Spanien und seine Stiere: Costa Blanca diskutiert „Bous Embolats“

Stier-Events sind in Spanien fester Bestandteil vieler Fiestas, werden allerdings immer umstrittener. So auch die „Bous Embolats“ an der Costa Blanca. Vor den Wahlen nehmen Teuladas Parteien Stellung zu dem Thema.
Teulada-Moraira - Stiere sind fester Bestandteil vieler Fiestas in Spanien. Eine besonders umstrittene Form der Stiertreiben sind in im Land Valencia, also auch an der Costa Blanca, die „Bous Embolats“, bei denen den Tieren brennende Fackeln auf die Hörner gesetzt werden. Es war ein Schock, als am 20. April bei diesem Fiesta-Event in Teulada ein Stier einen jungen Mann durch die Luft schleuderte. Zwar kam der Mann mit leichten Verletzungen davon. Doch die „Bous Embolats“ waren wieder in den Schlagzeilen – und sind in Teulada-Moraira auch Thema bei den Parteien, die sich hier am 28. Mai bei den Kommunal-Wahlen präsentieren. Als Erstes reagierte die neue Partei EME und versprach kurz nach dem Unfall auf einem mehrsprachigen Plakat, die Bous Embolats im Fall eines Wahlsiegs abzuschaffen.
Dass nicht alle so eindeutig Stellung nehmen, zeigt eine Umfrage der CN unter Teuladas bei den Wahlen kandidierenden Parteien - deren Ergebnisse verdeutlichen, wie kompliziert es ist, das fest verwurzelte Thema der Stiere in Spanien kritisch anzugehen. „Traditionen müssen respektiert werden“, antwortet etwa Bürgermeister und PP-Kandidat Raúl Llobell. Was nicht heiße, das alles so bleiben muss, wie es ist. „Dieses Thema muss mit Sensibilität bearbeitet werden“, sagt er und spricht sich für ein Referendum aus, „bei dem der ganze Ort entscheidet, was er will“. Eine Maßnahme, die auch die PSOE für den Fall eines Wahlsieges in der Costa-Blanca-Gemeinde ankündigt. „Einerseits respektieren wir Traditionen und Fiestas, andererseits sind wir absolut gegen Tierquälerei“, fügt PSOE-Kandidatin Paqui Romaguera hinzu.
Stiere in Spanien: Fiesta-Event an der Costa Blanca in der Kritik
„Wir überlassen die künftige Regulierung der Fiesta den Bürgern“, sagt Ciudadanos-Kandidatin Mireille Hurts. Ihre Partei sehe sich weder als Befürworter noch als Gegner von den in Spanien so verbreiteten Stier-Events. Im Fall einer Debatte müsse nach den Wahlen eine Bürgerbefragung her und möglicherweise sei für Teulada-Moraira der Moment gekommen, den Beispielen anderer Orte an der Costa Blanca, die die Bous Embolats bereits verboten haben, zu folgen.
Was die Partei Vox, die bei den Wahlen in Teulada mit ihrem Kandidaten José Pérez de los Santos, antritt, so wohl nicht unterstreicht. „Ich verstehe nichts von Stieren, aber in Spanien sind sie eine überlieferte National-Fiesta, die erhalten und geschützt werden sollte“, verteidigt Santos als einziger eindeutig Stiertreiben jeder Art.
„Unsere Partei ist gegen die Bous Embolats“, äußert sich die Kandidatin von Alternativa Teulada Moraira, Chantal Giron, in entgegengesetzter Richtung zu dem Fiesta-Event. „Diese Stier-Veranstaltungen müssen definitiv und so schnell wie möglich abgeschafft werden“, wofür die derzeit noch parteilosen Stadträte Adrián Ruiz und María José Vidal, Platz 2 und 3 der Alternativa-Liste für die Kommunal-Wahlen, am 27. April einen dringenden Antrag im Plenum gestellt hätten – der von der Regierung als nicht dringend abgelehnt worden sei.
Fiestas in Spanien: Costa Blanca diskutiert Verbot von Stier-Event
„Der Toro Embolado bedeutet Tierquälerei in ihrer rückständigsten Form“, untermauert der EME-Kandidat und aktuell stellvertretende Bürgermeister Héctor Morales sein Wahl-Versprechen, das Event in der Costa-Blanca-Gemeinde zu verbieten, und dürfte damit bei traditionellen Stier-Verbänden in Spanien nicht gerade auf Begeisterung stoßen. „Das hat nichts mit Traditionen und noch viel weniger mit Kultur zu tun. Es ist Quälerei!“ Der jüngste Unfall sei nur die logische Konsequenz des Risikos dieser Fiesta. Daraufhin „Krokodilstränen zu weinen“, gleiche einer „kollektiven Scheinheiligkeit“.
Scheinheilig findet offenbar auch Teuladas Compromís-Partei um Kandidatin Rosa Vila einiges beim Thema „Bous Embolats“. „Wir können nicht aus allem Politik machen, vor allem nicht aus einem Unglück, das sich einen Monat vor den Wahlen“ in Spanien ereigne, sagt sie und kritisiert, dass das Thema jetzt „hauptsächlich von einer Partei“ ausgeschlachtet werde, die in vier Jahren Regierung „absolut nichts“ getan habe, um dieses Stier-Event zu beenden. Compromís selbst setze sich für den Respekt vor der Umwelt ein, „und dazu gehört zweifelsohne auch der Respekt vor Tieren“. Bei einem Wahlsieg werde man „die Bürger anhören, sie werden entscheiden. Wir haben eine reife Gesellschaft“, zeigt sie sich optimistisch.