Murcias Meisterwerke aus Trockenstein: Schneebrunnen als Weltkulturerbe

Wie die Menschen früher im Süden Spaniens ihre Getränke kühlten: Die Schneebrunnen in der Region Murcia sollen von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt werden.
Murcia – Die Region Murcia im Südosten von Spanien bemüht sich darum, dass ihre Trockensteinarchitektur, wie zum Beispiel Schneebrunnen, Öfen oder Schutzhütten, zum Weltkulturerbe erklärt wird. Techniker des Landesministeriums für Kultur sind dabei, die dafür nötigen Dokumente zusammenzustellen. Die Unesco hatte den Trockenmauerbau bereits im November 2018 in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Doch damals hatte es die Region Murcia versäumt, sich zu bewerben.
Dabei besitzt die Region Murcia eine ganze Reihe dieser traditionellen Bauten, die bis in die prähistorische Zeit zurückgehen. Beim Trockenbau handelt es sich um das Aufschichten von losen Natursteinen ohne Mörtel. So entstanden in der Region Murcia Schneebrunnen, Dämme, Öfen, Schutzhütten oder einfache Mauern, die die Bodenerosion und Wüstenbildung aufhalten sollten. Daher sind sie besonders heute landwirtschaftlich und ökologisch von großem Interesse in Spanien.
Murcias Meisterwerke aus Trockenstein: Schneebrunnen, Hühnerställe, Dämme
In Jumilla im Norden der Region Murcia zum Beispiel stehen 23 sogenannte „Cucos“ (Kuckuck) aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die von den Bauern als Unterstände, Heuschober oder Hühnerställe genutzt wurden. Außerdem verfügt die Gemeinde über 25 Kalk- und Brotbacköfen sowie über bis zu acht Meter hohe Steindämme.
Der Regionalpark Sierra Espuña ist ebenfalls voller Trockensteinbauten. Während der großen Aufforstung zwischen 1891 und 1903 wurden insgesamt 300 Kilometer Wege, Stützmauern und Dämme gebaut, die die Kraft des Wassers nach sintflutartigen Regenfällen bremsen sollten. Einige Trockensteinbauten in Murcia sollen wahre Meisterwerke sein.
Murcias Meisterwerke aus Trockenstein: Schneebrunnen können besichtigt werden
Erst kürzlich investierte die Landesregierung von Murcia 322.000 Euro, die zum großen Teil aus europäischen Fonds stammten, in die Restaurierung von zwei Schneebrunnen mit den Nummern elf und 13 in der Sierra Espuña. Das Ende der ein Jahr dauernden Arbeiten fiel zusammen mit der Erklärung der beiden Trockenbaumeisterwerken zum Gut von kulturellem Interesse (BIC).
Schneebrunnen Nummer elf ist mit einem Durchmesser und einer Tiefe von jeweils zwölf Metern einer der größten der insgesamt 28 Brunnen im Regionalpark. Die Kuppel war teilweise eingestürzt und wurde mit handgefertigten Ziegeln und Steinmauerwerk wieder aufgebaut. Brunnen 13 mit einem acht Meter großen Durchmesser ist wegen der kegelförmigen und spitzen Form seiner Kuppel einzigartig. Auch in diesem Fall musste die Dachkonstruktion erneuert werden. Beide Brunnen wurden für Besucher zugänglich gemacht. Ein Balkon, eine Wendeltreppe und ein Holzsteg erlauben den Blick ins Innere.
Die Schneebrunnen wurden im 16. und insbesondere im 17. und 18. Jahrhundert zur Lagerung von Eis aus der Sierra Espuña genutzt. Hier wurden Medikamente, Lebensmittel, Speiseeis und Getränke gekühlt.