Wale und Delfine vor der Küste von Spanien: Giftige Substanzen im Fett

Wissenschaftler der Universität in Murcia haben Gewebeproben gestrandeter Wale und Delfine analysiert. Das Ergebnis: Im Mittelmeer von Spanien schwimmen eine Menge Schadstoffe, die sich im Fett der Tiere wiederfinden.
Murcia – Wie verschmutzt ist das Mittelmeer in Spanien, wie geht es den Walen und Delfinen, die vor der Küste von Murcia unterwegs sind und warum ist das wichtig für den Menschen? Diesen Fragen ist ein Forschungsteam um die promovierte Toxikologin Emma Martínez López von der Universität in Murcia nachgegangen.
Die Wissenschaftler nahmen sich dutzende von Walen und Delfinen vor, die in der Zeit von 2011 bis 2018 an der Küste von Murcia im Südosten von Spanien strandeten. Sie untersuchten Gewebeproben der Meeressäuger auf chemische Schadstoffe. Die Proben wurden von der Auffang- und Erholungsstation für Wildtiere in El Valle bei Murcia zur Verfügung gestellt.
Umweltverschmutzung in Spanien: Verbotene Insektizide im Fett von Walen aus Murcia gefunden
Das Ergebnis wurde kürzlich in der Fachzeitschrift „Science of Total Environment“ veröffentlicht. Demnach reichern Wale und Delfine in ihrem Speck Schadstoffe an, die sich nur sehr langsam abbauen und die hauptsächlich durch Landwirtschaft und Industrie – also durch menschliche Aktivitäten - ins Wasser gelangten. Die Forscher wiesen im Gewebe der Tiere giftige und krebsauslösende Chlorkohlenwasserstoffe nach wie sie in Pestiziden und in der Industriechemikalie PCB (Polychlorierte Biphenyle) vorkommen sowie auch Polybromierte Diphenylether (PBDE), die als Flammschutzmittel in vielen Kunststoffen und Textilien eingesetzt wurden und werden.
Am häufigsten fanden die Wissenschaftler das seit den 1970er Jahren in westlichen Industrienationen verbotene Insektizid DDT und seine Abbauprodukte sowie PCB und Methoxychlorid, ein ebenfalls verbotenes Insektizid. PBDEs kamen in geringerer Konzentration vor. Die Forscher stellten auch einen Unterschied zwischen den acht Wal- und Delfinarten fest, die sich vor der Küste von Murcia bewegen. Die Blau-Weißen Delfine wiesen die höchsten Konzentrationen der meisten Schadstoffe auf, was auf Unterschiede in der Ernährung und im Fressverhalten zurückzuführen ist. Die meisten persistenten Schadstoffe werden von dem Muttertier auf ihr Junges übertragen.
Umweltverschmutzung in Spanien: Schadstoffe stammen aus Landwirtschaft und Industrie in Murcia
Die Wale und Delfine seien nicht erst vor Kurzem den Schadstoffen ausgesetzt worden, hieß es in dem Fachartikel. Der Fall DDT beweise, dass chemische Verbindungen jahrelang um Wasser bestehen bleiben und sich im Organismus von Delfinen, Grind-, Finn- und Pottwalen absetzen. Besonders DDT gilt als stabil und gut fettlöslich. Das äußerst wirksame Mittel gegen Pflanzenschädlinge und Malaria übertragende Insekten wird noch immer in Afrika verwendet.
Die toxischen Substanzen im Fettgewebe der Wale stimmten mit den Begebenheiten an Murcias Küste überein, erklärte Toxikologin Emma Martínez López gegenüber der Zeitung „La Verdad“. Es gebe weniger Städte, dafür viel Landwirtschaft und eine mächtige Chemie- und Erdölindustrie im Hafen von Cartagena. Die Giftstoffe aus den wirtschaftlichen Tätigkeiten in Küstennähe würden über die Luft und durch die Flüsse ins Meer getragen, gelangten damit auch in die Nahrungskette und kämen schließlich beim Menschen an.
Umweltverschmutzung in Spanien: Auch belastete Wale belkommen wie Krebs
Die Überwachung der Schadstoff-Konzentration im Meer sei immens wichtig, sagte Martínez López. Der Nachweis von giftigen Substanzen in Walen sei ein Alarmzeichen für die Gesundheit des Menschen. Als Säuge- und Raubtiere reicherten Wale und Delfine ähnlich wie Menschen Schadstoffe an, die auch in den Meerestieren ähnliche Krankheiten wie beim Menschen auslösten, wie neurologische Veränderungen oder Krebs.