Bauboom am Mar Menor: Neue Hochhäuser auf La Manga trotz Baustopps

Auf der schmalen Landzunge La Manga am Mar Menor reiht sich bereits ein Hochhaus an das andere. Jetzt sollen zwei neue Betontürme mit 416 Wohnungen hinzukommen - trotz Baustopps.
San Javier – Dass auf der schmalen Landzunge La Manga zwischen dem Binnenmeer Mar Menor und dem Mittelmeer im Südosten von Spanien noch Platz sein soll für neue Wohnungen, ist kaum zu glauben. Auf dem Sandstreifen, der ab den 1970er Jahren einen Bauboom erlebte, reiht sich bereits ein Hochhaus an das andere. Nun sollen weitere hinzukommen. Das Rathaus von San Javier in der Region Murcia hat vergangene Woche zwei Bauprojekte für die Konstruktion von 416 Wohnungen verteilt auf zwei Betontürme genehmigt. Der Aufschwung des Immobiliensektors geht auch am Mar Menor nicht vorbei, obwohl seit 2020 ein Baustopp zum Schutz der schwer angeschlagenen Lagune gilt.
Dass dennoch gebaut werden darf, begründete das Rathaus von San Javier damit, dass es sich um Grundstücke handelt, die vor Inkrafttreten des Moratoriums am Mar Menor als Bauland ausgewiesen wurden. Ebenso erfüllten die Pläne alle Voraussetzung, so dass die Lizenz erteilt werden musste. Die Besitzer hätten das Recht zu bauen. Der Baustopp betreffe neue Projekte, hieß es.
Mar Menor | |
---|---|
Fläche | 170 km² |
Mittlere Tiefe | 4 m |
Inseln | Isla Mayor, Isla Perdiguera, Isla del Ciervo, Isla Rondella, Isla del Sujeto |
300 neue Wohnungen sollen in der Nähe der Sportanlage hochgezogen werden, die restlichen 116 nördlich der Brücke Estacio am Mar Menor. Die Projekte verfügten über alle notwendigen Gutachten, sagte der Baustadtrat Antonio Martínez (PP). Das Wasserwirtschaftsamt des Segura CHS habe bestätigt, dass die Versorgung mit Wasser gesichert sei. Der Energiekonzern Iberdrola kündigte eine Verstärkung der Stromversorgung an. Zudem beinhalteten die Pläne auch Parkplätze.
Neuer Bauboom am Mar Menor: Zu viele Ferienwohnungen auf La Manga, zu wenig Hotels
La Manga sei bereits an der Kapazitätsgrenze angelangt, räumte der Stadtrat ein. Angesichts des Ungleichgewichts zwischen einem Überangebot an Ferienwohnungen, die fast nur im Sommer genutzt werden, und einem Mangel an Hotels hätte das Rathaus den Bau von Hotels am Mar Menor bevorzugt. Auf La Manga in San Javier gebe es nur noch fünf Grundstücke am Strand, die erschlossen werden könnten.
Auch in Los Alcázares und San Pedro del Pinatar macht sich die neu erwachte Bauaktivität bemerkbar, wenn auch keine Großprojekte entwickelt werden. Interesse besteht eher für Einfamilienhäuser mit Schwimmbad.
Neuer Bauboom am Mar Menor: Opposition befürchtet Immobilienexplosion nach Ende des Baustopps
Die Oppositionspartei Unidas Podemos (UP) befürchtet, dass es zu einer regelrechten „Immobilienexplosion“ am Mar Menor kommen könnte, wenn der Baustopp im August 2023 endet. Nach Ansicht von UP könnten zahlreiche Projekte in der Warteschlange stehen. Deshalb fordert die Opposition die Bürgermeister der Mar-Menor-Gemeinden, Cartagena, San Javier, Los Alcázares und San Pedro del Pinatar, auf, von sich aus das Moratorium zu verlängern.
Los Alcázares nimmt eine besondere Stellung ein. Ein Bauboom wäre heikel, denn die Gemeinde ist Überschwemmungsgebiet. Allein in sieben Monaten von Dezember 2019 bis März 2020 erlebten die Bewohner fünf Überflutungen, die erhebliche Schäden anrichteten. Das Rathaus schätzt die Verluste auf 200 Millionen Euro. Eine der Ursachen der wiederkehrenden Überschwemmungen ist, dass die Trockenflüsse, die bei Regen das Wasser aus Torre Pacheco Richtung Meer führen, mit Wohnsiedlungen, Straßen und Obst- und Gemüsefeldern bebaut wurden. Die Folge: Das Wasser sucht sich seinen Weg durch Los Alcázares und reißt mit, was sich ihm in den Weg stellt.