Mikroplastik in Spanien: Am meisten Müll schwimmt vor Murcia und Alicante

Mikroplastik ist überall. Zu diesem Ergebnis kommen Umweltschützer, die zwei Jahre lang an der spanischen Mittelmeerküste von Alicante über Murcia nach Granada schwimmenden Müll aus dem Wasser gefischt haben.
Murcia – Die Umweltorganisation Anse (Asociación de Naturalistas del Sureste) aus Murcia im Südosten von Spanien hat die Ergebnisse einer zwei Jahre dauernden Kampagne gegen die Vermüllung der Meere vorgestellt. Mit Unterstützung mehrerer NGOs wie SEO/BirdLife und Ecoembes stach Anse mit seinem Segelschiff „Else“ zwischen 2020 und 2022 vier Mal in See und fuhr die Küste von Cabo de Palos in Cartagena über Mazarrón und Vera in Almería bis nach Motril in Granada ab, um schwimmenden Müll von der Oberfläche und der Tiefe einzusammeln und zu registrieren.
Dabei legten die Umweltschützer aus Spanien insgesamt 4.500 Seemeilen zurück, was rund 8.300 Kilometern entspricht. Bei dem Abfall handelte es sich zu 94 Prozent um Plastikgegenstände, vor allem waren es Getränkeflaschen und Bruchstücke unterschiedlicher Größe und Herkunft.
Mikroplastik an Spaniens Küste: 30 Kunststoffpartikel pro Quadratkilometer vor Murcia und Alicante
Den meisten Plastikmüll fischte die „Else“-Besatzung in Ufernähe aus dem Wasser, besonders viel schwamm vor der Küste der Region Murcia und südlich von Alicante. Anse registrierte hier 30 Kunststoffobjekte pro Quadratkilometer an der Oberfläche. An der Küste von Almería und Granada wurden dagegen nur sieben Plastikobjekte pro Quadratkilometer verzeichnet. Zur Begründung hieß es, dass die beiden „saubereren“ Provinzen am Alborán-Meer liegen, dem westlichsten Teil des Mittelmeers, der durch einfließendes Atlantikwasser stärker verdünnt wird als das östliche Mittelmeer von Spanien.
Die gesamte Menge an Müll sei ein Beweis für das Ausmaß der Verschmutzung, hieß es. Nach Ansicht von Anse werden die Massen möglicherweise noch unterschätzt, da sich die Kunststoffabfälle unter der Einwirkung von Sonne und Salzwasser zersetzen, zu Mikroplastik werden, auf dem Meeresboden verschwinden und nicht mehr sichtbar sind.
Mikroplastik an Spaniens Küste: Wasser im Mittelmeer braucht 100 Jahre, um sich zu erneuern
Das Mittelmeer sei eines der am stärksten verschmutzten Meere der Welt, so Anse. Als halbgeschlossenes Meer brauche das Wasser durchschnittlich 100 Jahre, um sich vollständig zu erneuern. Das bedeute, feste und flüssige Schadstoffe werden nur langsam abgebaut, während die Verschmutzung durch zugebaute Küsten und intensiven Schiffsverkehr zunehme.
Anse entnahm zudem Meerwasserproben entlang der Südostküste von Spanien und ließ sie untersuchen. Das Resultat: Mikroplastik wurde in allen Proben gefunden. So entdeckten Biologen beim Blick durchs Mikroskop unter lauter kleinen Krebstieren zum Beispiel auch ein orangefarbenes, ein Millimeter langes Stückchen Plastik. In bestimmten Gebieten sammeln sich durch Strömung und Wind besonders viele Plastikfragmente und Textilfasern, die am Plankton hängen bleiben und so in die Nahrungskette gelangen können.
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