagen von Erster Hilfe zeigt das Rote Kreuz Senioren in Altea. © Arno Burgi/dpa

Was ist zu tun, wenn sich das Enkelkind verschluckt? Und wie können Unfälle zu Hause vermieden werden? Das Rote Kreuz in Altea zeigt Senioren bei einem Kurs die Grundlagen von Erster Hilfe und Unfall-Prävention - und erklärt, warum Einsamkeit oft die größte Not ist.

Altea – An einem simplen Stück Apfel hatte sie sich verschluckt, bekam keine Luft mehr, trank in ihrer Panik obendrein viel Wasser. Eine ganze Weile ist das schon her, und dennoch kann sich die Frau noch gut daran erinnern, wie es sich anfühlt, wenn kein Sauerstoff mehr in die Lungen gelangt. Ihre Geschichte erzählt sie bei einem Erste-Hilfe-Kurs in Altea an der Costa Blanca, den Rathaus und Rotes Kreuz extra für Senioren angesetzt haben.

Erste Hilfe für Senioren: Heimlich beim Roten Kreuz in Altea

Die Frau hatte damals Glück, sie verschluckte sich am Arbeitsplatz und bekam Hilfe von ihren Kollegen. „Doch was ist, wenn Sie alleine zu Hause sind?“, fragt Gregorio Ramos in die Runde und blickt in ratlose Gesichter. Ramos ist Krankenpfleger im Gesundheitszentrum, in seiner Freizeit engagiert er sich ehrenamtlich beim Roten Kreuz in Altea. „Mit ein paar einfachen Grundlagen kann man ein Leben retten oder dazu beitragen, dass jemand nach einem Notfall keine Folgeschäden davonträgt“, ist Ramos überzeugt.

Seinen Schülern, allesamt jenseits der 60, zeigt der Krankenpfleger heute in Altea als Erstes den Heimlich-Griff – eben für den Fall, dass sich jemand verschluckt. Und was ist nun zu tun, wenn man alleine ist? „Dann muss man bei sich selbst den Heimlich-Griff anwenden“, sagt Ramos und erklärt, wie eine Stuhllehne dabei helfen kann. Stabile Seitenlage, Kopf überstrecken, Druckverband anlegen – die meisten erinnern sich vage an den Kurs, den sie irgendwann einmal für den Führerschein gemacht haben. In Spanien dagegen erinnert sich niemand auch nur vage, hier ist ein Erste-Hilfe-Kurs keine Voraussetzung für die Fahrprüfung. Und so sieht auch Meli Calle mit ihren 64 Jahren zum ersten Mal die Puppe, an der Ramos später die Herzdruckmassage erklären wird. „Mir geht es vor allem um meine Enkel, auf die ich regelmäßig aufpasse. Damit ich im Notfall helfen kann“, sagt die Spanierin.

Wie können Senioren Unfälle zu Hause vermeiden? Rotes Kreuz in Altea gibt Kurs für Ältere

Das weiß auch Ramos vom Roten Kreuz, er hat natürlich eine Babypuppe dabei. Verschluckt sich das Kleinkind, gibt es einen einfachen Trick: „Das Baby auf dem Bauch auf den Unterarm des Erwachsenen legen, mit zwei Fingern den Mund öffnen und leichte Schläge zwischen die Schulterblätter“, zeigt Ramos, und die spanischen Opas und Omas atmen erleichtert auf. Das würden sie im Notfall hinbekommen, und nach dem Kurs in Altea wissen sie obendrein, wie Brand- und Schnittwunden versorgt werden, was nach einem Sturz zu tun ist, und dass der erste Schritt bei einem Notfall immer ist, Hilfe zu rufen.

„So ein Kurs, der zumindest die grundlegendsten Dinge vermittelt, sollte verpflichtend für jeden sein“, meint Inma Martínez, Koordinatorin beim Roten Kreuz in Altea. Damit es gar nicht erst dazu kommt, Hilfe leisten zu müssen, geht es in dem Kurs für Senioren auch darum, wie man Unfälle zu Hause vermeiden kann. „Das sind ganz einfache, eigentlich selbstverständliche Dinge, die man sich aber immer wieder ins Gedächtnis rufen sollte“, sagt die Spanierin.

Lebensrettender Knopf: Rotes Kreuz in Altea hilft (einsamen) Senioren

Etwa, Flüssigkeiten auf dem Boden sofort aufzuwischen, um nicht darauf auszurutschen. Die Fuß- und Fingernägel vorsichtig schneiden, vor allem, wenn blutverdünnende Medikamente eingenommen werden. Essen vor dem Schlucken gut kauen. Rutschmatten in die Dusche legen. Und wer das Haus verlässt: Ausweisdokument mitnehmen, um im Notfall schnell identifiziert werden zu können. „Problematisch kann es für Senioren vor allem dann werden, wenn sie alleine leben. Gerade bei Ausländern ist das an der Costa Blanca oft ein Problem. Spanier haben meist noch ihre Kinder, die sich kümmern oder Nachbarn, die nach dem Rechten schauen“, sagt Inma Martínez. Eine Betreuung bietet das Rote Kreuz in Altea über die Teleassistenz an – ein Notfallknopf, über den Senioren etwa nach einem Sturz Hilfe holen können. 300 ältere Menschen nutzen das Angebot in Altea bereits – aber kaum Ausländer.

Dabei kann das Knöpfchen noch viel mehr: „Wird über einen längeren Zeitraum keine Bewegung registriert, rufen wir an. Ohnehin melden wir uns einmal in der Woche bei den Nutzern, um zu fragen, wie es ihnen geht“, erklärt Martínez. Auch zur Bank oder zum Arzt begleiten Ehrenamtliche Senioren, und sie sorgen dafür, dass Medikamente korrekt eingenommen werden. Dienstagsnachmittags treffen sich ältere Menschen bei Cruz Roja, um zu plaudern, das Gedächtnis zu trainieren, sich austauschen. Gegen die Einsamkeit – die für viele Senioren ihre größte Not ist.

Infos und Kontakt

Weitere Termine für Erste-Hilfe-Kurse für Senioren: 21. März, 25. April, jeweils 17 Uhr, Teilnahme gratis. Kontakt zum Roten Kreuz und Kursanmeldung: inmaro@cruzroja.es oder Tel. 965 843 183. Cruz Roja hat seinen Sitz in Altea im Carrer Consell, 6.

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