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Wo Spanien langsam ausstirbt: Dem Inland von Murcia laufen die Bewohner weg

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Von: Sandra Gyurasits

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Blick auf die Altstadt von Cehegín in dre Region Murcia mit einem Sonnenuntergangs-Himmel im Hintergrund.
Wo Spanien Einwohner verliert: Cehegín im Inland der Region Murcia gewinnt zwar Tourismus-Preise, aber keine neuen Bürger. © Carm

Die Region Murcia wächst, aber nicht überall gleichermaßen. Während die großen Städte Einwohner gewinnen, blutet das Inland aus. Betroffen sind auch zwei Dörfer, die zu den schönsten der Region zählen.

Murcia – Die Region Murcia im Südosten von Spanien gewinnt stetig an Einwohnern hinzu. Allein im vergangenen Jahr wurden 13.392 Bürger mehr gezählt. Doch der Zuzug verteilt sich ungleich. Während es immer mehr Menschen in die drei großen Städte Murcia, Cartagena und Lorca zieht, blutet das regionale Inland aus. Gemessen an der Bevölkerungszahl sind Moratalla und Cehegín am stärksten geschrumpft, wie Daten des Nationalen Instituts für Statistik (INE) belegen. Demnach hat Moratalla in den letzten zehn Jahren 537 und Cehegín sogar 1.538 Bewohner verloren. Der Trend setzt sich fort.

Der Einwohnerschwund hat enorme wirtschaftliche und soziale Auswirkungen. Die Gemeinden der Region verarmen, die produktive Tätigkeit nimmt ab, Arbeitsplätze verschwinden, was wiederum zur Abwanderung der Menschen führt. Eine Art Teufelskreis, dem die murcianischen Kommunen mit ihren begrenzten Mitteln nur wenig entgegensetzen können.

Wo Murcias Bevölkerung schrumpft: Moratalla und Cehegín laufen die Einwohner weg

Dabei haben die Inland-Dörfer der Region Murcia touristisch viel zu bieten. Sie sind noch Geheimtipps, nicht überlaufen, umgeben von Naturschutzgebieten, blicken auf eine reiche Geschichte zurück und verfügen über ein umfangreiches kulturelles Erbe. Moratalla und Cehegín beherbergen eine große Sammlung an mediterraner Höhlenmalerei, die aus der Frühzeit stammt, 10.000 bis 4.400 vor Christus. Die Felskunst ist Weltkulturerbe.

Die Unesco erhob die so genannte traditionelle Tamborrada zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit. Dabei handelt es sich um eine große Ansammlung von Trommlern, die alle gleichzeitig in einer intensiven und rhythmischen Weise spielen, sowohl tagsüber als auch nachts. Die Altstadt von Cehegín wurde 1982 vom spanischen Kulturministerium zum kunsthistorischen Denkmal erklärt.

Bei touristischen Online-Portalen sind Moratalla und Cehegín längst keine Unbekannten mehr. Die Reise-Webseite Musement preist Moratalla als schönstes Dorf der Region Murcia an. Der US-amerikanische Ferienwohnungsvermittler Home Away hat Cehegín aus 20 Kandidaten ausgewählt und der Gemeinde den Titel „Maravilla Rural“ (Ländliches Wunder) verliehen.

Murcias Bevölkerung schrumpft: Reindustrialisierung, Autobahn und Internet sollen helfen

Doch offensichtlich reicht eine gute Werbung im Internet gegen Einwohnerschwund nicht aus. Um der Entvölkerung Einhalt zu gebieten, sei eine Reindustrialisierung des Nordwestens der Region unabdingbar, sagte der Bürgermeister von Cehegín, Jerónimo Moya (Ciudadanos), der befürchtet, dass, wenn es keine Investitionspläne der Landesregierung von Murcia gebe, Gemeinden wie Cehegín zu Schlafstädten ohne wirtschaftliches Leben werden könnten.

Ein Blick von oben auf die Stadt Moratalla in der Region Murcia.
Wo Spanien ausblutet: Moratalla im Inland von Murcia leidet unter Einwohnerschwund. © Rathaus Moratalla

Moratalla hat noch ein strukturelles Problem. Die Gemeinde ist flächenmäßig die drittgrößte der Region. Die Außenbezirke sind jedoch bis zu 57 Kilometer von der Stadt Moratalla entfernt. Seit 20 Jahren führe das Rathaus einen aussichtslosen Kampf, um die Straße ins 30 Kilometer entfernte Benizar instand zu setzen, monierte Bürgermeister Jesús Amo (PSOE). Wie solle es für junge Menschen attraktiv sein, hier zu leben, wenn es an Infrastruktur und Fördermaßnahmen fehle, es keine Unternehmen gebe und das Internet nicht überall funktioniere, fragt Amo.

Murcias Bevölkerung schrumpft: Sonderstellung von Mazarrón

In einem sind sich die betroffenen Gemeinden einig: Es brauche eine Nordautobahn, denn eine gute Anbindung bedeute Entwicklung, wie es die Küstenregion um die Autobahn A-7 beweise. Eine Sonderstellung nimmt übrigens der Ort Mazarrón ein. Paradoxerweise hat ausgerechnet die touristische Küstenstadt in den vergangenen zehn Jahren einen Bevölkerungsschwund von 1.708 Menschen erfahren, mehr als Cehegín.

Der enorme Rückgang sei auf die Wirtschaftskrise zurückzuführen, heißt es. Zwischen 2013 und 2016 verließen vor allem Ecuadorianer die Stadt, die im Zuge des Baubooms gekommen waren. Dennoch hat Mazarrón kein allzu akutes Problem. Mit insgesamt 33.700 Einwohnern im Jahr 2022 hat die Stadt 712 mehr als 2021.

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