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Schandfleck am Mar Menor: Hotel-Ruine auf La Manga vor Abriss

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Von: Sandra Gyurasits

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Riesiger Hotelbau mit zwölf Stockwerken auf La Manga am Mar Menor.
Mar Menor im Südosten von Spanien: Der Zwilling des Hotels Doblemar soll endgültig abgerissen werden. © Rathaus San Javier

Seit 50 Jahren wirft ein zwölfstöckiges Beton-Skelett seinen Schatten auf La Manga am Mar Menor im Südosten von Spanien. Mehrere Fristen für den Abriss der Hotel-Ruine verstrichen. Nun soll ernst gemacht werden.

San Javier – Seit fast 50 Jahren steht ein hässlicher, unfertiger Betonkoloss auf La Manga am Mar Menor in San Javier. Das, was die Stadt, die Bewohner und Geschäftsleute als Schandfleck und Imageschaden bezeichnen, sollte in den 70er Jahren das Vier-Sterne-Hotel Lagoymar und Touristenattraktion im Südosten von Spanien werden. Doch daraus wurde nichts. Das Betonskelett mit zwölf Stockwerken verfiel und wurde 2009 erstmals zur Ruine erklärt. 2017 wurde der Abriss angeordnet. Doch passiert ist: nichts. Das Geisterhotel wirft noch immer seinen Schatten auf La Manga am Mar Menor.

Der Eigentümer, das Unternehmen Intramanga Turística, wehrte sich immer wieder gegen den Abriss mit den Argumenten, dass der Zustand des Hotels nicht so schlecht sei und dass es fertiggebaut werden sollte. Auch die letzte vom Rathaus San Javier gesetzte Frist vom 28. Dezember 2022 verstrich. Nun will die Stadt ernst machen, den Abriss des baufälligen Gebäudes selbst übernehmen und die Kosten dem Besitzer in Rechnung stellen. Nach Berechnungen des Rathauses kommen dabei 700.000 Euro zusammen.

Spaniens Bausünden: 50-jährige Hotel-Ruine am Mar Menor stückweise zerlegen

Der Auftrag für den Abriss von Lagoymar könnte bereits in zwei Monaten vergeben werden, sagte Baustadtrat Antonio Martínez gegenüber den Medien. Das beauftragte Unternehmen benötige etwa sechs Monate für den Abriss mit Pausen zu Ostern und im Sommer, um die Touristen nicht zu belästigen. Der Betonturm werde nicht gesprengt, sondern stückweise zerlegt, um größere negative Auswirkungen auf die Umwelt des Mar Menor zu vermeiden, hieß es.

Das Hotel Lagoymar wurde damals von Tomás Maestre gebaut, der die Landzunge La Manga zu dem machte, was sie heute ist, eine Touristenhochburg. Dem Anwalt aus einer bekannten Geschäftsfamilie in San Javier gelang es, 1956 nahezu ganz La Manga zu kaufen und zu bebauen. Lagoymar wurde als Zwilling des Hotels Doblemar mit 500 Zimmern entworfen, das noch heute zu den größten Hotels der Region zählt. 2016 übernahm die mallorquinische Hotelkette Roc das Doblemar, gestaltete es um und wertete es auf. Die Gruppe hofft auf einen schnellen Abriss des unansehnlichen „Bruders“, der direkt neben dem Doblemar steht. Das Betonskelett verdirbt nämlich die Preise. Zimmer mit Blick auf das Lagoymar seien nur schwierig zu belegen. Wer schaut schon gerne auf eine der vielen Bausünden der spanischen Mittelmeerküste?

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Dennoch wird Tomás Maestre von vielen als großer Schöpfer angesehen, der La Manga zu einem internationalen Touristen-Hotspot machte. 1978 eröffnete er im Erdgeschoss des Doblemar Spaniens erstes Kasino, das ein goldenes Zeitalter erlebte und braungebrannte Berühmtheiten, Millionäre und arabische Scheiche am Roulette vereinte. Bis 1989 hielt die Glückssträhne. Dann entzog die Nationale Glücksspielkommission die Lizenz wegen Steuerschulden in Höhe von 250 Millionen Peseten, umgerechnet rund 1,5 Millionen Euro, und verworrener Besitzverhältnisse.

Das Lagoymar befindet sich weiterhin im Besitz der Familie Tomás Maestre, die hinter Intramanga Turística steht. Die Maestres und die Stadt San Javier streiten schon lange, nicht nur über den Abriss von Lagoymar. Beide Parteien fordern von der jeweils anderen Schulden ein.

Die Stadt reklamiert Steuerschulden in Höhe von 800.000 Euro. Der Besitzer habe seit 1974 keine Grundsteuer mehr für das Hotel bezahlt. Maestre verlangt im Gegenzug 700.000 Euro Miete für die unberechtigte Nutzung eines Grundstücks durch die Stadt in den Jahren 2001 bis 2018. Zudem unterstellte Maestre der Stadtregierung, im Jahr der Kommunal- und Regionalwahl im Mai die Aufmerksamkeit der Wähler von eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken.

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