Dem Mar Menor laufen die Touristen weg: Das hat ernste Folgen

Die Küstenorte am südlichen Mar Menor im Südosten von Spanien bekommen die Folgen der Verschmutzung besonders heftig zu spüren. Touristen bleiben weg und die einstigen Ferienparadiese geraten in ernsthafte Probleme.
Cartagena – Verschlammte Ufer, ungepflegte Strände, bröckelnde und zugemauerte Häuser an der Strandpromenade: Der Küstenort Los Nietos, der zu Cartagena im Südosten von Spanien gehört und direkt am Mar Menor liegt, verfällt, wie die Anwohner monieren. Die Touristen bleiben weg, Bars und Restaurants schließen, Wohnungen stehen leer, der Ort ist längst in eine Abwärtsspirale geraten. So wie Los Nietos ergeht es auch Los Urrutias, El Carmolí, Punta Brava oder Estrella de Mar.
Die Orte liegen am südlichen Mar Menor und bekommen die Verschmutzung der Lagune besonders heftig zu spüren, vor allem durch die großen Mengen an Schlamm und abgestorbenen Pflanzenresten, die sich an den Ufern sammeln und einen unansehnlichen Morast bilden. Reinigungstrupps haben vergangenes Jahr 1.522 Tonnen organischen Abfall aus dem Mar Menor entfernt, wie das Landesministerium für Umwelt mitteilte.
Mar Menor mit Problemen: Keine Touristen, kein Reichtum: Wirtschaft fordert Maßnahmen
Viele Geschäftsleute bangen um ihre Existenz, denn ohne Tourismus gebe es keinen Wohlstand. Deshalb fordern Cartagenas Wirtschaftverbände und die Handelskammer von der Landes- und der Zentralregierung von Spanien einen sofortigen Plan zur Förderung des Tourismus für dieses Gebiet. Die Liste der Vorschläge ist lang. Ein Thema ist die Reinigung der Strände das ganze Jahr über besonders in Los Nietos und Los Urrutias, die Reparatur der Straßen und einen Plan, die vielen leerstehenden, mit Brettern verrammelten und halb verfallenen Häusern wieder aufzumöbeln. Ein besonderes Ärgernis für die Anwohner ist ein italienisches Restaurant, das bereits seit fünf Jahren geschlossen ist. Seitdem sammeln sich im Innenhof Unkraut, Müll und Nagetiere.
Nachbarschaftsvereine und Geschäftsleute fordern zudem eine bessere Anbindung an den Flughafen in Murcia, eine direkte Busverbindung nach Cartagena, einen Fahrrad- und Fußgängerweg, der die Orte am Mar Menor miteinander verbindet, Sportmöglichkeiten und Gesundheitszentren, die das ganze Jahr über geöffnet sind. Unternehmen, die wegen des schlechten Zustands des Mar Menor wirtschaftliche Einbußen haben, sollen Unterstützung bekommen.
Mar Menor mit Problemen: Drogendealer und Hausbesetzer in Los Nietos in Cartagena
Los Nietos hat zu dem liederlichen Bild, das der Ort an der Küste Spaniens abgibt, noch weitere Probleme. Anwohner klagen schon lange über eine stetig zunehmende Kriminalität und Hausbesetzungen. Sie bezeichneten das Zusammenleben in dem rund 1.300 Einwohner zählenden Ort als „unerträglich“. Einbrüche in Häuser und Geschäfte, Schlägereien auf der Straße, Hausbesetzer, die sich gewaltsam Zugang zu Wohnungen verschafften, und der Drogenhandel würden Los Nietos zu einem No-Go-Viertel machen.
Erst im Januar wurde eine 26-jährige mutmaßliche Hausbesetzerin bewusstlos auf dem Boden liegend gefunden. Die Sanitäter konnten nur noch den Tod der jungen Frau feststellen. Todesursache ist aller Wahrscheinlichkeit nach eine Überdosis Drogen. Viele Bewohner hätten Angst und würden keine Anzeige erstatten, sagte José Manuel Valls, Mitglied der Nachbarschaftsvereinigung von Los Nietos, gegenüber der Zeitung „La Verdad“. Deshalb verpufften auch die Forderungen nach mehr Polizeikontrollen, weil es keine Beschwerden gebe.