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Gestrandet in Peru: Fotograf aus Alicante gerät bei Motorrad-Roadtrip in Unruhen

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Von: Anne Götzinger

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Ein Tierschädel auf einem Rucksack in öder Landschaft, dahinter ein Motorrad.
Fotograf Manuel Lorenzo aus Alicante ist bei seinem Motorrad-Trip in die Unruhen von Peru geraten. © Manuel Lorenzo

Politische Unruhen in Peru und Getriebeschaden: Ein Roadtrip quer durch Südamerika wird für einen Presse-Fotografen aus Alicante zum Abenteuer.

Alicante/Ica – Manuel Lorenzo könnte – wie einst der junge Che Guevara – jetzt seine eigenen Motorrad-Tagebücher schreiben. Der Pressefotograf aus Alicante wollte mit seiner Harley einmal quer durch Südamerika. Dann aber ist er in Peru gestrandet – wegen eines Getriebeschadens an seinem Motorrad und der Unruhen in dem Land. „Nur einen Kilometer, bevor ich die Panamericana nehmen wollte, ist es passiert“, erzählt Lorenzo, der in Spanien unter anderem für die Presseagentur EFE fotografiert und diese Woche im peruanischen Ica festsaß.

„Das Getriebe machte ein sehr komisches Geräusch, und ich traue der Sache nicht“, berichtet er in einer Videobotschaft an seine Familie und Freunde in Alicante. „Ich hätte weiterfahren können, die Maschine läuft noch, aber ich will nichts riskieren, sonst geht womöglich noch mehr kaputt und ich sitze einen Monat in Peru fest, weil ich auf das Ersatzteil warten muss.“

Unruhen in Peru: Auf Umwegen mit dem Motorrad durch Südamerika

Eine Mitschuld an seinem Dilemma haben auch die politischen Unruhen, die seit dem 7. Dezember in Peru herrschen. An diesem Tag wurde das dritte Mal über die Amtsenthebung von Staatspräsident Pedro Castillo abgestimmt. Stunden zuvor wandte sich Castillo an die Nation, um bekanntzugeben, dass der Kongress aufgelöst und eine Notstandsregierung eingesetzt werde. Unter dem Vorwurf der Rebellion wurde er festgenommen und sitzt seitdem in Haft. Staatschefin ist jetzt Vizepräsidentin Dina Boluarte.

Ein großer Teil der peruanischen Bevölkerung fordert allerdings ihren Rücktritt und Neuwahlen. Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und dem Militär wurden über 70 Menschen getötet.

Um den Unruhen auf den Straßen zu entgehen, beschloss Manuel Lorenzo, mit seiner Harley über Umwege zurück nach Norden zu fahren. „Ich hätte in drei Tagen von Santiago nach Lima fahren können, jetzt hänge ich seit zwei Wochen fest“, meint er. „Einerseits fing ich an, kreuz und quer zwischen Bolivien, Chile und Argentinien herumzufahren, um mehr zu sehen, statt meinem ursprünglichen Plan zu folgen und direkt von Bolivien nach Bogotá zu fahren“, berichtet der Pressefotograf. „Andererseits mutete ich meiner Maschine viel zu, um die Streikposten in Peru zu umgehen: 120 Kilometer über Schutt und Sand, ich bin liegengeblieben, zweimal gestürzt, Hitze, Kälte, Hitze – ein Wahnsinn!“

Unruhen in Peru: Mit Truckdiesel im Motorrad-Tank

Seit Bolivien habe er außerdem Truckdiesel im Tank. „Wahrscheinlich schon seit zehn Jahren abgelaufen, ich habe es in einem kleinen Dorf gefunden, aber dank dessen konnte ich aus Bolivien raus“, sagt der Fotograf aus Alicante. Jetzt hätten ihm Mechaniker in Ica für 200 Dollar einen Kleinlaster organisiert, mit dem er sein Motorrad ins 300 Kilometer entfernte Lima bringen könnte.

Ein Motorrad steht vor einer verlassenen Bar in einer südamerikanischen Einöde.
Der Motorrad-Trip führt Manuel Lorenzo durch Bolivien, Argentinien, Chile - und die Unruhen in Peru. © Manuel Lorenzo

Unterdessen kommt das Land nicht zur Ruhe. „Peru befindet sich eigentlich in einer Dauerkrise“, berichtet Inés Santaeulalia, Korrespondentin für die Zeitung „El País“ in Südamerika. „Es hat in den vergangenen vier Jahren sechs Präsidenten erlebt.“ Der peruanische Kongress torpediert seit Jahren jede Regierungsinitiative. „Es sind Abgeordnete ohne politische Basis, die eigentlich nur sich selbst oder irgendwelche Lobbys oder Unternehmen repräsentieren“, erklärt die Journalistin.

Als Pedro Castillo, ein Lehrer und Gewerkschaftler aus dem ländlichen Tacabamba, im Juli 2021 Staatspräsident wurde, war er ein Hoffnungsträger für viele Menschen. „Doch er hatte keine klare Linie, umgab sich erst mit Politikern der Linken, dann der Ultrarechten“, berichtet Inés Santaeulalia. Hinzu kamen Korruptionsvorwürfe. „Es war das Ende einer Hoffnung“, resümiert die Journalistin.

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