Mieten impossible? Wie junge Menschen an der Costa Blanca die Wohnungsnot erleben

Steigende Mieten tragen zur Wohnungsnot in Spanien bei und erschweren besonders jungen Menschen die Suche nach einer Wohnung. Wir haben junge Spanier an der Costa Blanca nach ihren Erfahrungen gefragt.
Benidorm/Torrevieja/Alicante - Die Mietpreise an der Costa Blanca werden seit ein paar Jahren immer teurer. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitut 40db sind mehr als 80 Prozent der Spanier beunruhigt über die hohen Wohnkosten und die Mehrheit der Menschen in Spanien zahlt über ein Drittel des Einkommens für die Miete oder die Hypothek. Wie ergeht es speziell jungen Leuten, die an der Costa Blanca wohnen, mit dieser Situation?
Ferienwohnungen und teure Mieten tragen zur Wohnungsnot an der Costa Blanca bei
In Benidorm begegnet man auf der Straße hauptsächlich Touristen, die an der Costa Blanca die Sonne genießen. Zwischen den Urlaubern sitzt Michelle Gil, die hier arbeitet und zusammen mit ihrer Tochter in einer Mietwohnung lebt. „So gut wie jeder, den ich kenne, hatte Probleme bei der Wohnungssuche in Benidorm und Umgebung“, meint sie, „die Vermieter in Spanien nutzen ihr Eigentum lieber als Ferienwohnung: So können sie höhere Preise verlangen und müssen die Häuser nicht teuer renovieren.“ Die 25-Jährige selbst ist aber zufrieden mit ihrer Wohnung und zahlt weniger als die Hälfte ihres Einkommens für die Miete. „Viele meiner Bekannten zahlen aber mehr, ich hatte einfach Glück mit meinem Vermieter“ erklärt Gil.
Laut dem Immobilienportal Idealista liegt der durchschnittliche Mietpreis pro Quadratmeter in Benidorm im März dieses Jahres bei 11,40 Euro und damit bei dem höchsten je gemessenen Wert in der Wolkenkratzer-Stadt an der Costa Blanca. „Ich glaube nicht, dass es heute realistisch ist, nur ein Drittel seines Einkommens für die Miete auszugeben“, äußert Cata Nazario, die in Benidorm durch die Stadt spaziert. „Die Mieten sind meist extrem hoch und man bekommt oft ein Loch im Boden für viel Geld“, bedauert Nazario, „oft liegen die billigen Häuser in Spanien zu weit außerhalb und sind schlecht an öffentliche Verkehrsmittel angebunden, oder sie sind nicht renoviert.“ Momentan lebt die 25-Jährige in einer WG und ist zufrieden, auch mit dem Preis. „Alleine könnte ich mir diese Wohnung allerdings nicht leisten“, betont sie.
Gesucht und (nicht) gefunden: Wohnungsnot in Spanien zeigt sich auch an der Costa Blanca
In Torrevieja, ebenfalls ein beliebter Urlaubsort an der Costa Blanca, berichten junge Einwohner von ähnlichen Herausforderungen und Wohnungsnot. Nicole de Soriano arbeitet als Aushilfe im Einzelhandel und hat gerade Mittagspause. „Unser Vermieter hat uns vor kurzem gekündigt, weil er die Wohnung an Ausländer verkaufen wollte, und jetzt wohne ich übergangsweise mit meinem Partner und unserem Kind bei seinen Eltern, weil wir keine Wohnung finden. Die Mieten in Spanien sind einfach zu hoch“, erklärt die 21-Jährige, „besonders in den Sommermonaten, da findet man in Torrevieja nur Ferienwohnungen.“
In den letzten zwei Jahren ist der Quadratmeterpreis für Mietobjekte laut Idealista in Torrevieja von 6,5 auf 8,8 Euro geklettert. „Die Preise für Wohnungen sind stark angestiegen“, stimmt auch die 33-jährige Paula Sánchez zu, „trotzdem hatten glücklicherweise weder ich noch mein Umfeld große Probleme bei der Wohnungssuche.“
Wohnungen während des Studiums sind an der Costa Blanca schwer zu finden
Und wie sieht es mit der Wohnungsnot in den größeren Städten an der Costa Blanca aus? Immerhin ziehen gerade diese viele junge Menschen zum Studieren und Arbeiten an. Diana Fuster kommt aus der Nähe von Benidorm und hat nach ihrem Studium in Alicante eine Arbeit gefunden. „Ich wohne immer noch in meiner Studenten-WG in Alicante und schon diese war sehr schwierig zu finden“, erklärt sie, „aber ich habe auch jetzt, wo ich mit dem Studium fertig bin, nach einer eigenen Wohnung gesucht und bisher nichts Bezahlbares gesehen“. Die Miete für ihre Wohnung sei zwar billig, aber – wie viele Studenten-WGs – bereits in die Jahre gekommen, und sie habe auch leider nur einen befristeten Mietvertrag. Diese sind in Spanien besonders für Studenten üblich.
Auch in Valencia zeigt sich eine ähnliche Situation. „Ich habe vor ein paar Jahren während meines Studiums in einer WG in Valencia gelebt“, berichtet Cata Nazario, „und nachdem ich ausgezogen war, hat der Vermieter grundlos die Miete um 200 Euro erhöht - von einem Jahr auf das andere“. Solche Geschichten sind vermutlich kein Einzelfall und tragen wesentlich zu der Wohnungsnot der jungen Menschen in Spanien bei. Inwieweit der Mietendeckel im neuen spanischen Wohnungsgesetz dabei Abhilfe schafft, bleibt abzuwarten.
Gesetze gegen Wohnungsnot in Spanien - ein Hoffnungsschimmer?
Gründe für die Wohnungsnot für junge Einwohner an der Costa Blanca gibt es verschiedene, wobei die steigenden Mieten in ganz Spanien ein Problem sind. „Die Löhne sind zu niedrig und sollten mit dem Mietpreis steigen“, erklärt der Großteil der Befragten an der Costa Blanca. Cata Nazario fügt noch hinzu, dass der Wohnungsmarkt in Spanien besser kontrolliert werden müsse. „Ferienwohnungen zum Beispiel sollten besonders an Orten wie Benidorm besser reguliert werden“, meint Nazario, „damit nicht jeder Vermieter sein Eigentum in ein Airbnb verwandeln und die Mieter einfach rausschmeißen kann.“
Um gegen die steigenden Mieten und die Wohnungsnot vorzugehen, hat sich die spanische Regierung unter Pedro Sánchez auf ein neues Wohnungsgesetz geeinigt, um unter anderem die Mieten in Zonen mit angespanntem Wohnungsmarkt zu deckeln. Michelle Gil ist jedoch kritisch gegenüber der neuen Regelung: „Die Vermieter machen eh, was sie wollen und werden irgendwo ein Schlupfloch finden“. Auch Nicole de Soriano bezweifelt, dass sich ihre Situation durch das Gesetz verbessern wird. Cata Nazario hingegen sieht die Regelung als „ersten Schritt in die richtige Richtung“, glaubt aber auch, dass es weitere Maßnahmen braucht, um die Mieten fairer zu gestalten. Ob sich die Situation für die jungen Spanier an der Costa Blanca wirklich verbessert, bleibt also abzuwarten.