Fest der Tiere erfreut kriselnden Auswanderer-Bezirk: Die Einsiedler von San Antón

Ein Highlight ist die Fiesta des (tier-)heiligen Antonius vor allem in Elche. Das attraktive Event spült sogar Touristen ins nach ihm benannte Viertel.
Elche – Was macht den Heiligen Antonius, einen Ägypter aus dem 3. Jahrhundert, bei Menschen im 21. Jahrhundert noch beliebt? Sicher die Nähe des Asketen zu Tier und Natur, die sich derzeit auf Ortsfesten an der Costa Blanca mit dem Antonio-Segen äußert. Sicher aber auch das Humane am Heiligen, der laut Tradition allen möglichen Versuchungen ausgesetzt war, als er in der Wüste weilte. Durch sein Einsiedler-Leben wurde er letztlich auch zum Patron der Entwurzelten. Und von solchen hatte der nach ihm benannte Auswanderer-Bezirk San Antón in Elche an der Costa Blanca eine Menge, als es vor 60 Jahren aus dem Boden wuchs. Nun kriselt das Viertel - außer im Januar, wenn das Antonius-Fest eine beachtliche Zahl an Touristen anlockt.
Costa Blanca: Fest der Tiere im Januar lockt Touristen in Auswanderer-Bezirk
Die blühende Schuhmacherei am Fluss Vinalopó, und damit Arbeit und Wohlstand, lockten unzählige Menschen aus Spaniens Süden zum Auswandern an die Costa Blanca an. 3700 neue Bewohner kamen im neuen Bezirk unter, der damals noch in absoluter Peripherie der Stadt Elche stand. Nur mit dem Bus war die Innenstadt zu erreichen. Die Entwurzelten waren jedoch erst einmal alles Andere als Einsiedler. Reichlich Leben und Freude brachten sie nach San Antón mit, die vielen Andalusier, darunter ein ganzes Dorf aus dem Kreis Granada. Wie eine Familie auf Reisen nutzten sie die Freizeit, um ihre Kultur zu pflegen und Fiestas zu feiern. Solche wie das Fest der Tiere des Heiligen Antonius zum 17. Januar, das in Elche ziemlich eingeschlafen war.
Ganz in der Nähe des Viertels in Spaniens Südosten stand die Kapelle des San Antón. Die hier an die Costa Blanca ausgewanderten Neu-Elcher fackelten nicht lange und sicherten sich 1971 die Organisation des Fests der Tiere. Damals war es ein Schock für Alteingesessene in der Stadt. Wie konnte eine seit Jahrhunderten gefeierte Tradition Einwanderern in die Hände gegeben werden? Heute sind diese Zweifel aber längst vergessen. Denn die Fiesta von San Antón gehört im Winter zu Elches touristischen Leckerbissen. Neben der Tiersegnung bietet das Event lauter künstlerische bis leckere Highlights, die im Januar 2023 (nach der Corona-Auszeit) auch endlich wieder Touristen anlocken.
Antonius-Fest an Costa Blanca: Programm mit Tiersegen in San Antón (ELche)
- Dienstag, 17. Januar (Festtag des Antonius): Gottesdienst in der Ermita (Kapelle) um 19 Uhr.
- Mittwoch, 18. Januar: 17.30 Uhr, Zeichenwettbewerb.
- Donnerstag, Freitag, 19. und 20. Januar: Festkomission lädt jeweils ab 17.30 Uhr zu netten Nachmittagen an, Donnerstag Parque Aromas Ilicitanos, Freitag Parque San Antonio.
- Samstag, 21. Januar: Anwohnerverein gibt ab 10.30 Uhr Schokolade aus, es folgen Spiel und Spaß. Um 17 Uhr beginnt das Petanca-Turnier, um 18 Uhr die feierliche Prozession. Auf den Gottesdienst um 20 Uhr folgt um 21 Uhr ein Feuerwerk. Um 24 Uhr wird ein Feuer entzündet.
- Sonntag, 22. Januar: Start mit Wallfahrt (romería) 9.30 Uhr zur Ermita, wo es Coca-Kuchen gibt. Nach der Rückkehr werden ab 13.30 Tiere gesegnet. Es folgt eine Tombola. Das knallige Finale steigt um 19.30 Uhr in der Calle Sinoga.
Vom Heimatkontinent des Antonius: Eine Fiesta lang sorgenfrei
Bemerkenswert: Das Fest der Tiere lockt Touristen in eine Siedlung, die keinesfalls zu den Perlen der Palmenstadt gehört. Im Gegenteil: Die Blocks aus den 50er, 60er Jahren sind ziemlich verfallen. Nur die Bewohner, die sich den Umzug nicht leisten können, sind geblieben: Alte, finanziell Gebeutelte, und immer mehr Migranten vom Heimatkontinent des Antonius - Afrika - , zwängen sich in die maximal 60 Quadratmeter großen Wohnungen in San Antón. Seit Jahren versucht die Stadt vergeblich, den Auswanderer-Bezirk zu sanieren. Zwei moderne Blocks mit je zehn Etagen sind fertig. Vor allem muss die Stadt jedoch Kultur und Service im Viertel angehen. Die Grundschule funktioniert nur noch provisorisch, das Sozialzentrum schloss 2011.
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Das Symbol des Niedergangs in San Antón war vor zehn Jahren der Tod einer emblematischen Kiefer. Seit jeher stand sie mitten im Viertel und begleitete die Menschen bei allen Höhen und Tiefen des Migrantenlebens. Als die Axt sie fällte, brach auch in den Bewohnern des Bezirks an der Costa Blanca - mal wieder - ein Stück Heimat weg. So wurden die, die einst der Stadt Elche neues Leben einhauchten, doch noch zu Einsiedlern, auch wenn sich der Ortskern längst an das Viertel herangebaut hat. Nur im Januar, da scheinen eine Fiesta lang alle Sorgen vergessen: Wenn die Stadt den Heiligen der Tiere feiert, und mit ihm sein kleines San Antón.