Ein großer Teil der peruanischen Bevölkerung fordert allerdings ihren Rücktritt und Neuwahlen. Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und dem Militär wurden über 70 Menschen getötet.
Um den Unruhen auf den Straßen zu entgehen, beschloss Manuel Lorenzo, mit seiner Harley über Umwege zurück nach Norden zu fahren. „Ich hätte in drei Tagen von Santiago nach Lima fahren können, jetzt hänge ich seit zwei Wochen fest“, meint er. „Einerseits fing ich an, kreuz und quer zwischen Bolivien, Chile und Argentinien herumzufahren, um mehr zu sehen, statt meinem ursprünglichen Plan zu folgen und direkt von Bolivien nach Bogotá zu fahren“, berichtet der Pressefotograf. „Andererseits mutete ich meiner Maschine viel zu, um die Streikposten in Peru zu umgehen: 120 Kilometer über Schutt und Sand, ich bin liegengeblieben, zweimal gestürzt, Hitze, Kälte, Hitze – ein Wahnsinn!“
Seit Bolivien habe er außerdem Truckdiesel im Tank. „Wahrscheinlich schon seit zehn Jahren abgelaufen, ich habe es in einem kleinen Dorf gefunden, aber dank dessen konnte ich aus Bolivien raus“, sagt der Fotograf aus Alicante. Jetzt hätten ihm Mechaniker in Ica für 200 Dollar einen Kleinlaster organisiert, mit dem er sein Motorrad ins 300 Kilometer entfernte Lima bringen könnte.
Unterdessen kommt das Land nicht zur Ruhe. „Peru befindet sich eigentlich in einer Dauerkrise“, berichtet Inés Santaeulalia, Korrespondentin für die Zeitung „El País“ in Südamerika. „Es hat in den vergangenen vier Jahren sechs Präsidenten erlebt.“ Der peruanische Kongress torpediert seit Jahren jede Regierungsinitiative. „Es sind Abgeordnete ohne politische Basis, die eigentlich nur sich selbst oder irgendwelche Lobbys oder Unternehmen repräsentieren“, erklärt die Journalistin.
Als Pedro Castillo, ein Lehrer und Gewerkschaftler aus dem ländlichen Tacabamba, im Juli 2021 Staatspräsident wurde, war er ein Hoffnungsträger für viele Menschen. „Doch er hatte keine klare Linie, umgab sich erst mit Politikern der Linken, dann der Ultrarechten“, berichtet Inés Santaeulalia. Hinzu kamen Korruptionsvorwürfe. „Es war das Ende einer Hoffnung“, resümiert die Journalistin.