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Seepferdchen aus dem Aquarium: Neues Forschungszentrum für bedrohte Arten

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Von: Sandra Gyurasits

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Ein Seepferdchen schwebt über Seegraswiesen.
Seepferdchen aus dem Aquarium: In Murcia werden bedrohte Meeresbewohner nachgezüchtet. © Carm/Javier Murcia

Den Meeresbewohnern im Mar Menor und Mittelmeer geht es an den Kragen. Verschmutzung durch Dünger und Schwermetalle bedroht ihre Existenz. Nun sollen Seepferdchen, Seegras und Steckmuschel nachgezüchtet werden.

Cartagena – Mitten in einem der größten Umweltkatastrophengebiete Spaniens keimt wieder neues Leben. Ausgerechnet in der Bucht von Portmán in La Unión in Cartagena in der Region Murcia, die zum großen Teil unter Tonnen mit Schwermetallen kontaminiertem Abraum aus den alten Minen begraben liegt, steht eine Halle mit 25 Aquarien. In diesen Becken gedeiht, was im hoch belasteten Mar Menor und im Mittelmeer fast ausgestorben ist.

In den Aquarien werden Seegraswiesen, Seepferdchen – das Wahrzeichen des Mar Menor – und die vom Aussterben bedrohten Großen Steckmuscheln herangezogen. Zuständig für das Projekt ist das staatliche Unternehmen Tragsa für ländliche Entwicklung und Naturschutz. Fachleute überwachen die Aufzucht in den Becken. Die Blätter des Neptungrases wachsen gerade einmal einen Zentimeter pro Jahr, sagte ein Techniker gegenüber der Zeitung „La Opinión“. Wenn die äußeren Bedingungen optimal seien, könnten es auch bis zu fünf Zentimeter sein.

Seegras aus dem Aquarium: Seegras gedeiht und soll auf dem Meeresboden angepflanzt werden

Die ersten Ergebnisse der Keimung sind vielversprechend. Die Überlebensrate der Wasserpflanzen liege bei über 90 Prozent. Ziel ist es, das Seegras wieder auf dem Meeresboden anzupflanzen. Damit die Wurzeln auch genügend Halt finden, wird der Einsatz von wachsartigen Materialien untersucht. In einem Außengehege werden die Pflanzen in einem Teich mit 10.000 Litern Wasser getestet und analysiert, unter anderem wird untersucht, wie widerstandsfähig sie gegenüber verschiedenen Bedingungen sind wie Salzgehalt, Temperatur oder Nährstoffkonzentration im Wasser.

Die Aquarien von Portmán sind allerdings eine provisorische Einrichtung. Das spanische Umweltministerium lässt ein nationales Zentrum für die Bewahrung bedrohter Meeresarten im Mar Menor und im Mittelmeer in Águilas bauen. Das Gebäude entsteht auf einer 6.900 Quadratmeter großen Fläche in Las Lomas. Die 13 Millionen Euro teuren Bauarbeiten sollen im Juni 2024 fertig sein.

Seepferdchen aus dem Aquarium: Neues Forschungszentrum mit Becken und Teichen in Águilas

In dem neuen Zentrum in Águilas werden Becken und große Teiche angelegt, die mit Wasser aus dem Meer und der Entsalzungsanlage versorgt werden. In den Anlagen werden die Pflanzen mit biotechnologischen Methoden hergestellt. Neben den Seegraswiesen nehmen sich die Wissenschaftler in Águilas auch der Seepferdchen und Steckmuscheln an.

Die Zahl der Seepferdchen im Mar Menor ist von Millionen auf ein paar Tausend geschrumpft. Der Grund ist Sauerstoffmangel, der durch die massive Einleitung von nitrathaltigen Abwässern aus der Landwirtschaft und der dadurch bedingten Algenexplosion hervorgerufen wird. Der kleine Fisch ist auf eine intakte Vegetation am Meeresboden angewiesen, um sich vor Fressfeinden zu schützen und sich an den Halmen festzuhalten.

Bedrohte Meeresbewohner aus derm Aquarium: Bedingung ist ein Stopp der Verschmutzung

Für die Steckmuscheln war das Mar Menor eigentlich die Rettung. Ein Parasit hatte die Population im Mittelmeer stark reduziert. Durch die Verbindungskanäle zwischen Binnen- und Mittelmeer konnte das Meerestier in die Lagune quasi flüchten. Der hohe Salzgehalt schützte vor dem Schmarotzer. Doch nun töten Verschmutzung und Verfall die wertvolle Muschel, die über einen Meter lang und 20 Jahre alt werden kann.

Die Forscher des Zentrums in Águilas werden mit dem spanischen Institut für Ozeanographie in San Pedro del Pinatar zusammenarbeiten, mit dem Institut für Agrar- und Umweltforschung von Murcia und dem Aquarium der Universität Murcia. Águilas steigt damit in den Spitzenforschungsbereich auf. Es gibt jedoch eine bedeutende Bedingung, damit das Projekt kein teurer Fehlschlag wird. Die Verschmutzung des Mar Menor und des Mittelmeeres muss gestoppt werden, sonst ergebe die Wiederansiedlung bedrohter Arten keinen Sinn, hieß es.

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